Baupreisindex: Was Sie wissen sollten

Verbraucher treffen in unterschiedlichen Bereichen auf den Begriff „Baupreisindex“. In den meisten Fällen dann, wenn es um die Planung eines Bauvorhabens, die Schätzung eines Gebäudewertes oder auch den Abschluss einer Wohngebäudeversicherung geht. Allerdings kann der Begriff leicht verwirren, denn eigentlich gibt es nicht den einen, sondern viele unterschiedliche Baupreisindizes.

Elisabeth Schwarzbauer

Autorin für Versicherungsthemen


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Zuletzt aktualisiert: April 27, 2023

Author Elisabeth Schwarzbauer

Elisabeth Schwarzbauer

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Elisabeth ist studierte Physikerin, verantwortet bei uns die Versicherungsthemen und hilft Ihnen Ihr bestes Angebot zu finden. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit Ihrer Familie oder mit einem Buch auf der Terrasse (wenn es das Wetter ermöglicht).

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Inhaltsverzeichnis
     

    Der Baupreisindex wird vom Statistischen Bundesamt herausgegeben. Der Indexwert spiegelt die Entwicklung der Preise für Neubau und Instandhaltung von Gebäuden wider. Er dient dabei in erster Linie der Konjunkturbeobachtung und bildet die Preisveränderungen ab.

    Damit hat der Index auch verschiedene praktische Anwendungsbereiche. So spielt er eine Rolle bei der Preisgestaltung für Bauprojekte, der Wertermittlung von bestehenden Gebäuden und der Planung von Baufinanzierungen. Weiterhin wirkt er sich auf verschiedene Versicherungen wie zum Beispiel die Wohngebäudeversicherung, aus. Alles, was Sie über den Baupreisindex wissen sollten, erfahren Sie hier.

    Der Baupreisindex: Ein wichtiger Indikator

    Insgesamt 177 Preise für einzelne Bauleistungen gehen in den Baupreisindex ein. Dabei handelt es sich um Baumaßnahmen, welche für die Errichtung eines Gebäudes unverzichtbar sind. So bekommt der Baupreisindex eine hohe Aussagekraft für viele Bauvorhaben und Gebäude. Wer einen Index betrachtet dem fällt schnell auf, dass der dargestellte Wert einen Entwicklungsverlauf darstellt und sich nach einem Basiswert richtet. Beim Baupreisindex ist dieses Basisjahr aktuell das Jahr 2010 (Stand: Mai 2015).

    Einen Baupreisindex Rechner wird für gewöhnlich nicht benötigt. Wenn eine exakte Umrechnung eines Werts, zum Beispiel 1914 in Euro als zu aufwendig erscheint, kann für das Jahr 2022 auch folgende Faustformel benutzt werden:

    Wert 1914 x aktueller Baupreisindex : 100 = Wert im aktuellen Jahr in Euro

    Für das Preisniveau der berücksichtigten Bauleistungen wurde für das Basisjahr der Basiswert von 100 Punkten festgelegt. Die Durchschnittspreise für Bauleistungen für vorangegangene und folgende Jahre werden dann anhand des Basisjahres in Punkten dargestellt. Lagen die Preise also im Jahr 2000 zehn Prozent unter den Preisen im Basisjahr zeigt der Baupreisindex einen Indexwert von 90 Punkten. Wären die Durchschnittspreise seit dem Basisjahr bis heute um zwei Prozent gestiegen, würden die Indexwerte jetzt 102 Punkte betragen.

    Der Begriff Baupreisindex kann übrigens irreführend sein, genaugenommen gibt es viele verschiedene Baupreisindizes, welche aus den 177 Bauleistungen für verschiedene Bauwerksarten ermittelt werden. Für die folgenden Bauwerksarten werden laut dem Statistischen Bundesamt Indizes berechnet. Den drei Gruppen werden teilweise weitere Unterindizes zugeordnet:

    Baupreisindizes für den konventionellen Neubau im Hochbau (Wohn- und Nichtwohngebäude)

    • Index für Wohngebäude
    • Index Bürogebäude
    • Index für gewerbliche Betriebsgebäude

    Baupreisindizes für den Neubau von Ein-Familiengebäuden in vorgefertigter Bauart

    • Einzelindex

    Baupreisindizes für Ingenieurbau sowie Instandhaltung von Wohngebäuden

    • Preisindex für Ingenieurbau: Straßen
    • Preisindex für Ingenieurbau: Brücken im Straßenbau
    • Preisindex für Ingenieurbau: Ortskanäle
    • Preisindex für Instandhaltung von Wohngebäuden
    • Preisindex für Instandhaltung in einer Wohnung

    In der Regel Baupreisindex für Wohngebäude gemeint

    Wird im Zusammenhang mit privaten Baufinanzierungen, Versicherungen oder ähnlichen Zusammenhängen von einem Baupreisindex gesprochen, ist in der Regel der Baupreisindex für Wohngebäude gemeint.

    Weitere Verwechslungsgefahr besteht bei Baupreis- und Baukostenindex. Im Unterschied zum Preisindex spiegelt der Kostenindex die Ausgaben von Bauunternehmern und Handwerkern wider, welche für die Auftragserfüllung getätigt werden müssen.

    Relevante Daten für den Baukostenindex sind zum Beispiel:

    • Lohnkosten
    • Materialkosten
    • Kosten für Ausrüstungen
    • Energiekosten

    Der Baupreisindex hingegen reflektiert, wie bereits beschrieben, was Bauherren tatsächlich für Bauleistungen bezahlen müssen. Der Kostenindex beeinflusst den Preisindex folglich, ist aber nicht mit ihm gleichzusetzen.

    Doch wozu dienen Baupreisindex und Co? In erster Linie helfen Indizes bei der Beobachtung von Konjunkturentwicklungen. Damit die Entwicklungen in bestimmten Wirtschaftsbereichen nicht bis in das kleinste Einzelpreisdetail dargestellt werden müssen, fassen Indizes verschiedene Details übersichtlich zusammen und helfen so bei der Orientierung. Aus dieser Praxis ergibt sich im Falle des Baupreisindex eine Wechselwirkung, denn der Indexwert hat auch selbst Einfluss auf die Preise, welche in der Bauwirtschaft verlangt werden. Besonders bei langfristigen Bauprojekten kann ein Anbieter seine Preise der Entwicklung des Index während der laufenden Baumaßnahmen anpassen.

    Außerdem wird der Baupreisindex in der Praxis zu folgenden Zwecken eingesetzt:

    • Der Baupreisindex wird für die Kalkulation von Preisangeboten herangezogen (z.B. für Neubauten oder Renovierungen)
    • Entsprechen können Bauherren mit dem Index ihre Kosten und Finanzierungen planen.
    • Darüber hinaus kann der Baupreisindex in Kombination mit anderen Indizes zur Wertermittlung von Gebäuden eingesetzt werden.
    • Diese Wertermittlung per Baupreisindex spielt auch beim Abschluss einer Wohngebäudeversicherung eine wichtige Rolle.

    Baupreisindex als spekulatives Instrument

    Der Baupreisindex gilt als seriöse Grundlage für Kalkulationen. Sobald es um zukünftige Entwicklungen geht, zum Beispiel um Finanzierungen und langfristige Bauvorhaben zu planen, bietet der vorhergesagte Wert zwar eine Orientierung, stellt aber ein spekulatives Instrument dar.

    Bei der Wohngebäudeversicherung dient der Neuwertfaktor als Richtwert zur Bestimmung der passenden Versicherungssumme. In diesem Zusammenhang wird häufig auch vom Baupreisindex gesprochen. Hier gilt es allerdings zu beachten, dass die Wohngebäudeversicherer üblicherweise den Baupreisindex für Wohngebäude in Verbindung mit dem Tariflohnindex für das Baugewerbe verwenden. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) berechnet so den gleitenden Neuwertfaktor und gibt das Ergebnis an seine Mitglieder weiter.

    Diese sind zwar nicht dazu verpflichtet, diesen Faktor für die Berechnung von Immobilienwerten zu verwenden, setzen aber in der Regel nicht allzu stark abweichende Faktoren ein, die auch als Anpassungsfaktor oder Prämienfaktor bezeichnet werden können.

    Die Faktoren werden dann jeweils mit dem sogenannten „Wert 1914“ zur Berechnung des Wohngebäudewerts und der davon abhängigen Versicherungssumme benutzt. Der Wert gibt an, was ein zu versicherndes Gebäude im Jahr 1914 in gekostet hätte. Über den unter Berücksichtigung der Indexwerte erstellten Neuwertfaktor kann dann ermittelt werden, was ein zwischen 1914 und heute errichtetes Gebäude nach aktuellen Marktpreisen für einen Wert hat.

    Baupreisindex der letzten Jahre

    2016 1330,7
    2017 1358,3
    2018 1396,7
    2019 1454,3
    2020 1523,0
    2021 1568,3
    Baupreisindex 2022 1668,2

    Berechnung des Baupreisindex

    Der Baupreisindex wird wie bereits erwähnt regelmäßig vom Statistischen Bundesamt berechnet. Da unterschiedliche Gebäude nur schwer verglichen werden können, zieht das Statistische Bundesamt die Preise für einzelne Bauleistungen heran, um den Gesamtindex zu berechnen.

    Rund 5.000 repräsentativ ausgewählte Unternehmen des Baugewerbes melden ihren zuständigen Landesämtern quartalsweise, wie sich die Preise bei ihnen entwickelt haben. Aktuell werden die Kosten für 177 ausgewählte Bauleistungen so regelmäßig erfasst und dienen als Grundlage für die Indizes. Dem Baupreisindex für Wohngebäude liegen unter anderem die folgenden Einzelbauleistungen zugrunde.

    Bauleistungen im Preisindex für Wohngebäude

    Bauleistungen am Bauwerk Ausbauarbeiten
    • Rohbauarbeiten
    • Erdarbeiten
    • Verbauarbeiten
    • Entwässerungskanalarbeiten
    • Mauerarbeiten
    • Betonarbeiten
    • Zimmer- und Holzbauarbeiten
    • Stahlbauarbeiten
    • Abdichtungsarbeiten
    • Dachdeckungs-und Dachabdichtungsarbeiten
    • Klempnerarbeiten
    • Gerüstarbeiten
    • Naturwerksteinarbeiten
    • Betonwerksteinarbeiten
    • Putz- und Stuckarbeiten
    • Wärmedämm-Verbundsysteme
    • Trockenbauarbeiten
    • Vorgehängte hinterlüftete Fassaden
    • Fliesen- und Plattenarbeiten
    • Estricharbeiten
    • Tischlerarbeiten
    • Parkettarbeiten
    • Rollladenarbeiten
    • Metalbauarbeiten
    • Verglasungsarbeiten
    • Maler- und Lackierarbeiten – Beschichtungen
    • Bodenbelagarbeiten
    • Tapezierarbeiten
    • Raumlufttechnische Anlagen
    • Heizanl. u. zentrale Wassererwärmungsanl.
    • Gas-, Wasser- u. Entwässerungsanlagen
    • Nieder- und Mittelspannungsanl. bis 36 kv
    • Gebäudeautomation
    • Blitzschutzanlagen
    • Dämm- und Brandschutzarbeiten an technischen Anlagen
    • Förder-, Aufzugsanlagen, Fahrtreppen und -steige

    Datenquelle: Statistisches Bundesamt

    Aus den gemeldeten Preisen berechnen die Statistischen Landesämter die durchschnittliche Preisentwicklung pro Bauleistung. Die Daten aus den einzelnen Ländern (Landesmesszahlen) werden anschließend beim Statistischen Bundesamt zusammengefasst. Aus den Bundesmesszahlen werden dann die einzelnen Indizes berechnet, wobei die Bauleistungen für unterschiedliche Indizes nach der Laspeyres-Methode verschieden gewichtet werden.

    Die Gewichtungsschemata werden anhand von ausgewählten Baumaßnahmen erstellt, sodass dem letztlichen Index eine praxisnahe Kostengewichtung zugrunde liegt. Neben den für ganz Deutschland geltenden Index, gibt es auch länderspezifische Indizes wie zum Beispiel den Baupreisindex Bayern oder den
    Baupreisindex NRW.

    Aktuelle Zahlen zum Baupreisindex

    Die Datenerhebung für die statistische Basis der Indizes erfolgt vierteljährlich in den Monaten Februar, Mai, August und November. Ungefähr sechs Wochen nach dem Ende eines Berichtsmonats werden über das Online-Portal des Statistischen Bundesamtes destatis Baupreisindex und Co veröffentlicht. Eine Auswahl an aktuellen Indexdaten finden Sie auch hier folgend.

    Preisindizes für die Bauwirtschaft: Wohn- und Nichtwohngebäude

    (Basiswert 2010=100)

    Jahr Quartal Indexwert:
    Wohngebäude
    Indexwert:
    Bürogebäude
    Indexwert:
    Gewerbliche Betriebsgebäude
    2018 2. Quartal 121,2 121,8 121,9
      1. Quartal 120,0 120,8 120,8
    2017 4. Quartal 118,0 118,8 118,9
      3. Quartal 117,2 117,9 117,9
      2. Quartal 116,4 117,0 117,1
      1. Quartal 115,4 116,0 116,0
    2016 4. Quartal 114,1 114,6 114,5
      3. Quartal 113,7 114,2 114,1
      2. Quartal 113,2 113,7 113,5
      1. Quartal 112,5 112,9 112,8
    2015 4. Quartal 111,6 112,0 112,0
      3. Quartal 111,4 111,7 111,8
      2. Quartal 110,9 111,2 111,3
      1. Quartal 110,6 110,8 111,0
    2014 4. Quartal  109,8 110,0 110,2
      3. Quartal  109,6 109,8 110,0
      2. Quartal  109,2 109,4 109,5
      1. Quartal  108,9 109,1 109,2
    2013 4. Quartal  108,1 108,2 108,3
      3. Quartal  107,8 107,9 108,1
      2. Quartal  107,4 107,5 107,7
      1. Quartal  106,8 106,9 107,1
    2012 4. Quartal  106,0 106,1 106,4
      3. Quartal  105,7 105,8 106,0
      2. Quartal  105,2 105,4 105,6
      1. Quartal  104,6 104,8 105,0
    2011 4. Quartal  103,5 103,7 103,9
      3. Quartal  103,2 103,4 103,7
      2. Quartal  102,5 102,7 103,0
      1. Quartal  101,8 102,0 102,2
    2010 4. Quartal  100,6 100,6 100,9
      3. Quartal  100,3 100,3 100,4
      2. Quartal  99,9 99,9 99,8
      1. Quartal  99,2 99,1 98,9

    Datenquelle: Statistisches Bundesamt (Stand: 2018)

    Baukostenindizes für Wohngebäude

    (Basiswert 2010=100)

    Jahr Quartal Indexwert:
    Baukosten insgesamt
    Indexwert:
    Materialkosten
    Indexwert:
    Arbeitskosten
    2018 1. Quartal 115,7 113,7 119,7
    2017 4. Quartal 115,3 112,5 120,6
      3. Quartal 114,1 111,6 118,8
      2. Quartal 113,1 110,9 117,2
      1. Quartal 112,2 110,0 116,3
    2016 4. Quartal 111,4 109,1 115,6
      3. Quartal 110,9 109,1 114,5
      2. Quartal 110,2 108,6 113,2
      1. Quartal 109,4 108,0 112,2
    2015 4. Quartal 109,3 108,1 111,7
      3. Quartal 109,3 108,8 110,5
      2. Quartal 109,2 108,9 110,0
      1. Quartal 109,2 108,7 110,3
    2014 4. Quartal 108,3 108,3 108,5
      3. Quartal 107,8 108,5 106,7
      2. Quartal 107,6 108,3 106,4
      1. Quartal 107,9 108,3 107,3
    2013 4. Quartal 107,6 107,9 107,2
      3. Quartal 106,6 107,5 105,1
      2. Quartal 106,4 107,2 105,2
      1. Quartal 107,0 106,9 107,2
    2012 4. Quartal 106,6 106,4 107,1
      3. Quartal 106,2 106,2 106,3
      2. Quartal 106,0 106,2 105,6
      1. Quartal 105,1 105,8 103,9
    2011 4. Quartal 104,7 105,1 104,1
      3. Quartal 104,1 105,0 102,7
      2. Quartal 103,6 104,4 102,4
      1. Quartal 102,4 103,5 100,7
    2010 4. Quartal 101,1 101,6 100,2
      3. Quartal 100,2 100,5 99,7
      2. Quartal 100,0 100,3 99,7
      1. Quartal 98,8 97,7 100,5

    Datenquelle: Statistisches Bundesamt (Stand: 2018)

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