Aufforstung – Förderungen und Tipps für Privatwaldbesitzer

Für viele Waldbesitzer wird die Aufforstung ihrer Wälder ein immer relevanteres Thema. Kahle Waldflächen müssen nach Stürmen oder Schädlingsbefällen wieder bewaldet werden. Das ist mit einem intensiven Aufwand und hohen Ausgaben verbunden. Damit private Waldbesitzer nicht allein für die Kosten aufkommen müssen, stellen Bund und Banken Fördermittel bereit. Wir stellen Ihnen die Förderprogramme für Privatwaldbesitzer vor und geben Tipps, wie Sie Ihren Wald ideal auf die klimatischen Veränderungen vorbereiten.

Serkan Demirel

Autor im Resort für Ratgeber und Wissen


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Zuletzt aktualisiert: December 19, 2023

Author Serkan Demirel

Serkan Demirel

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Serkan ist Autor im Bereich für Ratgeber und Wissen und möchte Ihnen helfen mit unseren Ratgebern Ihre offenen Fragestellungen zu beantworten. Serkan ist studierter Volkswirt und hat eine Passion für alle Themen rund um Geldanlage.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Warum ist die Aufforstung notwendig?

    Wälder nehmen mit einer Fläche von 11,4 Millionen Hektar rund ein Drittel der Landesfläche in Deutschland ein. Darauf wachsen circa 90 Milliarden Bäume – am häufigsten Fichten, Kiefern, Buchen und Eichen. Zu den Bundesländern mit dem höchsten Waldanteil in Relation zur Fläche des Bundeslandes zählen Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland.

    In den vergangenen Jahren mussten die Wälder unterschiedlichen, durch den Klimawandel bedingten Belastungen standhalten. Stürme, Trockenheit und hohe Temperaturen schwächen die Bäume und machen sie anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Dadurch steigt auch das Risiko für Waldbrände. Von den Schäden sind überwiegend Fichtenwälder und vereinzelt Laubwälder betroffen. Diese sterben ab und lassen so zunehmend Kahlflächen entstehen. Um das Ökosystem Wald zu stärken und weiterhin zu erhalten, schreibt das Bundeswaldgesetz vor, dass kahlgeschlagene Flächen zeitnah wiederaufgeforstet werden müssen. Experten schätzen, dass das in den nächsten Jahren auf etwa 450.000 Hektar Waldfläche zutrifft.

    Für die Aufforstung eines Waldes sind die Waldbesitzer zuständig. In Deutschland gehören 48 Prozent der Waldfläche privaten Waldbesitzern. Besonders in ländlichen Regionen, die dünn besiedelt sind, sind die Wälder häufig in privater Hand.

    Welche Förderungen gibt es für die Aufforstung im Privatwald?

    Wiederaufforstung: Junge Bäume auf einer Lichtung

    Um private Waldbesitzer bei der Wiederaufforstung zu unterstützen, bieten der Bund und die Landwirtschaftliche Rentenbank verschiedene Förderprogramme an. Mit den Mitteln können Sie nicht nur die Kosten für die Jungpflanzen finanzieren, sondern auch wichtige Arbeitsschritte der Wiederaufforstung wie der Vorbereitung der Fläche oder dem Schutz der neu gepflanzten Bäume. Die Förderungen sollen es Privatwaldbesitzern erleichtern, Waldschäden zu beseitigen und den Wald an den Klimawandel anzupassen. 

    Förderprogramm der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“

    Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ ist eine Initiative des Bundes, die die Land- und Forstwirtschaft, ländliche Räume sowie den Küsten- und Hochwasserschutz fördert. Unter anderem werden dabei auch Fördermittel für den Umgang mit den Folgen von Extremwetterereignissen in Wäldern bereitgestellt.

    Die Förderung läuft bis 2023 und wird als Zuschuss ausgezahlt. Um die Fördermittel zu erhalten, müssen Sie Eigentümer des Waldes sein oder eine Einverständniserklärung des Waldeigentümers vorlegen können.

    Zu den geförderten Maßnahmen gehören:

    1. Maßnahmen zur bestandes- und bodenschonenden Räumung von Kalamitätsflächen (d. h. Flächen, auf denen eine große Masse an Bäumen erkrankt ist)
    2. Waldschutzmaßnahmen
    3. Wiederaufforstung

    Maßnahmen zur bestandes- und bodenschonen Räumung von Kalamitätsflächen werden bis zu 80 Prozent gefördert. Dabei können Sie Kosten erstattet bekommen, die für die forstfachliche Vorbereitung, Leitung und Koordinierung der Maßnahmen sowie für die beauftragten Unternehmen anfallen.

    Fördermittel für Eigenleistungen

    Wenn Sie die Maßnahmen in Eigenleistung durchführen, können Sie trotzdem Fördermittel in der Höhe der Kosten erhalten, die sonst für ein Unternehmen angefallen wären.

    Im Rahmen des Waldschutzes können Sie Fördermittel für diese Maßnahmen beantragen:

    • Vorbeugung und Bekämpfung des Schädlingsbefalls
    • Anlage von Holzlagerstätten für das befallene Holz
    • Wiederherstellung von Waldwegen
    • Prävention und Bekämpfung von Waldbränden

    Auch hier erhalten Sie eine Förderung von bis zu 80 Prozent. Kleinprivatwaldbesitzer, die unter 20 Hektar Wald besitzen, werden mit bis zu 90 Prozent der Kosten unterstützt. Eine besondere Voraussetzung im Rahmen der Förderung des Waldschutzes ist, dass die Maßnahmen von der Forstbehörde als geeignet angesehen werden müssen.

    Die Förderung der Wiederaufforstung unterstützt Sie bei der Baumpflanzung sowie dem Schutz des Waldes in den ersten fünf Jahren mit bis zu 80 Prozent der anfallenden Kosten. Wenn Sie dabei nur heimische Baumarten nutzen oder Kleinprivatwaldbesitzer sind, erhöht sich die Förderung auf 90 Prozent.

    Für die Antragstellung können sich private Waldbesitzer an die Forstbehörde des jeweiligen Bundeslandes wenden. Das Antragsformular finden Sie häufig online. Nachdem die Behörde Ihren Antrag geprüft hat, erhalten Sie im besten Fall einen Bewilligungsbescheid. Danach können Sie mit der geplanten Maßnahme beginnen.

    Richtlinien der Länder beachten

    Die Fördermittel der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ werden zwar von Bund vergeben, allerdings sind die Länder für die Abwicklung der Anträge zuständig. Das bedeutet, dass sich die Förderrichtlinien je nach Bundesland leicht unterscheiden können. Informieren Sie sich daher im Vorfeld über die geltenden Bedingungen.

    Förderprogramm Forstwirtschaft der Landwirtschaftlichen Rentenbank

    Die Landwirtschaftliche Rentenbank ist ein Kreditinstitut, dass die Landwirtschaft und ländliche Entwicklung finanziell unterstützt. Bis zum 30. Juni 2024 bietet die Bank das Förderprogramm Forstwirtschaft an. Das Programm umfasst Ausgaben für:

    • die Erstaufforstung
    • den klima- und standortangepassten Waldumbau
    • Waldschutzmaßnahmen (auch Wildschutz und Vorbeugung von Waldbränden)
    • die Räumung, Lagerung und Wiederaufforstung bei Extremwetter- oder sonstigen Schadereignissen
    • den gemeinschaftlichen Maschinenkauf von Forstbetrieben
    • eine gemeinschaftlich genutzte forstwirtschaftliche Infrastruktur (z. B. Holzlager, Wasserführung)

    Die Fördermittel werden als Darlehen ausgezahlt und können bis zu 100 Prozent Ihrer Kosten abdecken. Die Kredithöhe ist pro Person begrenzt auf 10 Millionen Euro im Jahr. Zusätzlich zum Darlehen können Sie einen Förderzuschuss erhalten. Außerdem lässt sich die Förderung unter bestimmten Umständen mit anderen öffentlichen Fördermitteln kombinieren. Alle aktuellen Konditionen für ein Förderdarlehen der Landwirtschaftlichen Rentenbank finden Sie unter rentenbank.de.

    Den Antrag für das Förderprogramm Forstwirtschaft können Sie über Ihre Hausbank stellen. Wenn der Antrag genehmigt wird, erhalten Sie einen Zuwendungsbescheid. Anschließend können Sie mit Ihrem Vorhaben starten.

    Wald aufforsten: Tipps zur nachhaltigen Wiederaufforstung

    Einen Wald nachhaltig aufzuforsten bedeutet, ihn an das sich verändernde Klima anzupassen und vor Schäden zu schützen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft empfiehlt für klimaresistente Wälder:

    • trockenheitstolerantere Baumarten sowie Baumarten mit unterschiedlichen Ansprüchen und Eigenschaften zu pflanzen (Misch- statt Monokultur)
    • die Wasserspeicherfähigkeit der Waldböden zu verbessern
    • den Waldzustand (z. B. Schäden, Schädlingsbefall) zu analysieren und die Wälder intensiv zu pflegen

    Wenn Sie Ihren Wald wiederaufforsten, können Sie besonders bei der Wahl der Baumarten einen wichtigen Grundstein für einen klimaresistenten Wald legen. Wie Sie die richtigen Baumarten finden, erklären wir Ihnen hier:

    Welche Baumarten sollte ich aufforsten?

    Die Wahl der richtigen Baumarten ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Wenn Sie Ihren Wald mit neuen Bäumen aufforsten möchten, sollten Sie zuerst betrachten, welche Bäume bereits in dem Gebiet wachsen. Diese Arten sind in der Regel gut an die Standortbedingungen angepasst und können Aufschluss darüber geben, welche Eigenschaften die neuen Bäume besitzen sollten. Außerdem sollten Sie analysieren, welche klimatischen Bedingungen an dem Standort vorherrschen. Dabei können Sie sich unter anderem diese Fragen stellen:

    • Ist die Sonneneinstrahlung sehr hoch?
    • Sind die Bäume starkem Wind oder Niederschlag ausgesetzt?
    • Wie hoch werden die Temperaturen in diesem Gebiet?

    Im nächsten Schritt sollten Sie den Waldboden untersuchen. Abhängig von der Bodenbeschaffenheit, der Feuchtigkeit und dem Nährstoffgehalt können unterschiedliche Baumarten für Ihren Wald geeignet sein.

    Waldbesitzer pflanzt einen jungen Baum ein

    Wenn Sie alle Standortfaktoren bestimmt haben, können Sie die passenden Baumarten auswählen. Achten Sie dabei darauf, vorwiegend heimische, klimatolerante Arten zu pflanzen. Für trockene Standorte eignen sich beispielsweise:

    • Spitz- und Bergahorn
    • Elsbeere
    • Speierling

    Für die Aufforstung an nassen Standorten können Sie dagegen zum Beispiel die Flatterulme oder die Tanne verwenden. Beide besitzen tiefe Wurzeln, mit denen sie Wasser in großen Tiefen besser erreichen können. Außerdem geben die Wurzeln den Bäumen Halt. Dadurch sind sie stabiler bei Stürmen. Zusätzlich können Sie vereinzelt Baumarten aus alternativen Herkunftsländern pflanzen, die den veränderten klimatischen Bedingungen standhalten. Dazu gehören unter anderem:

    • Douglasie
    • Schwarzkiefer
    • Küsten- und Edeltanne
    • Robinie
    • Roteiche

    Beratung zur Baumartwahl

    Wenn Sie sich unsicher sind, welche Baumarten für Ihren Wald am besten geeignet sind, können Sie sich von einem staatlichen Förster oder privaten Forstberater beraten lassen.

    Was sollte ich bei der Baumpflanzung beachten?

    Mit der Wiederaufforstung können Sie im Frühjahr oder im Herbst beginnen. In diesen Jahreszeiten herrschen die besten Bedingungen für die jungen und empfindlichen Bäume. Von März bis Mai können Sie alle Baumarten pflanzen. Wenn Sie die Aufforstung dagegen im Herbst planen, eignen sich der August und September besser für Nadelbäume. Laubbäume können von Oktober bis Mitte November gepflanzt werden.

    Achten Sie beim Einpflanzen darauf, dass die Jungpflanzen dauerhaft feucht gehalten werden, da die kleinen Wurzeln sonst schnell austrocknen. Für den Transport zu Ihrem Wald können Sie die jungen Bäume in einem Behälter mit Moos oder Sägemehl aufbewahren. Außerdem sollten die Jungpflanzen im richtigen Abstand zueinander gepflanzt werden, damit sie beim Wachsen genug Platz haben. Ein Schutzgitter um die Baumstämme bewahrt die Bäume vor Wildtieren.

    Fazit: Wald aufforsten

    Privatwaldbesitzer, deren Wälder durch Extremwetterereignisse und Schädlinge geschwächt wurden, stehen vor der Aufgabe, ihren Wald aufzuforsten und klimarobust umzubauen. Über das Förderprogramm des Bundes können Sie Zuschüsse für die anstehenden Maßnahmen erhalten. Außerdem können Sie ein Darlehen der Landwirtschaftlichen Rentenbank in Anspruch nehmen, um die Waldarbeiten zu finanzieren. Je nach Förderung werden dabei 80 bis 100 Prozent der Kosten abgedeckt. Die Fördermittel ermöglichen es Ihnen, standortangepasste und resistente Baumarten zu pflanzen. Mit einer Mischkultur stärken Sie das Ökosystem Wald und bereiten es optimal auf die klimatischen Veränderungen vor.

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