Ausfallrisiko

Im Zuge einer Kreditvergabe nimmt der Kreditgeber das Risiko auf sich, dass der Kreditnehmer seine Zahlungen möglicherweise nicht zum ausgemachten Zeitpunkt oder gar nicht leistet. Somit besteht für den Kreditgeber ein Ausfallrisiko, dessen Höhe durch die Bonitätsprüfung ermittelt wird. Jedoch sollte auch der Kreditnehmer, bevor es zum Unterschreiben eines Kreditvertrages kommt, dessen Zahlungsfähigkeit realistisch einschätzen. Wie genau der Begriff des Ausfallrisikos definiert wird und wie dies minimiert werden kann, erläutert der folgende Ratgeber.

Serkan Demirel

Autor im Resort für Ratgeber und Wissen


Update icon

Zuletzt aktualisiert: May 19, 2023

Author Serkan Demirel

Serkan Demirel

/Content/img/ie8/mail_icon_.jpg

Serkan ist Autor im Bereich für Ratgeber und Wissen und möchte Ihnen helfen mit unseren Ratgebern Ihre offenen Fragestellungen zu beantworten. Serkan ist studierter Volkswirt und hat eine Passion für alle Themen rund um Geldanlage.

Fenster schließen

Inhaltsverzeichnis
     

    Ein kurzer Überblick:

    • Das Ausfallrisiko stellt die Wahrscheinlichkeit dar, inwiefern ein Schuldner dessen Zahlungsverpflichtungen möglicherweise nicht nachkommen kann. 
    • Sollte der Kreditgeber das Ausfallrisiko als hoch einstufen, kann der Kredit entweder gar nicht oder nur mit hohen Zinsen gewährt werden. 
    • Ist das Ausfallrisiko gering, profitiert der Kreditnehmer von günstigen Konditionen bezüglich seines Kredits. 
    • Das Ausfallrisiko wird am Einkommen, Vermögen und an ausstehenden Schulden des potentiellen Kreditnehmers gemessen. 

    Was ist ein Ausfallrisiko?

    Das Ausfallrisiko beschreibt die Gefahr eines Verlustes infolge einer Zahlungsunfähigkeit des Schuldners oder dem Wertverlust gewisser Sachwerte oder Wertpapiere. Vor allem im Kreditgeschäft stellt das Risiko eines Forderungsausfalls oder auch das der Bonität eine Gefahr für den Kreditgeber dar. 

    Das Ausfallrisiko beschreibt ebenfalls die Gefahr, dass ein Unternehmen Insolvenz anmelden und somit dessen Wertpapiere unbrauchbar werden. Die Konsequenz dieser Fälle sind Teil- oder Totalausfälle der Zahlungen. 

    Indem Kredite durch Sicherheiten unterstützt und somit verstärkt werden, kann das Ausfallrisiko durch diese verringert werden. Im Falle einer Insolvenz können so Sicherheiten des Kreditnehmers zur Verringerung des Schadens verwertet werden. Professionelle Anleger streuen deren Investitionen auf diverse Anlegeklassen, um die Ausfallwirkung eines Kredits zu minimieren. Dies wird als Diversifikation bezeichnet und wird Anlegern stets empfohlen, um mehr Sicherheit zu erlangen.

    Zu den Indikatoren des Ausfallrisikos zählt die Bonität eines Unternehmens. Hierbei können entsprechende Ratingklassen herangezogen werden, die ein hohes oder ein geringes Ausfallrisiko bezeichnen. Hohe Ausfallrisiken werden meist mit entsprechend hohen Zinssätzen ausgeschrieben. 

    Das Ausfallrisiko und wie es funktioniert

    Als Folge einer allgemeinen wirtschaftlichen oder auch finanziellen Veränderung kann sich das Ausfallrisiko einer Firma oder einer privaten Person schlagartig ändern. Wirtschaftliche Rezessionen können sich auf Einnahmen als auch auf Erträge von Unternehmen auswirken und somit deren Schulden negativ beeinflussen. Durch Faktoren, zu denen ein verstärkter Wettbewerb oder ein geringes Maß an Preissetzung zählen, können Unternehmen starken finanziellen Schwankungen unterliegen. Um das Ausfallrisiko zu verringern, müssen Unternehmen einen gewissen Nettogewinn und einen entsprechenden Chashflow erwirtschaften. 

    Berechnung des Ausfallrisikos

    Da der kreditwirtschaftliche Erfolg von Banken sowie deren Existenz von der Anzahl der Ausfallrisiken der Kreditkunden abhängig ist, stellt die Bonitätsprüfung dieser einen hohen Stellenwert dar. Zur Berechnung des Ausfallrisikos werden Standardmessinstrumente herangezogen, zu denen FICO-Scores für Kreditratings für Staatsanleihen- und Unternehmensanleihen sowie Verbraucherkredite zählen. Staatlich anerkannte statistische Ratingagenturen vergeben dabei die Kreditratings. 

    Nimmt ein Kreditnehmer ein Darlehen auf, kann es immer vorkommen, dass dieser den Kredit nicht wie vereinbart zurückzahlen wird. Unabhängig vom Kreditnehmer werden Ausfallrisiken seitens des Kreditgebers immer berücksichtigt. Die Bewertung des entsprechenden Risikos stellt jedoch keinen leichten Prozess dar, weil hierbei mehrere Faktoren berücksichtigt werden müssen. 

    • Nachweise über Einkommen und Liquidität:

      Hierfür können Arbeitsverträge, Kontoauszüge sowie Belege für die Gehaltsabrechnungen herangezogen werden. Diese dienen als Informationen für ein regelmäßiges und festes Eiinkommen, das ausreicht, um die monatlich zu tilgenden Raten abzuzahlen.
    • SCHUFA-Auskunft:

      Die SCHUFA liefert Informationen, welche relevant für die Kreditvergabe an private Personen und Unternehmen sind. Im Rahmen dieser wird aufgezeigt, wie das frühere Zahlungsverhalten des Antragstellers war und ob ein Risiko für einen Zahlungsausfall besteht. 
    • Erfahrungen:

      Anhand früherer Akten von Kunden, die möglicherweise über ähnliche Umstände einen Kredit beantragt haben, können die Banken einschätzen, inwiefern ein Risiko bei einem neuen Antragsteller bestehen könnte. 
    • Nachweise über Kreditsicherheiten

      Sind Sicherheiten, wie beispielsweise Erspartes, Immobilien oder Lebensversicherungen, gegeben, ist dies im Zuge der Bonitätsprüfung anzugeben. Ein Kreditausfall kann so im schlimmsten Falle zwar nicht verhindert werden, jedoch kann der Kreditgeber so den entstehenden Schaden verringern.

    Durch ein internes Verfahren wird durch die bezogenen Informationen überprüft, wie hoch das Ausfallrisiko eines entsprechenden Kunden einzustufen ist. Dafür werden gewisse Kategorien genutzt und anschließend ein exakter Prozentsatz, der das vorhandene Kreditausfallrisiko einstuft. Sollte die Zahl eine gewisse Schwelle überschreiten, die zuvor intern festgesetzt wurde, lehnt die Bank den vorliegenden Kreditantrag ab. Die Grenzwerte sind von Bank zu Bank unterschiedlich. 

    Einflussfaktoren

    Vor allem bei Privatpersonen spielt die Kreditwürdigkeit eine wichtige Rolle, damit bestimmt werden kann, wie hoch das mögliche Ausfallrisiko ist und welche Zinssätze herangezogen werden sollen. Die Kreditwürdigkeitsprüfung dient als Zahl, die einschätzen soll, ob der Kredit rechtzeitig getilgt werden kann und inwiefern die Zahlungen geleistet werden können. Die Kreditwürdigkeit basiert auf den Daten der Kreditauskunft, zu welchen das Zahlungsverhalten des Kreditnehmers sowie der Stand der aktuellen Schulden zählen. 

    Damit das Ausfallrisiko eines Unternehmens bestimmt werden kann, wird meist der Cashflow sowie der Jahresabschluss genutzt. Der freie Cashflow wird ermittelt, indem die Ausgaben für Investitionen eines Unternehmens von dessen operativem Cashflow abgezogen werden. Unternehmen, die einen schlechten Cashflow aufweisen, können dementsprechend auch ein höheres Ausfallrisiko haben und werden deshalb mit einem eher geringem Kreditrating eingestuft. 

    Bei Unternehmen als auch bei privaten Personen prüft der Kreditgeber zuerst die finanzielle Lage des Antragstellers. Dabei ist die SCHUFA-Auskunft ein wichtiger Faktor. Sollte der Großteil der Mittel bezüglich der langfristigen Vermögenswerte blockiert sein, kann der Kreditgeber die Bereitstellung eines Darlehens verweigern.

    Zudem werden die makroökonomischen Bedingungen, welche sich auf das Produkt oder Geschäft des Kreditnehmers auswirken könnten, zum Zeitpunkt der Antragstellung berücksichtigt.

    Minimierung des Ausfallrisikos

    Das Ausfallrisiko eines Unternehmens kann minimiert werden, indem es über einen guten Cashflow verfügt. Hierfür ist es maßgeblich, dass Kunden pünktlich zahlen. Verspätete Zahlungen wiederum verschlechtern den Cashflow und wirken sich demnach negativ auf das Ausfallrisiko aus. 

    Außerdem können Sicherheiten, die sich auf die Höhe eines potentiellen Schadens auswirken, das Ausfallrisiko minimieren. Vor allem bei Darlehensarten, wie dem Immobiliendarlehen oder anderen Kreditarten mit hohen Summen, ist die Entgegennahme von Sicherheiten beliebt. So kann sich der Kreditgeber schützen und die Sicherheiten bei einem Zahlungsausfall nutzen und so den finanziellen Schaden verringern. Zu den Sicherheiten, die Banken in Anspruch nehmen, zählen vor allem die Bürgschaft, Wertpapiere, eine Grundschuld, Erspartes sowie Forderungen. 

    Beeinflussung der Konditionen

    Ausfallrisiken kommen vor allem bei Finanzierungen zum Tragen. Dabei stellt der Kreditgeber dem Kreditnehmer eine gewisse Summe zur Verfügung und geht gleichzeitig ein entsprechendes Ausfallrisiko mit Abschluss des Kreditvertrags ein. Aufgrund dessen wird vor der Kreditvergabe die Bonität der potentiellen Kunden überprüft, wobei der Kreditgeber das Risiko eines Zahlungsausfalls einschätzt. Ist die Bonität des Antragstellers hoch, sinkt auch das Ausfallrisiko sowie der Zins, der vom Kreditnehmer zu entrichten ist. 

    Anhand der folgenden Faktoren wird das Risiko eines Zahlungsausfalles eingeschätzt:

    • Vermögenswerte
    • SCHUFA-Auskunft
    • Einkommen
    • Eigenkapital/ Erspartes
    • Beschäftigung

    Durch diese Informationen soll anschließend das Ausfallrisiko untersucht werden. Sollte dies zu hoch ausfallen, wird der Kredit gar nicht oder nur mit einem hohen Zinssatz vergeben. Ist das Risiko eines Zahlungsausfalls hingegen niedrig, erhält der Kreditnehmer im Gegenzug besonders günstige Konditionen. 

    Ausfallrisiko vs. Verlustrisiko

    Oft wird anstatt eines Ausfallrisikos von einem Verlustrisiko gesprochen. Jedoch werden in der Regel beide Begriffe synonym benutzt und haben somit auch die gleiche Bedeutung. Weil der Ausfall einer Zahlung immer mit einem entsprechendem Verlust einhergeht, wird durch beide Begriffe ein ähnlicher Umstand beschrieben. 

    Formen des Ausfallrisikos

    Für Kreditnehmer existieren drei verschiedenen Arten eines Ausfallrisikos. Hierzu zählen das Kreditrisiko für Kreditgeber, das Bonitätsrisiko für Unternehmen sowie das Ausfallrisiko für Anleger.

    Kreditrisiko

    Jeder Kredit bringt das Risiko mit sich, dass der Kreditnehmer die Zahlungen verspätet, nur teilweise oder gar nicht tätigt. Die häufigsten Gründe für den Ausfall der Zahlung stellen eine Überschuldung, eine plötzliche Krankheit oder Arbeitslosigkeit sowie eine gescheiterte Selbstständigkeit des Kreditnehmers dar. 

    Bonitätsrisiko

    Vor der Kreditvergabe prüfen die Banken die Bonität ihrer potentiellen Kunden. Hersteller sollten aufgrund dessen die eigenen Produkte nur gegen eine Rechnung mit entsprechendem Zahlungsziel verkaufen. Sollte sich die Bonität eines Käufers verschlechtern, verringert sich so auch dessen Liquidität und die Zahlung der Rechnung kann nicht pünktlich getätigt werden. Kunden, die über eine geringe Bonität verfügen, können vom Verkäufer abgelehnt werden oder sich durch Factoring, den Verkauf der Forderung gegen einen potentiellen Zahlungsausfall, absichern. 

    Länderrisiko

    Unternehmen, die ausländische Geschäftspartner haben, nehmen mit jedem Auftrag auch das Risiko der Änderung der politischen oder wirtschaftlichen Lage im entsprechenden Land auf sich. Möglicherweise darf der ausländische Kunde, obwohl dieser zahlungsbereit ist, die Rechnung aufgrund aktueller Beschränkungen im Geldtransfer nicht begleichen. Zudem stellt das Währungsrisiko bei einer Fremdwährung ein weiteres Risiko für das Unternehmen dar. Durch Export Factoring, wobei Forderungen verkauft werden, können sich die Hersteller gegen diese Art von Zahlungsausfall absichern. 

    Kreditversicherung abschließen

    Das Ausfallrisiko und dessen Realisierung kann dem potentiellen Kreditnehmer Schäden, wie Liquiditätsprobleme oder existenzielle Bedrohungen, hinzufügen. Daher ist es im Wirtschaftsverkehr weit verbreitet, dass sich Unternehmen gegen Ausfallrisiken durch Kreditversicherungen - noch vor Vergabe der Kredite- absichern.

    Die größten Risiken für Ausfälle oder Überschuldungen

    Ein hohes Ausfallrisiko bedeutet also, dass die Bonität des Antragstellers während der Laufzeit des Darlehens sinkt oder sogar schlechter wird. Die Ursachen hierfür finden sich meist im Privatleben der Kreditnehmer. Hierzu zählen vor allem Schicksalsschläge und negative Lebensereignisse. Häufig wird ein Zahlungsausfall auch durch die Überschuldung privater Haushalte verursacht. 

    Aktuelle Statistiken zeigen die häufigsten Gründe für das Risiko eines Zahlungsausfalles auf:

    • Arbeitslosigkeit: 20,2 Prozent

    • Unfälle, Erkrankungen: 15,3 Prozent

    • Trennungen/ Scheidungen, Tod des Partners/ der Partnerin: 12,8 Prozent
    • Schlechte Haushaltsführung: 10,9 Prozent

    • Gescheiterte Selbstständigkeit: 8,4 Prozent

    • Andere Gründe: 32,4 Prozent

    Neben den genannten Ursachen im privaten Bereich wird auch immer wieder eine negative wirtschaftliche Gesamtlage, wie beispielsweise die Finanzkrise des Jahres 2008/ 2009, als Grund für Zahlungsausfälle genannt. Einer möglichen Verschuldung oder Zahlungsschwierigkeiten bei Kreditnehmern kann durch Sicherheiten und Vorsorge entgegengewirkt werden, jedoch stellt das Ausfallrisiko immer einen Faktor dar, der im Kreditgeschäft stets mit einkalkuliert werden sollte. 

    Durchschnittliche Ausfallquote

    Die Höhe des Ausfallrisikos ist immer stark von der jeweiligen Branche abhängig. Die höchste Quote findet sich im Online-Versandhandel wieder und beläuft sich auf 55 Prozent Zahlungsausfälle. Für Banken hingegen beträgt das Risiko eines Ausfalls zwei bis drei Prozent, was im Normalbereich liegt. Sollte die Quote steigen, ist eine Nachforschung der Ursachen für die Ausfälle erforderlich. 

    Fazit

    Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass Banken meist Kredite nur vergeben, wenn das Ausfallrisiko des potentiellen Kreditnehmers möglich gering ist. Ansonsten müssen Kunden mit relativ hohen Zinsen auf den Kredit rechnen und landen möglicherweise in einer Schuldenfalle. Ist das Ausfallrisiko gering, profitieren Kunden von besonders guten Konditionen. 

    Spartipps und News:

    Newsletter abonnieren & gratis PDF erhalten