Auf- und Abwertung einer Währung

Änderungen des Wechselkurses können signifikante Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung eines Landes haben. Werden Währungen aufgewertet, so steigt ihr Preis auf dem Devisenmarkt. Werden Sie allerdings abgewertet, so sinkt auch ihr Preis.

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: March 18, 2024

Author Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Dass eine Währung auf- und abgewertet werden kann, ist kein Spezialwissen studierter Ökonomen. Gerade aufmerksame Leser tagespolitischer Literatur kennen den Begriff, sobald es wieder um Griechenland geht, deren Mitgliedschaft im Euro ihnen die Möglichkeit genommen hat, die internationale Wettbewerbsfähigkeit durch eine Abwertung der eigenen Währung wieder herzustellen.

    Doch was genau ist mit einer Auf- bzw. Abwertung gemeint? Wie genau sehen Sie aus, welche Mechanismen stecken dahinter und welche Auswirkungen ziehen sie nach sich?

    Aufwertung einer Währung

    • Eine Aufwertung ist gut für den Import, aber schlecht für den Export und den Inlandstourismus.

     

    Unter der Währungsaufwertung wird die Erhöhung des nominalen Wechselkurses der inländischen Währung gegenüber einer Fremdwährungen bezeichnet. Im Fachjargon heißt dieser Vorgang Revaluation. Wie so fast alles im Leben hat dieser Vorgang Vor- und Nachteile.

    Für ein Land wie Deutschland, das viele Waren ins Ausland exportiert, bedeutet das, dass die Exporte teurer werden und ausländische Touristen bei ihrem Besuch tiefer in die Geldbörse greifen müssen. Andererseits werden Importe billiger.

    Um das Geschriebene durch ein Beispiel zu veranschaulichen, nehmen wir mal an, ein Dollar kostet ein Euro. Nun kommt es zu einer Aufwertung des Euros um 20 Prozent. Das bedeutet, ein Euro kostet nun 1,20 Dollar. Für eine Ware im Gegenwert von 100 Euro muss ein amerikanischer Importeur nun 20 Dollar mehr zahlen, der Export aus dem Land mit einer aufwerteten Währung wird demnach teurer.

    Andererseits jedoch werden die Importe billiger. Wenn eine Ware aus den USA 100 Dollar kostet, muss ein Importeur aus der Eurozone nach der Aufwertung nur noch 83,33 Dollar zahlen. Da alle Rohstoffe in Dollar gehandelt werden, werden diese nun auch preiswerter. Verbraucher merken dies am ehesten an der Tankstelle, wenn die Benzinpreise sinken.

    Man kann daher nicht generell sagen, dass eine Aufwertung der Währung immer gut oder schlecht ist. Ein Faktor ist natürlich die wirtschaftliche Struktur des einzelnen Landes. Ist ein Land von Export abhängig, ist eine Aufwertung eher schlecht. Ähnliches gilt für Länder, die stark vom Tourismus abhängig sind.

    Abwertung einer Währung

    • Eine Abwertung ist gut für den Export und den Tourismus, schlecht aber für den Import.

    Von einer Abwertung spricht man dann, wenn die eigene Währung im Vergleich zur Fremdwährung an Wert verliert. Die Auswirkungen sind das genaue Gegenteil von dem, was eine Aufwertung nach sich zieht. Importe werden teurer und Exporte billiger.

    Auch hier soll zur besseren Veranschaulichung ein Beispiel genannt werden. Greifen wir die Zahlen von oben noch einmal auf. Liegt der Euro bei 1,20 Dollar, kostet eine Ware im Gegenwert von 100 Euro 120 Dollar. Wird durch eine Währungsabwertung Parität erreicht, kostet die Ware nun 100 Dollar.

    Allerdings steigen die Kosten für den Import. 100 Dollar kosteten vorher 83,33 Euro, nun 16,67 Euro mehr. Für Exporteure kann eine Abwertung zu einer Umsatzsteigerung führen, für den Importeur dagegen zu Umsatzeinbußen.

    Abwertung als wirtschaftspolitische Maßnahme

    Wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Belebung der eigenen Wirtschaft basieren genau auf diesen Überlegungen. Nicht wenige Länder haben in Zeiten einer wirtschaftlichen Rezession ihre Währung abgewertet, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit wieder herzustellen. Als Beispiele seien hier Kanada und Finnland Anfang der 1990er Jahre genannt, bei denen Abwertungen als ein Bestandteil wirtschaftspolitischer Reformen geschahen.

    Griechenland und andere Eurostaaten mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten ist die Maßnahme der Abwertung genommen worden. Es gibt Ökonomen, die diesen Ländern eine bessere wirtschaftliche Situation zusprechen, wenn sie nicht im Eurosystem eingebunden wären.

    In Finnland gibt es derzeit ähnliche Diskussionen. Dass der schwedische Nachbar seit der Krise ein besseres Wirtschaftswachstum zu verzeichnen hat, wollen manche Finnen darin erkennen, dass sie immer noch ihre Krone haben und eine flexiblere Wirtschaftspolitik betreiben können.

    Allerdings sollte man sich nicht nur auf die Abwertung der Währung alleine verlassen; sie kann nur eine Maßnahme von vielen sein. Manche Ökonomen kritisieren die einseitige Sicht so mancher Politiker, die das Heil in einer Abwertung sehen und notwendige Reformen so aufschieben.

    Wie aber kann eine Abwertung vollzogen werden? Bei dieser Frage muss man erst einmal eine Unterscheidung treffen zwischen den verschiedenen Arten der Wechselkurse unterscheiden.

    Bei einem festen Wechselkurs, in dem der Staat oder die jeweilige Zentralbank einfach die Wechselkurse festsetzt, genügt es, die Währung einfach zu verbilligen. In allen anderen Fällen muss die Zentralbank auf dem Devisenmarkt sich aktiv einmischen.

    Die Politik des billigen Geldes

    Wenn die Notenbank den Leitzins derart stark senkt, dass es für Banken immer billiger wird, sich Geld von ihr zu leihen, spricht man von der „Politik des billigen Geldes“. Als Leitzins wird der von der zuständigen Zentralbank festgelegte Zinssatz bezeichnet, zu denen Geschäftsbanken bei einer Zentral- oder Notenbank Geldsummen beziehen oder anlegen können. In der Eurozone ist die Europäische Zentralbank ( EZB ) für die Festlegung der Leitzinsen zuständig.

    Der Gedanke dahinter hat zweierlei Stoßrichtungen.

    1. Erstens soll nach innen Banken ermuntert werden, verstärkt Kredite zu vergeben, um so die Investitionsfreudigkeit von Unternehmen zu steigern. Außerdem sollen Privatleute zu mehr Konsum angeregt werden. Beides soll der wirtschaftlichen Entwicklung zugute kommen.
    2. Zweitens gilt die Stoßrichtung nach außen. Durch solch eine Abwertung der eigenen Währung, so die Hoffnung der Zentralbanker, soll der Export gesteigert werden. Dieser Gedanke ist mittlerweile so stark etabliert, dass keiner mehr eine starke Währung haben möchte, dass sowohl Politiker als auch Notenbanken in ihrer Mehrheit keine starke Währung mehr haben möchten.

    Inflation

    • Zentralbanken und Politiker streben eine Inflation von rund 2 Prozent pro Jahr an.

    In einer Wirtschaftsordnung, in denen die Zentralbanken gegenüber der Regierung nicht weisungsgebunden sind, beschließt die Zentralbank selber, wie hoch der Leitzins ist. Ihr Streben nach einer Abwertung der eigenen Währung liegt in dem Ziel begründet, keine wirtschaftliche Stagnation zuzulassen.

    Dem Dogma zufolge, dem alle Zentralbanken folgen, hat das frühere Gespenst der Inflation schon lange an Schrecken verloren. Durch die Inflation können sich die Menschen für ihr Geld weniger kaufen. Die Kaufkraft sowie der Wert des Geldes sinken. Dementsprechend investieren Unternehmen durch die höheren Preise weniger und müssen ihre Abgabepreise erhöhen, um die anfallenden Kosten zu decken. Eine Inflation in gesunden Maßen wird jedoch als Wohltat für die Wirtschaft gesehen, während eine Deflation verteufelt wird.

    Der Gedanke dahinter ist relativ simpel: Eine Geldentwertung soll Unternehmen zwingen, früher ihr Geld zu investieren, da die Investition ein Jahr später schon mehr Geld kostet. Diese Investitionen sichern den Umsatz anderer Firmen (etwa der Lieferanten und Zulieferfirmen), die die wiederum mehr Mitarbeiter einstellen, um die steigende Nachfrage bewältigen zu können.

    Dieser ganze Anreiz geht verloren, wenn das Geld nicht an Wert verliert oder sogar im Rahmen einer Deflation an Wert zulegt. Gerade bei Letzterem, so die Theorie weiter, schieben Unternehmen Investitionen auf die lange Bank und hoffen, dass sie im Laufe der Zeit noch billiger werden.

    Dieses Szenario soll durch eine gezielte Inflation von ca. 2 Prozent verhindert werden.

    Quantitative Easing

    • Auch monetäre Lockerung genannt. Zentralbanken fluten den Markt mit billigem Geld und wollen so die Währung abwerten.

    Wenn die Zentralbank den Leitzins massiv senkt, um diese Entwicklung einzuleiten, setzt sie damit gezielt viel Geld in den Wirtschaftskreislauf. Das hat zur Folge, dass die eigene Währung en masse auf dem Markt vorhanden ist, das Angebot die Nachfrage auf dem Devisenmarkt bei weitem übersteigt und der Wert des Geldes im Bezug zu anderen Währungen an Wert verliert.

    Das ist keine unerwünschte Nebenwirkung von den Notenbanken, sondern eine gezielte Maßnahme, denn sie hofft, auf diese Weise sowohl den Export als auch die inländische Konsumfreude zu stärken.

    Diesen Vorgang kennt man auch als Quantitative Easing und kann man derzeit auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) unter der Führung von Mario Draghi beobachten.

    Welche Rolle spielt der Leitzins bei der Abwertung?

    • Ein hoher Leitzins führt in der Regel zu einer Aufwertung und ein niedriger zu einer Abwertung der Währung.

    Banken beschaffen sich das Geld bei den Zentralbanken. Sie kriegen dieses Geld aber nicht umsonst, sondern müssen es sich leihen. Wie immer bekommt man nichts umsonst: Die Banken müssen als Gebühr den von der EZB festgesetzten Leitzins zahlen.

    Ist er hoch, so zögern sie, es zu nehmen, denn um selber Geld zu verdienen, müssen sie es zu hohen Zinssätzen an die Verbraucher weiter geben. Das kann abschreckend wirken, gerade dann, wenn man das Geld als Verbraucher nicht unbedingt benötigt.

    So hoffen Zentralbanken, eine hohe Inflation bekämpfen zu können. Die FED (Federal Reserve Bank – Zentralbank der USA) hat 1980 den Leitzins kurzzeitig auf 20 Prozent erhöht, um die Inflation im zweistelligen Prozentbereich zu stoppen. Da nicht mehr so viel Geld im Umlauf ist, sinkt das Angebot und die Währung wird aufgewertet. Das verteuert Exporte.

    Wenn die Notenbank den Leitzins senkt, hofft sie auf eine gegenteilige Wirkung.

    Der Devisenmarkt

    Der Devisenmarkt stellt den Markt für den Handel mit Fremdwährungen (Devisen) oftmals an einer speziellen Devisenbörse dar. Hier bildet sich der Devisenkurs, welcher der Wechselkurs als Preis (Gegenwert) einer ausländischen Währung im Verhältnis zu einer inländischen in Systemen flexibler Wechselkurse abbildet. Übersteigt das Angebot die Nachfrage, wird die Währung abgewertet. Übersteigt die Nachfrage das Angebot, wird die Währung aufgewertet.

    Wechselkurssysteme im Überblick

    Fester Wechselkurs Wechselkurs bleibt stabil Bis vor Kurzem unternahm die Schweizerische Nationalbank alles, um den Kurs des Euro auf konstant 1,20 CHF zu halten.
    Flexibler Wechselkurs Wechselkurse schwanken und richten sich nach Angebot und Nachfrage Der Dollar variiert zum Euro. Die Schwankungen sind teilweise enorm.
    Nominaler Wechselkurs Gibt den Preis einer Währung in einer Fremdwährung an 1 Euro kostet 1,06 $
    Realer Wechselkurs Arbeitet mit repräsentativen Warenkörben Am bekanntesten ist der Big Mac-Index, der schaut, wie teuer die einzelnen in den Ländern sind.

     

    Auf- und Abwertungen auf dem Devisenmarkt

    Eine Rolle in diesem Kontext spielen die Wechselkurssysteme. Währungen werden auf dem Devisenmarkt gehandelt, wo das Prinzip von Angebot und Nachfrage gilt.

    • Übersteigt das Angebot die Nachfrage, so sinkt der Wechselkurs. Ist die Nachfrage größer als das vorhandene Angebot, so sinkt die Währung: Sie wird durch die Gesetze des Marktes abgewertet. Als Akteure treten hier internationale Großinvestoren auf (international agierende Großbanken, Versicherungsunternehmen, institutionelle Anleger, private Kleinanleger). Diesen Grundmodus nennt man ein flexibles Wechselkurssystem.
    • Manchmal agieren auch Zentralbanken auf dem Devisenmarkt, wie vor Kurzem die Schweizerische Nationalbank (SNB), die massenweise Euro aufkaufte, um so die eigene Währung abzuwerten. Sie hielt den Wechselkurs 1 Euro gleich 1,20 Franken. Das Ziel war klar: Die Exporte sollten nicht teurer werden und, für die Schweiz wichtiger als für Deutschland, sollte ein Aufenthalt in der Eidgenossenschaft für Touristen nicht unerschwinglich teuer werden. Wenn die Zentralbank massiv interveniert, um einen festen Wechselkurs zu halten, spricht man von einem fixen Wechselkurssystem.

    Wechselkurse: Zwei Arten der Bestimmung

    Beim Wechselkurs nimmt man allerdings noch zwei weitere Unterscheidungen vor, nämlich zwischen dem nominalen und dem realen.

    1. Nominaler Wechselkurs
      Der nominale Wechselkurs stellt das Austauschverhältnis zwei verschiedener Währungen zueinander dar. Der nominale Wechselkurs beschreibt den Preis für eine Währung in einer Fremdwährung. Jeder, der in den Urlaub fährt und Geld umtauschen muss, kennt dieses Prozedere.
    2. Realer Wechselkurs
      Mit einem realen Wechselkurs kann der Tourist dagegen erst einmal wenig anfangen. Bei ihm werden repräsentative Warenkörbe gekauft und gezeigt, wie teuer sie sind. Dieser Index sagt erst einmal über den absoluten Gegenwert wenig aus. Man weiß in erster Linie nur, wie viel von der jeweiligen Währung aufgebracht werden muss, mehr Vergleiche hat erst einmal nicht. Sie sind erst aussagekräftig, wenn man die Stundendauer in den Vergleich miteinbezieht, wie lange man jeweils für eine solchen Warenkorb arbeiten muss oder wenn man die Entwicklung über einen längeren Zeitraum beobachtet und die Veränderungen im Laufe der Zeit berücksichtigt. 

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