Avalkredit

Ein Avalkredit oder ein Bankaval entspricht einer Bürgschaft beziehungsweise einer Garantiezusage durch eine Bank an einen Avalnehmer. Gegen eine Gebühr steht das Kreditinstitut damit als Bürge für bestimmte Verbindlichkeiten ein. Unternehmen oder Privatpersonen nutzen Avalkredite für unterschiedliche Zwecke. Was kennzeichnet diese Form der Kreditleihe im Detail, wann eignet sie sich und welche Kosten zieht sie nach sich?

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: August 22, 2023

Author Daniel Winterl

Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Sicherheit ist insbesondere bei neuen und ausländischen Geschäftspartnern von großer Bedeutung. Banken und in selteneren Fällen auch Versicherungen bieten Ihnen als Unternehmer die Option eines Avalkredits an, um dem Lieferanten oder Auftragsgeber gegenüber die eigene Zahlungskraft zu versichern. Dadurch erhalten diese eine Avalgarantie (italienisch „avallo“: Bürgschaft), dass die vereinbarten Verpflichtungen vertragsgerecht erfüllt werden können.

    Indem die Bank eine solche Eventualhaftung ausspricht, fließen bei einem Avalkredit keine Gelder an den Bankkunden, wie bei einem Kredit im Sinne einer Geldleihe (beispielsweise bei einem privaten Darlehen). Denn die Bank spricht mit der Kreditleihe zunächst lediglich eine Garantie für ihre Kreditwürdigkeit aus. Wenn Sie stattdessen auf der Suche nach einem persönlichen Kredit sind, empfiehlt sich ein Kreditvergleich, um den Ihren Ansprüchen ideal genügenden Kredit zu finden. 

    Eigenschaften eines Avalkreditvertrags

    Bei einem Avalkredit übernimmt ein Kreditinstitut eine Bürgschaft oder Garantien aus Gewährleistungsverträgen von seinem Kunden. Der Kunde ist in diesem Falle der Kreditnehmer, dessen Verpflichtung gegenüber einem Dritten durch die Kreditgesellschaft gesichert wird.

    Die Basis eines Avalkredits ist ein Kreditvertrag zwischen dem Kreditinstitut und dem Kreditnehmer. Hierin wird die Eventualhaftung der Bank, ergo die Bürgschaft, rechtskräftig beschlossen. Rechtliche Grundlagen bilden dabei die §§ 765 bis 778 BGB und §§ 349 bis 351 HGB. Zwischen Bank und Kunde besteht sodann ein entgeltlicher Geschäftsbesorgungsvertrag. Die Bürgschaft gegenüber dem Gläubiger des Kunden übernimmt die Bank hiernach gegen Zahlung einer Avalprovision durch den Avalkreditnehmer. Der Inhalt des schuldrechtlichen Vertrags nach § 311 BGB kann dabei weitestgehend frei bestimmt werden.

    Avalkredite fußen demnach auf den Beziehungen dreier Parteien:

    1. Die Bank als Bürge
    2. Der Bankkunde als Schuldner
    3. Der begünstigte Gläubiger des Bankkunden (und damit der Bankbürgschaft)

    Vor- und Nachteile des Avalkredits

    Es wird davon ausgegangen, dass der Kreditnehmer den Forderungen Dritter nachkommen kann. Sollte die Zahlung des Kunden jedoch tatsächlich ausfallen, entsteht sodann aus der Eventualhaftung eine Verbindlichkeit und die Bank zahlt den Dritten aus. Der Kreditnehmer wird damit zum Schuldner der Bank.

    Vorteile

    Weil der Lieferant, Auftraggeber oder Geschäftspartner allerdings in jedem Fall sein Geld erhält, ist der Avalkredit des Avalnehmers weltweit eine große Garantie. Avalnehmer haben dementsprechend hohe Chancen, dass etwaige Geschäfte zustande kommen. Eine Bonitätsprüfung durch den Vertragspartner entfällt in der Regel.

    Die Vorteile des Avalkredits auf einen Blick:

    • Gebühren sind günstiger als Kreditzinsen
    • Sicherheiten und Vertrauen zu Geschäftspartnern
    • Zwangsvollstreckungen können vermieden werden
    • Liquidität bleibt erhalten
    • Keine Prüfung der Bonität durch den Geschäftspartner
    • Schnelles und unkompliziertes Zustandekommen eines Vertrags
    • Flexibel in verschiedenen Branchen einsetzbar
    • Geringere Kosten bei Kunden mit guter Bonität

    Nachteile

    Zwar profitieren Avalnehmer von vielen Vorteilen. Allerdings wird ein Avalkredit zumeist nur zahlungskräftigen Kunden des entsprechenden Kreditinstituts gewährt. Darüber hinaus kann die dauerhafte Nutzung von Avalkrediten die eigene Bonität verschlechtern und die Kreditlinie belasten.

    Laufzeiten und Kündigungsfristen

    Die Laufzeiten und Kündigungsfristen von Avalkrediten werden individuell zwischen Kreditnehmer und Kreditgeber vereinbart. Üblicherweise laufen Avalkredite mindestens einen Monat und sind je nach Geschäftssituation entweder befristet oder unbefristet mit entsprechender Kündigungsfrist. Der Kredit erlischt schließlich, wenn der Kreditnehmer sämtlichen Verpflichtungen gegenüber dem Dritten nachgekommen ist.

    Ist keine feste Laufzeit festgelegt worden, kann die Bank den Kredit jederzeit kündigen, beispielsweise wenn der Kreditnehmer falsche Angaben gemacht hat oder Zweifel an dessen Finanzierungskonzept aufkommen.

    Will die Bank den Kreditvertrag innerhalb einer vereinbarten Laufzeit kündigen, muss ein wichtiger Grund vorliegen. Das ist etwa der Fall, wenn der Kreditnehmer seine wirtschaftlichen Verhältnisse nicht regelmäßig offenlegt oder sich das Vermögensverhältnis des Kreditnehmers maßgeblich verschlechtert.

    Wie hoch sind die garantierten Kreditsummen?

    Die Kredithöhe, für die eine Bank garantiert, ist ebenfalls abhängig vom vorliegenden Geschäft und der Bonität des Bankkunden. Handelt es sich um die Bürgschaft für eine Mietkaution, sind beispielsweise drei Monatsmieten üblich, sodass das Kreditinstitut für eine Eventualhaftung von etwa 500 bis 5.000 Euro eintreten kann.

    Gebühren

    Avalnehmer erhalten den Avalkredit gegen eine Provision. Diese liegt je nach Garantiesumme zwischen 0,25 und drei Prozent ebendieser und ist außerdem abhängig von der Bonität des Kreditnehmers. Die Gebührenzahlung erfolgt je nach Vereinbarung jährlich, quartalsweise oder monatlich. Zusätzlich müssen Kunden mit einer Gebühr für die Bürgschaftsurkunde rechnen, die ihnen zur Vorlage bei dem Gläubiger ausgehändigt wird. Diese beziffert sich einmalig auf etwa 30 bis 50 Euro.

    Höhere Aval-Gebühren für Mieter

    Mieter zahlen in der Regel höhere Gebühren für ihren Avalkredit. Entgegen des üblichen Satzes können Banken hier unter Umständen bis zu sechs Prozent veranschlagen.

    In welcher Branche werden Avalkredite geschlossen?

    Von einem Avalkredit machen allen voran Unternehmen, Selbstständige und Behörden Gebrauch. Üblich ist er insbesondere im Einzelhandel, um keine Geldmittel in etwaige Kautionszahlungen einzubinden. Auch in der Bauwirtschaft wird er genutzt, um Vertragsstrafen bei einer nicht rechtzeitigen Fertigstellung abzumildern, oder um bei Auslandsgeschäften für Sicherheit zu sorgen.

    Die bedeutendsten Avalkredite im Überblick

    Zu den bedeutendsten Avalkrediten zählen:

    • Die Mietkautionsbürgschaft eignet sich insbesondere für Privatpersonen, die in eine neue Wohnung oder in ein neues Haus zur Miete einziehen. Um die obligatorische Kautionszahlung zum Mietbeginn an den Vermieter zu vermeiden, kann eine Mietkautionsbürgschaft abgeschlossen werden. Dies ist dann sinnvoll, wenn keine finanziellen Rücklagen existieren oder wenn zunächst in die Wohnqualität (Renovierung, Einrichtung, etc.) investiert werden soll. Insbesondere bei Studenten und Berufseinsteigern lassen sich so finanzielle Engpässe vermeiden.
    • Eine Anzahlungsgarantie stellt sicher, dass die bereits geleistete Vorauszahlung des Kunden zurückerstattet wird, sofern die bestellte Ware nicht vertragsgemäß durch den Lieferanten überbracht wird.
    • Das Zahlungsaval fällt zugunsten des Lieferanten aus, dem der Kunde hiermit eine vollständige und fristgerechte Zahlung des vereinbarten Kaufpreises zusichert.
    • Die Gewährleistungsgarantie steht dafür ein, dass eine bestellte Ware die Eigenschaften nach vertragsgemäßer Vereinbarung aufweist. Sie wird in Anspruch genommen, wenn der Adressat der Ware schriftlich einen Bruch der Gewährleistungspflicht des Lieferanten erklärt.
    • Die Prozessbürgschaft ist besonders für Unternehmen geeignet, die sich als Kläger oder Beklagte in einem laufenden Zivilprozess befinden. Dieser Avalkredit wird dann entweder zur Durchführung einer Zwangsvollstreckung benötigt, beispielsweise wenn der Kläger eine Sicherheit stellen muss, um vorläufig vollstrecken zu können. Oder aber der Beklagte macht Gebrauch von einer Prozessbürgschaft, um eine Zwangsvollstreckung abzuwehren und den Prozess in höheren Instanzen weiterzuführen.
    • Zoll- und Frachtavale finden bei Stundungen in Zusammenhang mit Zollgebühren und hier besonders bei Importzöllen Verwendung. Der Importeur muss nicht direkt liquide Mittel vorweisen, sondern gewinnt Zeit und kann die anfallenden Zollgebühren später durch den inländischen Weiterverkauf der Ware finanzieren.

    Damit eignen sich Avalkredite nicht nur für die unterschiedlichsten Branchen, Unternehmen und Privatpersonen, sondern ebenso für unterschiedliche Parteien. Sowohl Käufer wie Verkäufer in einem Geschäftsverhältnis als auch Kläger und Angeklagte in einem Prozess können von einem Avalkredit profitieren.

    Beispiel für einen Avalkredit

    Der Avalkredit wird häufig in Form eines Mietavals in Anspruch genommen. Ein Mietaval kann eine fiktive Firma Meyer in Betracht ziehen, wenn sie einen neuen Mietvertrag abschließt, beispielsweise für sechs Jahre mit einer monatlichen Miete von 5.000 Euro. Üblicherweise fordert der Vermieter eine Kaution in Höhe von drei Monatsmieten (15.000 Euro) ein. Diese Forderung kann jedoch umgangen werden, wenn Firma Meyer dem Vermieter eine Bankbürgschaft für diese Summe vorweisen kann.

    Gewährt die Bank der Firma Meyer einen solchen Mietaval, muss letztere die Kautionssumme nicht zahlen. Der Vermieter wird hiervon absehen, weil ihm garantiert wird, dass er den Betrag im äußersten Falle von der Bank bekommen wird. Allerdings lässt sich das Kreditinstitut die Bankbürgschaft unabhängig von der Inanspruchnahme kosten und für die Firma wird eine Avalprovision fällig.

    Diese kann sich bei einem Gebührensatz von zwei Prozent beispielsweise jährlich auf 300 Euro belaufen. Auf sechs Jahre gerechnet beträgt sie insgesamt 1.800 Euro. Dies sind dann letztlich die Kosten, welche die Firma Meyer aufbringen muss, um die hohe Einmalzahlung von 15.000 Euro zum Mietbeginn zu vermeiden.

    Lediglich bei einer Missachtung der Mietverpflichtungen durch die Firma und einer damit einhergehenden Einforderung der Kaution des Vermieters muss die Bank den Betrag der Bürgschaft an diesen überweisen. Die Firma Meyer würde in diesem Fall zum Schuldner der Bank werden.

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