Ärger über Niedrigzinsen – die Mehrheit der Deutschen mit Zinspolitik unzufrieden

Seit die Notenbanken weltweit eine Politik des billigen Geldes verfolgen, leiden vor allem Sparer unter immer weiter sinkenden Zinsen – eine Wende ist nicht abzusehen: Die Bundesregierung diskutiert gerade die Abschaffung des Garantiezinses bei Lebensversicherungen und auf Sparbuch, Tagesgeld und Co. gibt es nur noch Niedrigzinsen von maximal einem Prozent. Doch die Deutschen legen ihr Geld weiterhin extrem konservativ an, wie FinanceScout24 in einer repräsentativen Umfrage herausgefunden hat.

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: December 27, 2023

Author Daniel Winterl

Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Deutsche setzen weiter auf Sicherheit

    So hat fast die Hälfte der Deutschen ein Sparbuch, 37 Prozent legen ihr Geld als Tagesgeld an und 23 Prozent als Festgeld. Trotz der anhaltenden Zinsmisere gehen die Wenigsten bei ihrer Kapitalanlage ein höheres Risiko ein. Nur jeder Zehnte investiert verstärkt in risikoreichere Geldanlagen (11 Prozent) und lediglich jeweils 16 Prozent der Befragten besitzt bereits Aktien oder Investmentfonds. Auffallend ist: Männer nehmen deutlich mehr Risiko in Kauf als Frauen. Und fast ein Viertel der Deutschen (23 Prozent) besitzt angeblich überhaupt keine Geldanlagen.

    Welche Geldanlagen besitzen Sie?

    Die meisten sind mit Zinspolitik unzufrieden

    Die Schuldige für den Anlagenotstand ist nach Meinung vieler Deutscher die Europäische Zentralbank (EZB). 28 Prozent der von FinanceScout24 Befragten benoteten die Politik der EZB mit mangelhaft bis ungenügend – vor allem ältere Menschen vergeben eine schlechte Note. Der Grund für die Unzufriedenheit der Deutschen ist offensichtlich: 51 Prozent der Befragten gaben an, dass es aufgrund der EZB-Geldpolitik weniger Zinsen aufs Ersparte gibt.

    Wie bewerten Sie die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB)?

    Wie spart man "richtig"?

    "Viele Anleger setzen trotz der niedrigen Zinsen weiterhin auf Sparbuch und Tagegeld. Bei einer langfristigen Anlagedauer wäre es jedoch sinnvoll, auch Aktien und Immobilienfonds beizumischen“, sagt Prof. Dr. Steffen Sebastian, Direktor am Center of Finance der Universität Regensburg. „Wer sich damit absolut nicht anfreunden kann, sollte darüber nachdenken, zumindest einen Teil für zwei bis fünf Jahre in Festgeld oder ähnlichen Anlagen anzulegen, um etwas höhere Zinsen zu bekommen. In der Regel reicht es, wenn etwa zwei Monatsgehälter sofort verfügbar sind", so Sebastian weiter.

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    Ein überraschendes Ergebnis der FinanceScout24-Umfrage ist übrigens, dass 23 Prozent der Deutschen die Zinspolitik der EZB überhaupt nichts sagt. Entsprechend meinten daher 14 Prozent der Befragten, dass die Geldpolitik keinen Einfluss auf ihre Geldanlagen hat, während 19 Prozent der befragten Männer und sogar 38 Prozent der befragten Frauen angaben, diesen Einfluss nicht zu kennen.

    Was bedeutet die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) für Ihre Geldanlage(n)?

    Doch gerade hinsichtlich der Notwendigkeit einer privaten Altersvorsorge ist es wichtig, sich mit dem Thema auseinander zu setzen und „richtig“ zu sparen – besonders für Frauen. Einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge sind Frauen (16,2 Prozent) deutlich häufiger von Altersarmut betroffen als Männer (zwölf Prozent). Für alleinstehende Frauen ist das Risiko sogar doppelt so hoch als für männliche Singles.

    Expertenmeinung von Professor Dr. Sebastian

    "Es kann keinen Zweifel geben, dass die EZB die niedrigen Zinsen wesentlich verursacht hat. Das wird auch niemand ernsthaft bezweifeln. Allerdings ist sie dafür nicht allein verantwortlich. Wenn international die Zinsen sehr niedrig sind, ist der Spielraum auch für eine große Zentralbank beschränkt. Außerdem bestimmt die EZB den Zinssatz auch in Europa nicht alleine. Trotz des dominanten Einflusses der Europäischen Zentralbank gibt es noch andere Marktteilnehmer, die durch ihr wirtschaftliches Handeln die Zinsen beeinflussen.

    Wesentlich interessanter ist als Frage jedoch, ob die Niedrigzinsen wirklich so schlimm sind. Sicherlich gab es bessere Zeiten für risikoscheue Kapitalanleger. Aber nach wie vor ist es mit geringem Aufwand möglich, ein Tagesgeldkonto mit positiver Verzinsung zu finden. Mit anderen Worten: Obwohl wir noch immer mitten in einer gewaltigen Jahrhundertkrise stecken, gibt es Anlagen nahezu ohne Risiko mit extrem kurzer Bindungsdauer, die eine Verzinsung abwerfen, die höher ist als die Inflationsrate von aktuell nahezu null Prozent. Dies war in der Vergangenheit schon deutlich schlimmer. In Zeiten hoher Inflationsraten hatten wir zwar nominal Zinsen von 5 Prozent und mehr. Nach Abzug der Inflation war die Verzinsung jedoch deutlich negativ. Insofern besteht im Moment kein Grund zu übertriebenem Wehklagen. In diesem Kontext aktuell von "Enteignung der Sparer" zu reden, ist schlichtweg absurd. Eine Rendite von 0-1 Prozent bei maximaler Flexibilität ist in Krisenzeiten bestimmt kein schlechtes Geschäft.

    Und wer mehr Zinsen möchte, muss nur längere Laufzeiten von beispielsweise 2-5 Jahren eingehen – oder darüber nachdenken, ob er nicht einen Teil seiner Anlagen langfristig in riskantere Fondsanlagen wie Aktien oder Immobilien anlegen möchte."

    Prof. Dr. Steffen Sebastian, Direktor am Center of Finance der Universität Regensburg
    November, 2015

    Details zur Erhebung

    Für die aktuelle Umfrage befragte das Marktforschungsinstitut Innofact AG vom 6. bis 8. Oktober 2015 im Auftrag von FinanceScout24 1.030 Personen, bevölkerungsrepräsentativ hinsichtlich Alter (18 bis 65 Jahre) und Geschlecht quotiert. Mehrfachantworten waren möglich.

    Details zur Erhebung
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