Gasverbrauch: Berechnen und senken Sie Energiekosten

Unter den fossilen Brennstoffen gilt Erdgas als einer der umweltfreundlichsten Energieträger. Im Vergleich zu Heizöl entstehen bei der Verbrennung von Gas deutlich weniger klimaschädliches Kohledioxid und Schadstoffe. Aus diesem Grund ist es weltweit ein beliebter Energierohstoff und stellt mit einem Anteil von rund 25 Prozent bei den fossilen Energieträgern einen der wichtigsten Energielieferanten dar. In Deutschland wird Erdgas vornehmlich für die Wärmeproduktion genutzt – rund 67 Prozent der in Deutschland produzierten Wärme wird mit Hilfe von Erdgas erzeugt.

Melanie Seifert

Autorin für Ratgeber und Wissen


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Zuletzt aktualisiert: April 27, 2023

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Melanie Seifert

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Melanie ist freischaffende Autorin mit langjähriger Erfahrung. Zuvor hat Melanie Kommunikationswissenschaften studiert und Ihr Wissen bei zahlreichen Finanz- und Versicherungskunden aufgebaut.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Dementsprechend ist es für viele Verbraucher wichtig, den eigenen Gasverbrauch berechnen zu können, denn nur wenn man den durchschnittlichen Gasverbrauch kennt, lässt sich auch effektiv ein Gaspreisvergleich durchführen. Zudem sind die weltweiten Vorräte an Erdgas begrenzt, daher werden in Zukunft die Preise steigen. Einspar-Maßnahmen lassen sich aber nur dann sinnvoll umsetzen, wenn man den Gasverbrauch im Durchschnitt ermitteln kann.

    Berechnung des Gasverbrauchs

    Der Gasverbrauch wird häufig in zwei verschiedenen Maßeinheiten angegeben: Kilowattstunden (kWh) und Kubikmeter (m3). Anbieter und Vergleichsrechner nutzen allerdings nicht immer die gleiche Einheit – zwar gibt es auch für die Umrechnung entsprechende Seiten im Internet, der Gasverbrauch lässt sich aber auch recht leicht selbst von einer Maßeinheit in die andere übertragen. Hierfür gilt die einfache Formel:

    kWh = m3 × Brennwert × Zustandszahl

    Sowohl Brennwert als auch Zustandszahl können Sie entweder direkt Ihrer Gasrechnung entnehmen oder bei Ihrem Versorger erfragen.

    Brennwert

    Der Brennwert beschreibt, wie viel Energie ein Rohstoff bei der Verbrennung unter gewissen Bedingungen freigesetzt werden kann. Dieser wird auch als oberer Heizwert bezeichnet und steht dem unteren Heizwert gegenüber.
    Der Brennwert beschreibt die Reinheit und damit den Energiegehalt des Gases. Je reiner es ist, desto mehr Energie wird bei der Verbrennung freigesetzt. In Deutschland werden die folgenden beiden Gassorten angeboten:

    • L-Gas (low calorific gas): ein Gas mit relativ geringem Energiegehalt und einem Brennwert zwischen 8 und 10
    • H-Gas (high calorific gas): ein Gas mit hohem Energiegehalt und einem Brennwert zwischen 10 und 12

    Welche Gassorte Sie geliefert bekommen, hängt vom Wohnort ab, da die Gasanbieter die Liefergebiete in Deutschland untereinander aufgeteilt haben – bei einem Wechsel des Gasanbieters ändern sich also weder Gassorte noch Brennwert.

    Zustandszahl

    Die Zustandszahl beschreibt, in welchem Zustand das Gas im Vergleich zu einem zuvor festgelegten Normzustand bei Ihnen ankommt. Die Ermittlung der Zustandszahl ist insofern wichtig, da sich Temperatur, Druck und Ähnliches direkt auf die Gasdichte und damit auf die tatsächlich pro Kubikmeter gelieferte Gasmenge auswirken. Sofern keine größeren Änderungen an den Gasleitungen in Ihrem Haus vorgenommen werden, ändert sich die Zustandszahl ebenfalls nicht.

    Ohne Vorjahreswerte: Den Gasverbrauch schätzen

    Ziehen Sie in eine neue Wohnung oder in ein neues Haus, haben Sie natürlich noch keine Vergleichswerte aus dem Vorjahr, um den Gasverbrauch zu ermitteln. Es gibt allerdings einige Faustregeln, anhand derer sich der Jahresgasverbrauch schätzen lässt. Wichtig dabei zu beachten ist, ob das Gas auch für die Warmwasserbereitung verwendet wird oder nicht, denn das wirkt sich natürlich direkt auf den Gasverbrauch aus. Folgende Richtwerte können zur Orientierung dienen:

    ImmobilieJahresverbrauch für Heizung und WarmwasserJahresverbrauch für Heizung
    Wohnung mit 30 m2 4.800 kWh 4.200 kWh
    Wohnung mit 50 m2 8.000 kWh 7.000 kWh
    Wohnung mit 100 m2 16.000 kWh 14.000 kWh
    Reihenhaus mit 120 m2 19.200 kWh 16.800 kWh
    Einfamilienhaus mit 160 m2 25.600 kWh 22.400 kWh

    Der Jahresverbrauch lässt sich auch anhand der Quadratmeterzahl abschätzen. Hier gelten folgende Richtwerte:

    • Verbrauch für Heizung und Warmwasser: 160 kWh pro m2
    • Verbrauch für Heizung: 140 kWh pro m2
    • Verbrauch für Warmwasser: 700 kWh pro Person

    Der Gasverbrauch eines Einfamilienhauses läge also bei einer Wohnfläche von 185 m2 und vier Bewohnern bei etwa 29.600 kWh, wenn Gas für Heizung und Warmwasser verwendet würde. Würde nur mit Gas geheizt, läge der Verbrauch etwa bei 25.900 kWh, bei reiner Warmwasserbereitung mit Gas bei 2.800 kWh.

    Warmwasser-Anteil am Gasverbrauch ermitteln

    Bei einem unsanierten Altbau geht man in der Regel davon aus, dass Warmwasser etwa zehn Prozent des Verbrauchs ausmacht – bei einem Niedrigenergiehaus dagegen rund 25 Prozent.

    Noch einfacher lässt sich der Warmwasser-Anteil mit Hilfe des oben genannten Richtwerts von 700 kWh pro Person und Jahr berechnen.

    Die so ermittelten Werte stellen natürlich Durchschnittswerte dar. Heizen Sie beispielsweise sehr viel oder nutzen einen Warmwassererhitzer, der auf eine sehr hohe Temperatur eingestellt ist, kann Ihr Verbrauch deutlich über diesen Werten liegen. Umgekehrt ist es aber selbstverständlich durch sparsamen Umgang auch möglich, die Richtwerte zu unterschreiten (lesen Sie hierzu unsere Gas-Spartipps).

    Möchten Sie Ihren Gasverbrauch möglichst gering halten, sollten Sie natürlich auch wissen, welche Anteile Warmwasserbereitung und Heizung am Verbrauch haben. Da es für den Gasanbieter aber keinen Unterschied macht, wofür Sie das gelieferte Gas nutzen, lässt sich die Aufteilung nicht Ihrer Gasrechnung entnehmen. Es gibt allerdings Richtwerte, an denen Sie sich orientieren können.

    In der Regel ist es sinnvoll, den Gasverbrauch das ganze Jahr über im Auge zu behalten und die Werte zu mitteln, denn im Winter ist der Verbrauch natürlich höher als im Sommer.

    Die Gas-Jahresabrechnung

    Sind Sie bereits länger Kunde bei einem Gasanbieter, müssen Sie Ihren Gasverbrauch nicht mehr abschätzen – Sie können einfach die Werte aus der letzten Gas-Jahresabrechnung zugrunde legen. Wann die Abrechnung genau kommt, ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich, in der Regel erhalten Sie sie aber innerhalb der ersten beiden Monate des Folgejahres.

    Neben den geleisteten Abschlagszahlungen, dem tatsächlichen Rechnungsbetrag und der eventuellen Differenz, aus der sich eine Nachzahlung oder eine Gutschrift ergibt, finden Sie auf der Gas-Jahresabrechnung natürlich auch den absoluten Gasverbrauch, meist in Kubikmetern angegeben. Auch der Abrechnungszeitraum – in der Regel ein Jahr plus/minus einige Tage – muss auf der Rechnung vermerkt sein. Zudem sind Grund- und Arbeitspreis angegeben. Der Grundpreis ist ein fester Betrag, den Sie unabhängig von der Höhe Ihres Verbrauchs zahlen, der Arbeitspreis gibt an, was der Anbieter pro genutzter Kilowattstunde berechnet.

    Achtung:

    Erscheint Ihnen Ihre Gasrechnung ungewöhnlich hoch, prüfen Sie zunächst alle persönlichen Daten, wie Name und Adresse. Eventuell hat der Gasanbieter einen Fehler gemacht und Ihnen versehentlich die Rechnung eines anderen Kunden geschickt.

    Stimmen die Daten, können Sie den in der Rechnung angegebenen Verbrauch mit dem Verbrauch laut Zähler abgleichen. Hierfür benötigen Sie allerdings den Zählerstand zu Beginn des Abrechnungszeitraums – dieser entspricht dem Zähler-Endstand des vorangegangenen Jahres und kann daher der vorherigen Rechnung entnommen werden. Ziehen Sie einfach den Zählerstand zu Beginn des Abrechnungszeitraums vom aktuellen Stand ab. Weicht dieser Wert stark von dem in der Rechnung ab, sollten Sie sich umgehend an Ihren Anbieter wenden, da eventuell Ihr Zähler defekt ist.

    Können Sie keinen Fehler entdecken, kann eine höhere Rechnung aber durchaus auch einen ganz einfachen Grund haben: Einen höheren Verbrauch. Gibt es beispielsweise neue Mitglieder im Haushalt, wurde ein Gasherd angeschafft oder waren der Winter und damit die Heizperiode besonders lang, kann sich das merklich auf den Gasverbrauch und so auf die Höhe der Rechnung auswirken.

    Eine weitere mögliche Erklärung für eine unerwartet hohe Gasrechnung ist eine starke Preiserhöhung durch den Anbieter. Zwar müssen die Anbieter ihre Kunden über eine Preiserhöhung informieren, in der Tagespost kann eine solche Nachricht aber schnell übersehen werden. Zudem erscheinen die Erhöhungen meist unerheblich, da es sich beim Arbeitspreis um Centbeträge handelt. Würde ein Anbieter aber den Arbeitspreis von 6 auf 7 Cent pro kWh erhöhen, würde das bei einem Einfamilienhaus mit etwa 160 m2 einen Preisunterschied von gut 200 Euro mehr im Jahr ausmachen.

    Allgemein sollten Sie sich bei Rechnungsunstimmigkeiten möglichst zeitnah an Ihren Anbieter wenden. Kommt es hier zu keiner Einigung, können Sie sich an eine der Verbraucherzentralen wenden; zudem gibt es die Schlichtungsstelle Energie, ein Verein, der unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium als offizielle Schlichtungsstelle in Streitfragen zwischen Energieversorgern und Verbrauchern anerkannt ist.

    Spartipps – so senken Sie Ihren Gasverbrauch

    Zwar sind die Gaspreise seit einigen Jahren relativ stabil, der Hauptgrund hierfür ist aber die Erschließung neuer Quellen. Da die Gasreserven weltweit begrenzt sind, werden auch die Preise für Gas über kurz oder lang wieder steigen. Soll die Gasrechnung diesem Trend nicht folgen, muss man den Verbrauch verringern. Aber nicht nur aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist es sinnvoll, den Gasverbrauch zu senken, auch die Umwelt profitiert davon.

    Der offensichtlichste Weg, beim Gas zu sparen, ist sicherlich ein Anbieterwechsel. Findet sich ein Gasversorger, der einen günstigeren Tarif bietet als der aktuelle Gaslieferant, sparen Sie durch einen Wechsel praktisch ohne Aufwand sofort Geld. Wollen Sie nicht nur Geld, sondern auch tatsächlich Gas einsparen, stehen Ihnen ebenfalls verschiedene Möglichkeiten offen.

    • Senken Sie mit dem Thermostat die Raumtemperatur
      Schon ein Grad weniger verringert den Verbrauch um rund sechs Prozent.
    • Heizen Sie nicht jeden Raum gleich
      Für Räume, in denen Sie sich selten aufhalten (Flur, Schlafzimmer) genügt durchaus eine Temperatur von 16 Grad.
    • Verdecken Sie Heizkörper nicht
      Möbel oder schweren Gardinen sollten Heizkörper nicht verdecken – das senkt die Heizleistung und erhöht so den Gasverbrauch.
    • Heizung frühzeitig abschalten
      Schalten Sie die Heizung frühzeitig für die Nacht ab – gerade bei Fußbodenheizungen hält die gespeicherte Wärme oft noch eine Stunde oder länger vor.
    • Lüften Sie richtig
      Öffnen Sie die Fenster für einige Minuten vollständig, anstatt sie den ganzen Tag über zu kippen.
    • Entstauben und entlüften
      Heizkörper müssen für eine gute Luftzirkulation regelmäßig von innen nach außen entstaubt werden.
    • Fenster isolieren
      Zieht es am Fenster sollte dieses abgedichtet oder gegen isolierte Fenster getauscht werden.
    • Vorhänge und Rollläden nutzen
      Werden nachts die Rollläden geschlossen, werden die Fenster isoliert. So kann bis zu fünf Prozent Energie gespart werden.
    • Wärmedämmung verbessern
      Dafür werden die Heizkörper abmontiert und vorhandene Nische mit Dämmstoff ausgefüllt und verputzt.
    • Räume nicht auskühlen lassen
      Regelmäßig benutzte Räume sollten im Winter nicht ausgekühlt werden. Diese wieder zu erwärmen, verbraucht mehr Energie, als Räume bei Nichtbenutzung nur auf Niedrigstufe zu heizen.
    • Mit Kamin heizen
      Heizkosten können auch durch einen Kamin gespart werden. Am effektivsten ist dies, wenn ein Kamin an die Zentralheizung angeschlossen ist und somit über Pufferspeicher und Warmwasser zusätzliche Wärme erzeugt.
    • Gastherme warten
      Eine Heizungsanlage sollte alle 30 Jahre erneuert werden.
    • Energieausweis prüfen
      Welches Potential zum Energiesparen sowie zur energetischen Sanierung Gebäude geboten ist, verrät der Energieausweis.

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