Es scheint paradox, dass gleichzeitig Öl in rauen Mengen zur Verfügung steht, uns jedoch trotzdem ein Ölengpass droht. Genau das ist aber die Schlussfolgerung aus dem jüngst veröffentlichten Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) und Statements des britischen Ölkonzerns BP. Obwohl die weltweiten Rohölreserven den prognostizierten Bedarf bis 2050 zu 200 Prozent decken sollten, befürchtet die IEA eine Ölknappheit. Das geht erst dann zusammen, wenn die Entwicklung des Marktes in den letzten Jahren betrachtet wird.
Fehlende Investitionen Auslöser des drohenden Problems
Die Krise liegt nämlich nicht in den theoretisch vorhandenen Ölreservoirs begründet, sondern in dem Förder- und Investitionsverhalten der beteiligten Unternehmen. Aufgrund des niedrigen Ölpreises fehlten hier zuletzt schlicht Investitionen in neue Förderprojekte. Zwar hat der Preis sich zuletzt bei 55 Dollar stabilisiert; um eine ausreichende Kapitaleinsatzsteigerung zu erreichen, müsse Öl laut Experten aber für mindestens 80 Dollar gehandelt werden. Entsprechend sank das Investitionsvolumen von 800 auf nur noch knapp 450 Milliarden jährlich.
Diese Prognosen könnten für den Verbraucher in absehbarer Zeit deutlich steigende Ölpreise bedeuten. Das wiederum dürfte noch mehr Menschen dazu bewegen, auf die Nutzung von erneuerbaren Energien umzusteigen.
Zenit in Industrieländern überschritten, Nachfrage in Entwicklungsländern steigt
Entsprechende Maßnahmen der westlichen Industrieländer zu umweltfreundlicheren Energiealternativen, beispielsweise das Energiewende-Gesetz in Deutschland, tragen dabei absehbare Früchte: Bis 2022 wird die Ölnachfrage der OECD-Staaten voraussichtlich um 1,2 Millionen Barrel sinken.
Dass die Nachfrage weltweit im gleichen Zeitraum allerdings um 7,3 Millionen auf 103 Millionen Barrel pro Tag zu steigen droht, ist vor allem den Entwicklungsländern geschuldet. Gerade die asiatischen Schwellenländer, allen voran Indien, sorgen mit ihrem Wirtschaftswachstum für diesen erhöhten Bedarf.
Quelle: Wiwo, Handelsblatt