Finanz-Kolumne: "Riester-Rente kann sich lohnen."

In der Finanz-Kolumne äußert sich Prof. Dr. Steffen Sebastian objektiv und kritisch zu Finanzthemen. Anlass dieser Kolumne ist die aktuelle Diskussion um die Riester Rente. Führende Ökonomen bezeichneten diese Altersvorsorge jüngst als ineffizient und fordern sogar ihre Abschaffung. Ist die Riester Rente endgültig gescheitert?

Elisabeth Schwarzbauer

Autorin für Versicherungsthemen


Update icon

Zuletzt aktualisiert: April 27, 2023

Author Elisabeth Schwarzbauer

Elisabeth Schwarzbauer

/Content/img/ie8/mail_icon_.jpg

Elisabeth ist studierte Physikerin, verantwortet bei uns die Versicherungsthemen und hilft Ihnen Ihr bestes Angebot zu finden. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit Ihrer Familie oder mit einem Buch auf der Terrasse (wenn es das Wetter ermöglicht).

Fenster schließen

Inhaltsverzeichnis
     

    Expertenmeinung von Prof. Dr. Steffen Sebastian

    Prof. Dr. Steffen Sebastian

    Prof. Dr. Steffen Sebastian ist Verfasser dieser Kolumne

    "Für viele Arbeitnehmer wird die Rente im Alter nur für einen sehr eingeschränkten Lebensstandard reichen. Hinzu kommt, dass die gesetzliche Rentenversicherung nicht uneingeschränkt als sicher bezeichnet werden kann. Denn aufgrund der sich verändernden Demografie müssen zukünftig immer weniger Arbeitnehmer für immer mehr Rentner sorgen.

    Aus diesem Grund hat die Bundesregierung 2002 eine zusätzliche Form der Alterssicherung geschaffen – die Riester-Rente. Der wesentliche Wert der Riester-Rente lag vor allem in seiner psychologischen Breitenwirkung: Zum ersten Mal wurde der Bevölkerung in dieser Eindeutigkeit signalisiert, dass eine zusätzliche private Alterssicherung sinnvoll ist.

    Fraglich ist allerdings, ob die Umsetzung der Riester-Rente im Ergebnis wirklich gelungen ist. Sogar führende Ökonomen bezeichnen die Riester-Rente mittlerweile als gescheitert und fordern deren Abschaffung. Sie haben grundsätzlich Recht, aber diese Kritik hat in der Regel eine rein volkswirtschaftliche Perspektive. Demnach werde die Altersarmut vor allem bei Arbeitnehmern mit geringem Einkommen nicht wirksam bekämpft. Zudem seien die Steuergelder ineffizient eingesetzt und begünstigten in unangemessenem Umfang Finanzdienstleister.

    Für wen Riestern attraktiv ist – und für wen nicht

    Viele Deutsche fragen sich aufgrund der aktuellen Debatte, ob der Abschluss einer Riester-Rente überhaupt sinnvoll ist. Diese Frage kann grundsätzlich mit „Ja“ beantwortet werden. Es gibt durchaus eine Reihe von Riester-Formen, die in Betrachtung des aktuellen Zinsniveaus sehr attraktiv sind. Denn aufgrund der Förderungen und Steuervorteile erreichen diese Riester-Produkte auf lange Sicht eine gute Rendite. So kann „Wohn-Riestern“ z. B. in Kombination mit einer späteren Immobilienfinanzierung durchaus sinnvoll sein.

    Aber der Teufel steckt im Detail. Zunächst ist die Riester-Rente ausgerechnet für diejenigen wenig attraktiv, die im Alter nur sehr geringe Einkünfte haben werden. Wer die Grundsicherung aus eigener Kraft nicht erreicht, bekommt auch durch die Riester-Rente im Endeffekt nicht mehr.

    Auch für Spitzenverdiener ist die Riester-Rente wenig attraktiv. Durch die Begrenzung der Förderhöhe müssten diese für einen kleinen Teil ihres Vermögens sehr viel Aufwand erbringen, der meist an anderer Stelle besser investiert ist.

    Für Familien mit Kindern und Besserverdienende lohnt sich Riestern hingegen häufig. Aber auch hier sollte man genau hinsehen: Es wird eine Reihe von Produkten angeboten, die aufgrund von hohen Kosten - insbesondere Vertriebsprovisionen - wenig attraktiv sind. Für den „Berater“ (bzw. besser: „Verkäufer“) lohnt es sich eigentlich nur teure Riester-Produkte anzubieten, für die er die besten Provisionen bekommt. So wird ausgerechtet die einzige flexible Form der Rentenergänzung, der Riester-Banksparplan, viel zu selten angeboten.

    Vor dem Abschluss ausreichend informieren

    Wer die für sich optimale Sparform finden möchte, muss daher einiges an Eigeninitiative mitbringen. Es gibt sieben wesentliche Formen von Riester-Anlagen: Vier Rentenergänzungen und drei Formen von „Wohn-Riester“. Zunächst sollte man sich genau die jeweiligen Vor- und Nachteile ansehen. Und anschließend die Vertriebsprovisionen und die laufenden Kosten betrachten. Für die Lektüre der objektiven Tests, z. B. der Stiftung Warentest, benötigt auch ein versierter Leser einiges an Zeit und Geduld. Eine Alternative zum Selbststudium kann die Beratung durch die örtlichen Verbraucherzentralen oder einen versierten Honorarberater sein."

    Zur Person

    Prof. Dr. Steffen Sebastian ist Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienfinanzierung (Real Estate Finance) an der IRE|BS International Real Estate Business School und Direktor am Center of Finance der Universität Regensburg. Außerdem ist Professor Sebastian Mitherausgeber des European Journal of Real Estate Research und des German Journal of Property Research.

    Spartipps und News:

    Newsletter abonnieren & gratis PDF erhalten