Gaspreise: Entwicklung, Zusammensetzung & Berechnung

Der Gaspreis ist ein wichtiger Kostenfaktor für alle Verbraucher, die ihr Zuhause mit Gas beheizen oder den Rohstoff zum Kochen benötigen. Aber wie genau setzen sich die Gaspreise eigentlich zusammen und was beeinflusst die aktuelle Entwicklung des Preises? Viele Kunden sind unsicher, ob sie aktuell den passenden Anbieter und Tarif zum Bezug ihres Gases haben.

Melanie Seifert

Autorin für Ratgeber und Wissen


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Zuletzt aktualisiert: May 04, 2023

Author Melanie Seifert

Melanie Seifert

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Melanie ist freischaffende Autorin mit langjähriger Erfahrung. Zuvor hat Melanie Kommunikationswissenschaften studiert und Ihr Wissen bei zahlreichen Finanz- und Versicherungskunden aufgebaut.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Aktuelle Informationen und Neuerungen 2023

    • Energiepreisbremse bzw. Gaspreisbremse greift

    • Weiterhin Entlastung durch Senkung der Mehrwertsteuer (Befristung bis März 2024)

    • Mieterinnen und Mieter müssen sich seit Januar 2023 an der Klimaabgabe fürs Heizen mit Öl oder Gas beteiligen

    • Auch beim Strom werden die Kosten gedeckelt

    Aktuelle Entwicklung der Preise

    Nicht nur für Haushalte, auch für Unternehmen spielen die Gaspreise und deren Entwicklung eine große Rolle, da sie einen erheblichen Einfluss auf die zu veranschlagenden Energiekosten in der Bilanz haben.

    Ein Gaspreis Vergleich schafft Abhilfe. Doch in diesem Zusammenhang gibt es verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, wie zum Beispiel die aktuelle Entwicklung der Preise, die grundsätzliche Zusammensetzung und die Berechnung des Gaspreises.

    In diesem Ratgeber werden wir genauer darauf eingehen, wie man einen Gaspreisvergleich durchführt und worauf Sie besonders achten sollten. Ziel ist es herauszufinden, ob es günstigere Angebote auf dem Markt gibt und ob sich ein Wechsel des Gastarifs lohnt.

    Foto: chuttersnap / Unsplash

    Im vergangenen Jahr haben sich die Gaspreise in Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren aufgrund erheblicher Schwankungen der internationalen Energiemärkte extrem verändert.

    Zudem nehmen derzeit politische Entwicklungen, wie Konflikte in wichtigen Förderländern oder internationale Sanktionen, Einfluss auf die Preise. Eine Hauptursache für das Auf und Ab an den Märkten spielt aus deutscher Sicht die Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine. Kurzfristige Änderungen bei Nachfrage und Angebot der an der Preisbildung beteiligten Länder nehmen zudem großen Einfluss auf die derzeitige Preisentwicklung.

    Für Haushalte in Einfamilienhäusern (EFH) mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh ist der Gaspreis laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BEDW) gegenüber dem 4. Quartal 2022 um 20 %, von 20,04 ct/Kilowattstunde auf durchschnittlich 16,11 Cent pro Kilowattstunde gesunken.

    In den vergangenen Jahren hatten sich die Preise für Erdgas und Heizöl meist nach oben entwickelt. Die beiden Werte entwickelten sich vor allem ähnlich, wenn der Gaserzeuger die Politik der Ölpreisbindung verfolgte.

    Bei der Ölpreisbindung ist die Bildung des Erdgaspreises an den Preis für Erdöl gekoppelt. Vorteil der Ölpreisbindung war für Produzenten und Importeure lange Zeit, dass die Gaspreise stabil gehalten wurden und damit große Preisschwankungen vermieden wurden. Für Endverbraucher entwickelte sich die Bindung des Ölpreises jedoch zunehmend zu einem Problem und wird schon seit längerem von Verbraucherschützern kritisiert.

    Darüber hinaus haben weitere politische Entscheidungen und regulatorische Vorgaben eine Rolle bei der Preisgestaltung gespielt. Beispielsweise hat die CO₂-Abgabe, die in der Vergangenheit im Rahmen des nationalen Klimaschutzgesetzes eingeführt wurde, dazu beigetragen, dass der Gaspreis in Deutschland gestiegen ist.

    Deutschland bezieht das Gas laut aktuellen Berechnungen der Bundesnetzagentur überwiegend aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. (Stand 04.2023). Zuflüsse von Gas über die Nord Stream 1 (Russland) wurden mittlerweile eingestellt. Die landeseigene Förderung von Erdgas erfolgt überwiegend in Niedersachsen. Jedoch können hierdurch nur ca. 5,5 % des Gesamtverbrauchs gedeckt werden.

    Wie sich der Gaspreis in Zukunft entwickeln wird, hängt von verschiedensten Faktoren ab und lässt sich daher nicht genau vorhersagen. Ein Vergleich der Gastarife kann jedoch helfen, die besten Anbieter auf dem Markt zu finden und trotz der Preisveränderungen Geld zu sparen.

    Gaspreisbremse 2023

    Seit dem 01.03.2023 greift die Gaspreisbremse. Das bedeutet für private Haushalte, Vereine und mittlere Unternehmen mit einem geringeren Jahresverbrauch als 1,5 Millionen Kilowattstunden eine Entlastung und Reduzierung de Preise auf 12 Cent pro Kilowattstunde. Dabei werden für 80% des im September 2022 prognostizierten Jahresverbrauchs die Preise gedeckelt und der niedrigere Preis veranschlagt. Für die restlichen 20% zahlen die privaten Verbraucher und Unternehmen jedoch nach wie vor den Marktpreis. Auch der Preis für Fernwärme vergünstigt sich auf 9,5 Cent/ Kilowattstunde auch hier greift die 80%-Regelung.

    Zusätzlich wurde die Strompreisbremse beschlossen, welche ebenfalls seit März 2023 greift. Diese deckelt den Preis für Strom aktuell auf 40 Cent / Kilowattstunde. In unserem ausführlichen Ratgeber können Sie sich zusätzlich zur Strompreisentwicklung informieren.

    Gemäß veröffentlichtem Beitrag der Bundesregierung soll die befristete Gaspreisbremse auch der Industrie helfen die Produktion und Beschäftigung abzusichern. Hier wurde ab Januar 2023 der Netto-Arbeitspreis pro Kilowattstunde auf 7 Cent - für 70 Prozent des Gas-Verbrauchs - gedeckelt. Krankenhäuser sind in diese Begünstigung eingeschlossen.

    Zudem können Kunden die mittels Heizöl, Flüssiggas und Pellets heizen von der sogenannten Härtefallregelung profitieren. Hierbei werden durch den Bund aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds insgesamt 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Betroffene Haushalte müssen zum Erhalt des Zuschusses einen Antrag bei den Ländern stellen.

    Durch die Gas-Krise in den Jahren 2021 und 2022 kam es in der Vergangenheit bereits wiederholt vor, dass Gaslieferanten ihren Kunden den Gastarif gekündigt haben. Hierbei war meist in den Verträgen eine beiderseitige Kündigungsfrist von 1 Monat vereinbart. Das bis dato prominenteste Beispiel war der Fall des Gaslieferanten gas.de, welcher sich 2021 überraschend bei der Bundesnetzagentur abmeldete. Mittlerweile wurden Gesetzesanpassungen vorgenommen, um Fälle wie den von gas.de zu verhindern. So müssen Gaslieferanten dies spätestens 3 Monate vor Ende der Lieferungen der Bundesnetzagentur und den Kunden mitteilen, sowie auf deren Homepage öffentlich machen.

    Zusammensetzung des Gaspreises

    Die Gaspreise für Privathaushalte setzen sich durchschnittlich prozentual wie folgt zusammen:

    Ø Nettonetzentgelt inklusive vorgelagerter Netzkosten 13,6 Prozent
    Ø Konzessionsabgabe 0,25 Prozent
    Derzeitige Gassteuer 4,51 Prozent
    Ø Umsatzsteuer 15,98 Prozent
    CO2-Preis 4,47 Prozent
    Ø Preisbestandteil für Energiebeschaffung, Vertrieb, sonstige Kosten und Marge 61,20 Prozent

    Stand 2022

    Grundsätzlich kann man den Gaspreis eines Haushalts in drei Hauptbereiche aufteilen, die wiederum in die einzelnen Unterposten unterteilt sind. Dies sind:

    1. Steuern und Abgaben
    2. Netznutzungsgebühren
    3. Produktion und Import

    Steuern und Abgaben

    Zu Steuern und Abgaben zählen alle staatlichen Eingriffe, die den aktuellen Gaspreis betreffen. Sie sind vom Gasanbieter unabhängig und daher bei jedem Vertrag gleich anzusetzen. Sie machen rund 30 Prozent des Gesamtpreises aus und verteilen sich auf die Posten Mehrwertsteuer, Erdgassteuer, anteilige Förderabgabe sowie die Konzessionsabgabe. Letztere wird vom Erdgasanbieter gezahlt, um Flächen von Gemeinden nutzen zu dürfen, die beispielsweise für die Verlegung von Gasleitungen notwendig sind.

    Netznutzungsgebühren

    Nicht jeder Gasanbieter verfügt über ein eigenes Gasnetz. Um ihre Kunden beliefern zu können, sind die Anbieter darauf angewiesen, die Versorgungsleitungen und Netze der Grundversorger und großen Erzeuger benutzen zu dürfen.

    Hierfür zahlt der Gasanbieter eine entsprechende Gebühr an den Betreiber des Netzes. Man unterscheidet zwischen den überregionalen Netzen und den regionalen Netzen. Erstere sind für den Gastransport innerhalb Deutschlands zuständig, Letztere für die Verteilung auf regionaler Ebene bis zum Endkunden.

    Produktion und Import

    Die Produktion und der Transport zum Endkunden machen den größten Posten beim Gaspreis aus. Hier gibt es auch die größten Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern. Sie hängen davon ab, wie teuer der Anbieter sein Erdgas vom Erzeuger ankauft (beziehungsweise selbst erzeugt) und wie hoch die Import- und Verteilungskosten sind.

    Foto: martin adams / Unsplash

    Ebenfalls relevant sind langfristige Beschaffungsverträge, die häufig eine Preisbindung über längere Zeit hinweg beinhalten. Die Flexibilität der Gaspreise hängt auch davon ab, welche Einkaufsstrategie der Gasanbieter verfolgt.

    Der Gasanbieter kalkuliert seinen Gaspreis also nach den Beschaffungskosten, den Vertriebskosten und den Kosten für die Netznutzung. Hinzu kommt der Gewinn, den der Versorger erzielen möchte. Der Gesamtbruttopreis für Erdgas steht dann unter dem Strich dieser Berechnungsgrundlagen.

    Den Gaspreis selbst berechnen

    Um einen Gaspreisvergleich durchzuführen, benötigen Sie den Verbrauch in kWh, der dann in den Vergleichsrechner eingegeben wird. Doch nicht alle Gasanbieter geben ihren Verbrauch in Kilowattstunden an. Manche benutzen die Einheit Kubikmeter (m3).

    Mit einer einfachen Formel lässt sich der Verbrauch aber in kWh umrechnen: kWh = m3 × Brennwert × Zustandszahl

    Viele Gasanbieter und Vergleichsrechner bieten eine Umrechnungsfunktion an. Falls Sie Ihre Verbrauchswerte nicht kennen, hilft Ihnen unser Artikel zum Gasverbrauch weiter: Dort finden Sie neben Durchschnittswerten auch Informationen, wo Sie auf Ihrer Gasrechnung den Vorjahresverbrauch ablesen können.

    Was versteht man unter dem Brennwert?

    Der Brennwert gibt an, wie viel Energie bei der Verbrennung freigesetzt wird. Dieser wird auch als oberer Heizwert bezeichnet und steht dem unteren Heizwert gegenüber. Hierbei werden eine vollständige Verbrennung und die anschließende Rückkühlung auf die Bezugstemperatur vorausgesetzt. Die Höhe des Brennwertes hängt von der Zusammensetzung des Erdgases ab. So besitzen Propan und Butan einen höheren Brennwert als Methan, aus dem der größte Teil der Erdgaslieferung besteht. Der Brennwert sinkt, wenn viele reaktionsschwache Gase wie Stickstoff und Kohlendioxid im Gemisch enthalten sind. In Deutschland werden generell zwei Gassorten geliefert.

    • L-Gas besitzt einen vergleichsweise geringen Brennwert zwischen 8 und 10 und stammt in der Regel aus Norddeutschland oder den Niederlanden.
    • H-Gas wird vor allem in der Nordsee und in Russland gefördert und besitzt einen höheren Brennwert, der zwischen 10 und 12 liegt.

    Welchen Brennwert Ihr Gas hat, ist häufig auf der Jahresrechnung vermerkt, kann aber auch beim zuständigen Versorger erfragt werden.

    Was versteht man unter der Zustandszahl?

    Die Zustandszahl (auch als z-Zahl bezeichnet) beschreibt das Verhältnis zwischen dem Gasvolumen im Normalzustand und im Betriebszustand. Die z-Zahl ermöglicht eine Rückrechnung des Erdgases Ihrer Abnahmestelle in den Normzustand. Während der Betriebszustand die Bedingungen an Ihrem Gaszähler (der Abnahmestelle) meint, bezieht sich der Normzustand auf den generellen Zustand im Gasnetz. Das Gasvolumen wird immer durch äußere Faktoren beeinflusst, wie etwa die durchschnittliche Temperatur, die Höhenlage und den jeweiligen Luftdruck.

    Ob Sie L- oder H-Gas beziehen, hängt von Ihrem Wohnort ab, denn die Lieferregionen sind in Deutschland entsprechend zugeordnet. Ein Wechsel des Gasanbieters ändert daran nichts. Die Zustandszahl ändert sich ebenfalls nicht durch einen Gasanbieterwechsel. Die verschiedenen Faktoren werden von den Anbietern in ihrer Kalkulation entsprechend berücksichtigt.

    Beispielrechnung

    Nehmen wir an, Sie verbrauchen 2.000 m3 im Jahr, bei einem Brennwert von 8,0 und einer Zustandszahl von 0,95.

    Dann gilt nach der Formel: kWh = 2.000 × 8,0 × 0,5

    Das entspricht einem Verbrauch von 15.200 Kilowattstunden im Jahr. Entsprechend Ihres Jahresverbrauchs wird Ihr Gasanbieter eine monatliche Abschlagszahlung berechnen, ähnlich wie die Stromanbieter dies auch tun.

    Diese Abschlagszahlungen sind besonders bei Neukunden eine Schätzung anhand ihrer Verbrauchsangaben. Am Jahresende werden die Abschlagszahlungen mit den tatsächlichen Gaskosten verrechnet. Je nachdem, ob ein Mehr- oder Minderverbrauch vorliegt, erhalten Sie entweder eine Nachforderung oder eine Auszahlung in der entsprechenden Höhe.

    Besonderheiten für Mieter

    Es kann sich lohnen, den Vermieter der Wohnung oder des Hauses auf einen Gasanbieterwechsel anzusprechen. Da es sich häufig um einen durchlaufenden Posten der Nebenkosten handelt, interessiert viele Eigentümer nicht, was ihre Mieter für Gas bezahlen. Tatsächlich sind die Vermieter der Wohnung oder des Hauses aber gesetzlich zur Wirtschaftlichkeit verpflichtet.

    Möchte ein Mieter also einen günstigeren Gasanbieter und hat keinen eigenen Vertrag, muss der Vermieter entsprechend tätig werden. Hat man einen eigenen Vertrag mit dem Gasanbieter, muss der Vermieter natürlich nicht über einen Wechsel informiert werden.

    Besonders sinnvoll ist der Gasanbieterwechsel immer dann, wenn vorher noch nie gewechselt wurde. Dann befinden die Gaskunden sich nämlich in der sogenannten Grundversorgung, wo die Tarife meistens am höchsten sind.

    Zudem gilt zu beachten, dass seit Januar 2023 die Klimaabgabe für Heizen mit Öl oder Gas neben dem Vermieter durch den Mieter mitgetragen werden muss. Neu ist laut Verbraucherzentrale außerdem, dass ab 2023 auch mit Fernwärme geheizte Immobilien unter die Co2-Abgabe fallen. Unter diesen Umständen ist ein Vergleich der Gaspreise umso wichtiger.

    So gelingt der Wechsel zum neuen Gasversorger

    Der Wechsel des Gasanbieters ist in erste Linie ein buchhalterischer Vorgang - die Gefahr einer Unterbrechung der Gasversorgung besteht in der Regel nicht, denn der lokale Gasversorger bzw. Grundversorger ist gesetzlich dazu verpflichtet weiter Gas zu liefern, die Versorgung bis zum erfolgreichen Gasanbieterwechsel ist somit gesichert. Hierbei bleiben die Zähler und Leitungen im Besitz des jeweiligen Netzbetreibers, der bei Störungen oder Wartungen nach wie vor zuständig ist.

    Anspruch auf ein Sonderkündigungsrecht aufgrund einer Gaspreiserhöhung hat natürlich unter gegebenen Voraussetzungen jeder. Doch beachten Sie für den erfolgreichen Gasanbieterwechsel, die Wahl des richtigen Tarifs und die Kündigungsfrist des aktuellen Vertrags. Bei der Auswahl des neuen Gasanbieters sollte man neben dem Preis beim Gasvergleich ebenso ein Augenmerk auf die im neuen Tarif angebotene Kündigungsfrist werfen. Denn ist die Kündigungsfrist zu lang vereinbart, kann man womöglich nicht schnell genug auf gute Angebote zum Beispiel für Neukunden reagieren. Auf der anderen Seite solle man jedoch auch beachten, dass es in der Vergangenheit bereits Kündigungen durch Anbieter gab. Hierauf wollen wir im nächsten Abschnitt noch genauer eingehen.

    Kündigung durch Gaslieferanten

    Durch die Gas-Krise in den Jahren 2021 und 2022 kam es in der Vergangenheit bereits wiederholt vor, dass Gaslieferanten ihren Kunden den Gastarif gekündigt haben. Hierbei war meist in den Verträgen eine beiderseitige Kündigungsfrist von 1 Monat vereinbart. Das bis dato prominenteste Beispiel war der Fall des Gaslieferanten gas.de, welcher sich 2021 überraschend bei der Bundesnetzagentur abmeldete. Mittlerweile wurden Gesetzesanpassungen vorgenommen, um Fälle wie den von gas.de zu verhindern. So müssen Gaslieferanten die Kündigung spätestens 3 Monate vor Ende der Lieferungen der Bundesnetzagentur und den Kunden mitteilen, sowie auf deren Homepage öffentlich machen.

    US-Förderung von Schiefergas und Erdöl lässt Preise derzeit sinken

    Durch die wirtschaftlichen und politischen Krisen sind die Heizöl- und Erdgaspreise seit 2008 erheblich gestiegen. Während es früher im Sommer aufgrund geringer Nachfrage in der Regel günstiger wurde, Heizöl einzukaufen, fand eine solche Entspannung in einigen Jahren überhaupt nicht mehr statt.

    Erst seit Mitte 2014 besteht durch die starke Erhöhung der US-Förderung von Öl und Gas ein derartiges Überangebot auf dem Markt, dass die Preise stark gesunken sind. Fachleute warnen aber davor, dass die Gas- und Ölpreise langfristig wieder steigen werden. Zudem sind die Fördermethoden in den USA – Stichwort „Fracking“ – aus Gründen des Umweltschutzes umstritten.

    Auch in Deutschland wird immer wieder überlegt, ob eine Förderung von Schiefergas oder gar Erdöl nach US-Vorbild eine Alternative wäre, um die Energiewende voranzubringen. Die Idee bei der Gasförderung ist, dass Gaskraftwerke die abgeschalteten Atomkraftwerke und schließlich auch Kohlekraftwerke auffangen könnten.

    Zudem gelten Gaskraftwerke als deutlich flexibler, was das Überbrücken von Stromengpässen betrifft, wie sie durch die teils schwer planbare Ökostromerzeugung immer wieder auftreten können. Kohle- und Atomkraftwerke können bei Bedarf nicht so schnell an- und abgeschaltet werden.

    In Deutschland sind die Umweltschutzbedenken hinsichtlich der Förderung von Schiefergas allerdings sehr groß. Früher galt eine Förderung solcher Gasvorkommen als unwirtschaftlich, doch mit der Entwicklung des Frackings lassen sich auch solche Vorkommen inzwischen wirtschaftlich ausbeuten. Das Problem dabei ist, dass unter hohem Druck in das Gestein eingebrachte Flüssigkeiten und Chemikalien das Gas beziehungsweise Öl aus den Gesteinsschichten lösen, was in der Folge zu starken Umweltbelastungen führen kann.

    Folgen der Liberalisierung des Gasmarkts

    Ähnlich wie der Strommarkt wurde auch der Gasmarkt liberalisiert. Früher waren Sie als Endkunde an Ihren örtlichen Grundversorger gebunden und konnten den Anbieter nicht wechseln. Ein Preisvergleich war ebenfalls nicht möglich. Seit der Liberalisierung können Kunden ihren Gasanbieter frei wählen.

    Während die Liberalisierung auf dem Telekommunikationsmarkt für erheblich sinkende Preise gesorgt hat, blieb die Entwicklung auf dem Energiemarkt aber hinter den Erwartungen zurück. Die Meinung vieler Energieexperten lautet dahingehend, dass die Verbraucher selbst einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Gaspreise haben. Während auf dem Strommarkt immerhin jeder zweite Kunde mindestens einmal den Anbieter gewechselt hat, ist die Zahl der Wechselwilligen bei den Gaskunden noch extrem niedrig.

    Viele Kunden befürchten Probleme bei einem Anbieterwechsel und wollen nicht im Kalten und Dunklen sitzen. Diese Angst ist jedoch wie bereits beschrieben unbegründet, denn der Gesetzgeber hat bestimmt, dass bei Schwierigkeiten nach einem Anbieterwechsel der örtliche Grundversorger einspringen muss. Ein Lieferstopp von Strom oder Gas ist also auszuschließen, wenn man den Energieanbieter wechselt.

    Da der Wechselwille bei den Kunden wenig ausgeprägt zu sein scheint, sehen die Gasanbieter wenig Veranlassung, ihre Preise anzupassen. Experten zufolge kann nur ein erhöhter Wettbewerbsdruck, der durch die Verbraucher ausgelöst werden muss, diese Situation grundlegend ändern.

    Erdgas als Alternative zum Erdöl

    Foto: sugarman joe / Unsplash

    Viele Fachleute sehen Gas – auch aus Umweltschutzgründen – als Alternative zum Erdöl. Biomethan sowie Wasserstoff stellen aufstrebende Alternativen zum Heizen mit Erdgas dar. Es wird sowohl in der Herstellung der nachhaltigen gasförmigen Energieträger, als auch in der Brennwerttechnik an klimafreundlichen Lösungsansätzen gearbeitet. So werden beim Heizen mit Erdgas in der Regel mit weniger CO2 und Schadstoffe freigesetzt, als bei der Verwendung von Heizöl. Aber auch im Auto hat sich in einigen Ländern das Erdgas als Alternative zum Öl bewährt.

    Hauptargument ist sicherlich der geringere Preis im Vergleich zum Benzin (wobei Anschaffungs- beziehungsweise Umrüstungskosten von Gasfahrzeugen berücksichtigt werden müssen), aber auch der Umweltgedanke spielt eine ähnliche Rolle wie beim Heizen. Während es in Deutschland vergleichsweise wenig Gasfahrzeuge gibt, sind sie in anderen Ländern (wie etwa den Niederlanden) seit Jahrzehnten keine Besonderheit mehr.

    Gaspreisbildung auf dem Parkett: Die Gasbörse EEX

    Die EEX (European Energy Exchange) gilt als wichtigster Marktplatz für Energie und Produkte, die mit der Energieerzeugung beziehungsweise der Förderung zu tun haben. Sie hat ihren Sitz in Leipzig und wurde im Jahr 2002 gegründet.

    Zweck der EEX ist es, eine marktwirtschaftliche Preisbildung am Großhandelsmarkt zu ermöglichen. Dies wurde sowohl gesamteuropäisch, als auch für Deutschland selbst wichtig, nachdem der Energiemarkt liberalisiert wurde. Zuvor gab es vor allem staatliche oder staatsnahe Energieerzeuger, die ihre Preise mehr oder weniger als Monopolisten festlegten.

    Die Ermittlung der Gaspreise an der EEX hat für den Verbraucher in Deutschland natürlich ebenfalls Bedeutung, da hier die Preisentwicklung der internationalen Beschaffungsmärkte abgebildet wird. Allerdings darf man keine tagesaktuellen Schwankungen der Gaspreise für den Endkunden erwarten, da die Versorger in der Regel lang- und mittelfristig ihre Kontingente einkaufen.

    Bis sich eine Preissteigerung oder -senkung auf den Gaspreis Ihres Gasvertrags auswirkt, vergehen je nach Vertragsmodell mindestens mehrere Monate, manchmal sogar Jahre. Dies ist vor allem dann ärgerlich, wenn die Preise aktuell sinken und der langfristige Vertrag mit dem Gasanbieter keine Anpassung erlaubt.

    Bedeutung der EEX für die Energiewende

    Nach dem Atomunglück von Fukushima verkündete die Bundesregierung die beschleunigte Energiewende. Dadurch wurde vor allem der Handel mit Ökostrom beflügelt. Die Preise an der EEX entwickeln sich manchmal aber gerade beim Strom etwas merkwürdig.

    Da die Einspeisung von Ökostrom gesetzlich Vorrang hat und mit einer Mindestvergütung belohnt wird, haben die Versorger häufig das Problem, dass sie bei einem Überangebot von Strom keinen Abnehmer an der EEX finden. Dann sinken die Einkaufspreise enorm ab, was sogar dazu führen kann, dass es zu negativen Preisen kommt (der Versorger also für die Abnahme durch einen anderen bezahlen muss).

    Für die Endkunden hat dies leider keine Bedeutung, da die Energiepreise sich nur sehr indirekt und mit Verzögerung auf die Verbraucherpreise auswirken. Durch die zahlreichen Abgaben und Umlagen sind die Energiepreise daher für Endkunden häufig sogar noch gestiegen.

    Preisgarantien bei Angeboten

    Bei einer Preisgarantie sichert ein Gas- oder Stromanbieter einem Verbraucher für den vertraglich vereinbarten Zeitraum einen festen Preis zu. Somit bieten Energietarife mit Preisgarantien über die gesamte Vertragslaufzeit einen Schutz vor einer kurzfristigen Erhöhung der Preise. Eine Empfehlung ist hierbei insbesondere eine Nettopreisgarantie, da diese Sie auch gegen Erhöhungen der staatlichen Abgaben und Umlagen absichert. Doch Vorsicht! Die Tarife sind hierbei nicht von neuen Steuern oder Abgaben, die erst nach Vertragsabschluss geschaffen wurden, abgesichert.

    Durch die Gas-Krise in den Jahren 2021 und 2022 kam es in der Vergangenheit bereits wiederholt vor, dass Gaslieferanten ihren Kunden den Gastarif gekündigt haben. Hierbei war meist in den Verträgen eine beiderseitige Kündigungsfrist von 1 Monat vereinbart. Das bis dato prominenteste Beispiel war der Fall des Gaslieferanten gas.de, welcher sich 2021 überraschend bei der Bundesnetzagentur abmeldete. Mittlerweile wurden Gesetzesanpassungen vorgenommen um Fälle wie den von gas.de zu verhindern. So müssen Gaslieferanten dies spätestens 3 Monate vor Ende der Lieferungen der Bundesnetzagentur und den Kunden mitteilen, sowie auf deren Homepage öffentlich machen.

    Nachhaltige Gastarife, was steckt dahinter?

    Foto: 1alan rodriguez / Unsplash

    Bestimmte Tarife der Anbieter werden mittlerweile als nachhaltige Tarife gekennzeichnet. Dies ist der Fall, wenn die verkaufte Energie entweder einen Biogasanteil hat oder die Versorger in Projekte zum Klimaschutz und zur Vermeidung von Kohlendioxidemissionen investieren. Grundsätzlich wird bei den Alternativen zu fossilem Erdgas wie folgt unterschieden.

     

    • Biogas ist ein erneuerbares Gas, welches durch anaerobe (ohne Sauerstoff) Fermentation organischer Stoffe wie tierischer oder pflanzlicher Abfällen produziert wird. Biogas besteht hauptsächlich aus Methan (CH4) und Kohlenstoffdioxid (CO₂), jedoch können geringe Mengen anderer Gase wie Stickstoff (N), Schwefelwasserstoff (HS) und Wasserstoff (H) enthalten sein.

    • Klimagas beschreibt Gasprodukte mit fossilem Gasanteil, die sich z.B. durch CO₂ Kompensation, also der Verpflichtung der Klimagasanbieter zur CO₂-Neutralität und Schadstoffkompensation, unterscheiden. (Einsparung in Bezug auf CO₂ Preise)

    • Ökogas ist eine Art von Biogas und wird meist als "grünes Gas" bezeichnet, da es im Gegensatz zu fossilem Gas, welches endlich und nicht erneuerbar ist, aus nachhaltigen Ressourcen gewonnen wird und entweder gar keinen oder nur einen geringen Anteil an CO₂ aus fossilen Brennstoffen enthält.

    • Power-to-Gas (P2G), Windgas und Wasserstoff bezeichnen Alternativen, bei denen mithilfe von Ökostrom Gase wie beispielsweise Wasserstoff erzeugt werden. Diese werden dann - mit großem zeitlichen Versatz - wieder zur Erzeugung von Elektrizität verwendet. Bei der Erzeugung von Windgas wird hierzu überschüssige Windenergie verwendet.

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