Als vor gut zwei Wochen auch die Postbank angekündigt hat, künftig Kontogebühren für alle Girokontomodelle außer dem Konto für Kunden unter 22 Jahren einzuführen, war das Aufsehen groß. Nach Einschätzung des Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, müssen sich allerdings alle Bankkunden darauf einstellen, künftig Kontogebühren zu zahlen. Das Abheben von Bargeld am Geldautomaten der eigenen Bank soll allerdings weiterhin kostenlos bleiben.
Kostenlose Konten in einigen Jahren Geschichte?
„Ich erwarte, dass es in einigen Jahren praktisch nirgendwo mehr kostenlose Girokonten geben wird“, sagte Fahrenschon der „Bild“. Damit bestätigt er seine Aussage aus dem Frühjahr 2016. Bereits im März hatte der Chef des Sparkassenverbands in einer Rede erklärt, dass die Zeit der kostenlosen Girokonten vorbei sei. Bislang hatten sich viele Geldinstitute darauf beschränkt, die aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen wegbrechenden Einnahmen durch die Einführung von Gebühren für bestimmte Leistungen rund um das Girokonto, beispielsweise Überweisungen per Papier-Überweisungsträger oder SB-Terminal, auszugleichen. Auch bei den Kosten für Giro- und Kreditkarten drehten einige Institute an der Gebührenschraube. Vor generellen Kontogebühren schreckten viele Geldhäuser jedoch zurück, schließlich sind viele deutsche Bankkunden seit Jahrzehnten kostenlose Konten gewohnt.
Bafin-Chef fordert Umdenken der Banken bei Kontogebühren
Fahrenschons Aussage deckt sich mit der Einschätzung des Präsidenten der Finanzaufsichtsbehörde Bafin, Felix Hufeld. Dieser hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass das Angebot kostenloser Konten mangels alternativer Ertragsquellen für die Banken auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten sei. Er forderte die Institute zu einem Umdenken hinsichtlich der Kontogebühren auf. Mit veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hatte Mitte August auch die Postbank ihren Abschied von den kostenlosen Konten begründet. Die Führung von Girokonten verursacht den Banken Kosten, die bislang querfinanziert wurden. In einer Zeit, in der Banken Strafzinsen für Einlagen bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zahlen müssen, anstatt mit den Giro-Einlagen ihrer Kunden Gewinne erwirtschaften zu können, ist dies allerdings kaum noch möglich. „Wir brauchen ein nachhaltiges Geschäftsmodell“, erklärte Postbank-Vorstand Susanne Klöß kürzlich im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“.
Direktbanken wollen weiterhin kostenlose Konten anbieten
Dem gegenüber stehen nach wie vor einige Direktbanken, die betonen, auch weiterhin kostenlose Konten anbieten zu wollen. Dazu zählen ING Diba, DKB und Comdirect, die der „Wirtschaftswoche“ zufolge deutlich steigende Zahlen an Neuabschlüssen beziehungsweise Anfragen verzeichnen, seitdem viele Banken an den Gebühren für ihre Girokonten drehen.
Quellen: bild.de, sz.de, wiwo.de