Die deutsche Wirtschaft befindet sich zweifellos in einer starken Wachstumsphase, was sich nicht nur durch die Rekord-Exportüberschüsse zeigt. Weniger klar ist allerdings, wie diese weiterverlaufen wird. Das Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) ist von weiterem Wachstum überzeugt und hat entsprechend die Konjunkturerwartung für das aktuelle Jahr von 1,7 auf zwei Prozent angehoben. Gleichzeitig geht das IfW aber auch davon aus, dass diese Entwicklung langfristig zu einer Überbelastung führen kann. Das sieht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) anders. Die Experten hier vermuten stattdessen, dass die nötige Infrastruktur fehlt, um das Wachstum langfristig aufrechtzuerhalten.
Hochkonjunktur ist nicht immer förderlich für die Wirtschaft
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) schließt sich der Konjunkturerwartung für den Euroraum an und korrigiert den prognostizierten Zuwachs von 1,9 auf 2,2 Prozent des Brutto-Inland-Produkts im laufenden Jahr 2017.
Das Kernproblem bei bis zum Limit ausgelasteten Produktionskapazitäten: Unternehmen kommen an ihre Grenzen und können nicht schnell genug investieren, um sich auf weitere Aufträge einzustellen. Das kann die Entwicklungen langfristig einbrechen lassen. „Eine Hochkonjunktur fühlt sich gut an, sie ist aber gesamtwirtschaftlich schädlich“, stellt daher Stefan Kooths, Leiter des IfW-Prognosezentrums fest.
Positiver Trend kann nur durch umfangreiche Investitionen beibehalten werden
Das DIW ist in seiner Konjunkturerwartung etwas zurückhaltender, bestätigt aber den Zuwachs. Für 2017 und 2018 wird hier ein Anstieg der Wirtschaftsleistung um jeweils 1,9 Prozent prognostiziert, was einer Korrektur um 0,4 Prozentpunkte nach oben entspricht. Für 2019 rechnen die Experten allerdings mit einer etwas zögerlichen Entwicklung und einem Zuwachs von 1,6 Prozent.
„Der Aufschwung wird nicht von Dauer sein, denn er ist zu einem guten Teil geliehen. Die niedrigen Zinsen und die sehr gute Arbeitsmarktsituation werden nicht von Dauer sein“, meint DIW-Chef Marcel Fratzscher. Nur umfangreiche Investitionen in Infrastruktur und Bildung könnten die Wirtschaft langfristig stärken.
Quellen: Welt, Finanzmarktwelt, shz.de