Familiendarlehen - alle wichtigen Infos

Ein Familiendarlehen ist ein Kredit, der entweder von Angehörigen oder einer Bank ausgestellt wird. Der Kredit von Verwandten oder Bekannten stellt hierbei eine besonders unbürokratische Form eines Kredits dar. So haben beispielsweise Eltern die Möglichkeit erwachsenen Kindern bei der Erfüllung des Traums vom Eigenheim unter die Arme zu greifen. Welche Vor- und Nachteile das private Darlehen innerhalb der Familie mit sich bringt, erfahren Sie im folgenden Ratgeber. 

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: February 28, 2024

Author Daniel Winterl

Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Ein kurzer Überblick

    • Banken erteilen Familiendarlehen zu besonders günstigen Bedingungen.
    • Bei privaten Familiendarlehen fallen in der Regel keine Zinsen an.

    • Bei höheren Kreditsummen oder längerem Laufzeiten empfiehlt es sich einen Vertrag abzuschließen. 

    • Zudem besteht die Möglichkeit das Familiendarlehen steuerrechtlich durch das Finanzamt anerkennen zu lassen. 
    • Sicherheiten gelten für die Vergabe von Familiendarlehen unter Angehörigen nicht als zwingende Voraussetzung. 

    • Eine Alternative zum Familiendarlehen stellt der klassische Ratenkredit dar. 

    Das Familiendarlehen

    Familiendarlehen beschreiben Kreditmodelle, welche speziell an Familien gerichtet sind und in der Praxis in zwei verschiedenen Formen auftreten: 

    Das Familiendarlehen als Produkt der Bank

    Diverse Banken sowie Kreditportale nutzen den Begriff des Familiendarlehens für die Vermarktung des speziell auf Familien angepassten Darlehensproduktes. Bei einem Bankdarlehen wird der aufgenommene Betrag zuzüglich Zinsen und einer Restschuld getilgt. Der Zins basiert dabei auf dem marktüblichen Niveau. 

    Das Familiendarlehen von Verwandten

    Auch untereinander können sich Angehörige Familiendarlehen vergeben. Der Begriff der Angehörigen umfasst gemäß Paragraph 15 der Abgabenordnung Eheleute, Verlobte, Geschwister, Kinder sowie andere Verwandte. Der schuldrechtliche Vertrag zwischen Familienangehörigen wird meist ohne Zins aufgesetzt. Jedoch besteht natürlich auch die Möglichkeit innerhalb einer Familie einen Zinssatz zu vereinbaren. 

    Bei einem Familiendarlehen liegt die Besonderheit der Formlosigkeit vor, welche dem Rechtsgeschäft die Gültigkeit verleiht, ohne dass es für die Parteien notwendig ist eine gewisse Form einzuhalten. Das Familiendarlehen ist somit besonders einfach aufzusetzen, jedoch gilt auch hier eine Rollenverteilung von Kreditnehmer und Kreditgeber - wie auch bei einem klassischen Bankkredit. 

    Warum ein Familiendarlehen?

    Die Entscheidung für ein Familiendarlehen kann sich nach unterschiedlichen Bedürfnissen oder Gründen richten. Hierzu zählen unter anderem: 

    Planung wichtiger Anschaffungen

    Egal ob Umzug, eine Renovierung der alten Küche oder der Bau eines Pools in den Garten - all diese Vorhaben haben eines gemeinsam: Sie sind teuer. Besonders in solchen Fällen eignet sich ein Familiendarlehen, da dies zinsfrei sein kann und somit nicht mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. 

    Alternative zum klassischen Bankkredit

    Sollte die Bonität nicht ausreichen, vergeben Banken meist keinen Kredit an Familien. Gründe hierfür sind unter anderem gewisse finanzielle Verpflichtungen, wie die Zahlung von Unterhalt, oder ein niedriges Einkommen, die das Budget schon zuvor belasten. Sollte der herkömmliche Bankkredit also keine Option darstellen, bietet das Familiendarlehen eine passende Alternative dazu. 

     

    Unterstützung bei der Immobilienfinanzierung

    Der Kauf eines Hauses gilt als einer der häufigsten Gründe, weshalb sich Verwandte oder Angehörige dazu bereit erklären Geld zu leihen. Vor allem für junge Familien ist die Erfüllung dieses Wunschs schwer zu realisieren und durch das Familiendarlehen, das eine Immobilienfinanzierung ermöglichen kann, leichter umzusetzen. 

     

    Überbrückung finanzieller Engpässe

    Finanzielle Engpässe sind oft unvorhersehbar und häufig fehlt dann das nötige Geld um diese zu überbrücken. Auch diese Situationen eignen sich hervorragend für das Darlehen von Angehörigen. 

    Aussetzung eines Darlehensvertrages ohne Risiken

    Auch die Konditionen eines Familiendarlehens sollten vertraglich festgehalten werden. Dies ist vor allem bei längeren Laufzeiten und hohen Kreditsummen ratsam und beugt Streitigkeiten aufgrund des Darlehens vor. Der Vertrag kann entweder handschriftlich oder mit einer Vorlage aus dem Internet erstellt werden. Hierbei ist meist kein Notar nötig, um den Kreditvertrag beglaubigen zu lassen. Dies sollte nur bei sehr hohen Summen aufgrund der steuerlichen Rechtslage geschehen. Die Konditionen, die im Vertrag für das Familiendarlehen festgehalten werden, sind unter anderem: 

     

    • Darlehensnehmer und Darlehensgeber
    • Summe des Darlehens
    • Laufzeit des Darlehens
    • Zinssatz
    • Termin der Rückzahlung
    • Sicherheiten oder Garantien
    • Möglichkeiten zur Kündigung

    Zinsen und weitere Konditionen

    Um Missverständnissen vorzubeugen sollten außerdem folgende Daten mit den kreditgebenden Angehörigen geklärt werden: 

    Festlegung oder Ausschließung von Zinsen

    Private Familiendarlehen verfügen über die Besonderheit, dass Zinsen völlig frei definiert werden können. Diese Möglichkeit besteht bei klassischen Bankdarlehen nicht. Von einem Familiendarlehen profitieren die Kreditnehmer, sollte der Sollzins möglichst weit unter dem aktuellen Zinsniveau auf dem Markt liegen oder nicht gefordert werden. Hierbei empfiehlt sich zu vergleichen, welche Zinsen verschiedene Banken für Familiendarlehen verlangen. So besteht ein Orientierungswert für den selbst definierten Sollzinssatz. 

     

    Länge des Zeitraums

    Zusätzlich zu einem Zinssatz müssen noch weitere Konditionen im Kreditvertrag festgelegt werden. Wichtig ist dabei vor allem die Laufzeit, also wie viel Zeit dem Kreditnehmer für die Rückzahlung seines Darlehens zusteht. Vor allem bei Darlehen innerhalb der Familie sind längere Laufzeiten zu empfehlen, da so niedrigere Monatsraten für die Tilgung dessen entstehen und das monatliche Budget besser eingehalten werden kann. 

     

     

    Art der Rückzahlung

    Zudem ist die Art der Rückzahlung ein wichtiger Faktor des Kreditvertrages. Dabei kann zwischen Annuitäten, welche monatliche und stets gleich hohe Raten bieten, oder variablen Raten gewählt werden. Diese gelten als flexibler und ermöglichen die Rückzahlung an die individuelle monatliche Situation anzupassen. 

    Familiendarlehen und Steuern

    Familiendarlehen steuerrechtlich anerkennen zu lassen, ist durch das Finanzamt möglich. Dabei müssen Voraussetzungen erfüllt sein, da das Finanzamt in Hinblick auf die Vergabe von Krediten innerhalb von Familien und damit einhergehenden möglichen Missbrauchsmöglichkeiten, besonders kritisch ist. Bei der Besteuerung der Zinsen bietet das Familiendarlehen den Vorteil, dass nicht zwingend der persönliche Steuersatz des Kreditgebers angewendet wird. Hier gilt die Abgeltungssteuer, die wesentlich günstiger ist. 

    Außerdem gilt es als steuerlicher Vorteil, wenn Eltern deren Kindern kein Darlehen ohne Zinsen, sondern einen Kredit mit Zinsen erteilen. Davon profitieren nämlich, in Bezug auf die Steuer, beide Seiten. 

    Familiendarlehen mit Zinsen - Ein Beispiel

    Ein erwachsener Sohn erhält von seinen Eltern eine höhere Darlehenssumme für die Finanzierung einer Immobilie, die anschließend vermietet werden soll. Daraufhin tilgt der Sohn das Darlehen mit einer monatlichen Rate zuzüglich des zuvor vereinbarten Zinssatzes. Somit zahlt er weniger Zinsen als bei einem herkömmlichen Bankkredit und kann durch die Vermietung der gekauften Immobilie Schuldzinsen als Werbungskosten berechnen. Schuldzinsen können nur bei Immobilien, die vermietet und nicht selbst bewohnt werden, abgezogen werden. Die Eltern wiederum erhalten höhere Zinsen als bei ihrer Bank. Bei den Zinsen handelt es sich sogar um steuerfreie Zinserträge, sollten diese die Sparerpauschbeträge nicht überschreiten. Diese betragen für Alleinstehende 801 Euro, für Verheiratete 1.602 Euro. 

     

    Schenkungssteuer bei Darlehen ohne Zinsen

    Sollte kein Zins vereinbart worden sein, kann es zu Problemen mit dem Finanzamt kommen, da es sich um eine Schenkung des Geldes handeln könnte. Dies hat auf die Vergabe des Darlehens oder dessen Rückzahlung keinen Einfluss, jedoch wird somit eine Schenkungssteuer fällig, wenn die Darlehenssumme den Freibetrag nicht überschreitet. Deshalb kann es sinnvoll sein einen Zinssatz zu vereinbarem, auch wenn dieser nur sehr niedrig sein sollte, und anschließend einen Vertrag aufzusetzen. So lässt sich auch die Annahme vermeiden, dass es sich um eine Schenkung handeln könnte.

    Der Freibetrag bei Schenkungen liegt in Deutschland bei 500.000 Euro, sollte es sich um Schenkungen an Ehe- oder Lebenspartner handeln. Bei Schenkungen an Enkel oder Urenkel sinkt der Freibetrag auf 200.000 Euro. Bei anderen Verwandten und Angehörigen ist der Betrag noch niedriger. 

    Wissenswertes über Familiendarlehen

    Zusätzlich zu der Einordnung als Schenkung, sollten noch weitere wichtige Informationen zu Familiendarlehen beachtet werden:

    • Zwischen dem Kreditnehmer und Kreditgeber darf keine Kontoidentität bestehen. Das bedeutet, dass beide separate Konten haben sollten.
    • Die Zahlungen bezüglich des Familiendarlehens sollten nicht bar, sondern per Überweisung erfolgen. Vor allem wenn steuerliche Vorteile genutzt werden sollen, trifft das zu. Außerdem besteht so ein Überblick über bereits getätigte Zahlungen. 
    • Vor allem bei höheren Darlehenssummen sollte eine Restschuldversicherung abgeschlossen werden. So sichert sich der Kreditnehmer im Falle einer Zahlungsunfähigkeit ab. Sollte er also eine monatliche Rate nicht begleichen können, übernimmt das die Versicherung.
    • Schon bei Vereinbarung des Vertrags sollte festgelegt werden, wie die Rückzahlungen des Darlehens dokumentiert und bewiesen werden können. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn es einmal zu Streitigkeiten innerhalb der Familie kommen sollte. 

    Vor- und Nachteile eines Familiendarlehens

    Familiendarlehen gelten als spannende Option der Finanzierung für kleine, aber auch größere Wünsche. Hier bekommen Sie einen kleinen Überblick über die Vor- und Nachteile, die das Darlehen innerhalb der Familie mit sich bringt:

    Vorteile Nachteile
    Familiendarlehen sind in der Regel zinsfrei.
    Hohe Darlehen können sich über einen langen Zeitraum als Steuerfalle enttarnen.
    Negative SCHUFA-Einträge sind bei Darlehen von Verwandten und anderen Angehörigen unwichtig.
    Wenn Freibeträge überschritten werden, sind Familiendarlehen steuerlich meist problematisch.
    Sollte ein Zins vereinbart werden, kann dieser unterhalb des normalen Marktzinses liegen.
    Nicht jede Familie verfügt über Mitglieder, die über die finanziellen Mittel verfügen, den gewünschten Kredit zu finanzieren. 
    Ein Beleihungsrahmen ist bei einem Darlehen innerhalb der Familie irrelevant.
    Familiendarlehen können unter gewissen Umständen Streitigkeiten innerhalb der Familie verursachen.
    Familiendarlehen gelten als flexibel und verfügen über geringe oder oft gar keine formalen Forderungen.

    Der Ratenkredit - Eine Alternative

    Das Familiendarlehen stellt, unabhängig von dessen Form, nicht die einzige Möglichkeit einer Finanzierung dar. Kreditinstitute bieten viele weitere Alternativen an, mit denen sich Wünsche realisieren lassen. Eine der geläufigsten Optionen bietet die des klassischen Ratenkredits. In Hinblick auf die Kredithöhe gilt bei einem Ratenkredit keine Einschränkung und die Laufzeit ist ebenso frei wählbar. In jedem Fall empfiehlt sich vorab ein Kreditvergleich der verschiedenen Kreditinstitute. Achten Sie dabei stets auf die vertraglichen Konditionen der Kredite.

    FAQ

    Welche Informationen enthält der Vertrag eines Familiendarlehens?

    Familiendarlehen sind private Kredite und müssen somit keine bestimmte schriftliche Form aufweisen. Jedoch sind Angaben, wie die Modalitäten über die Rückzahlung, die Laufzeit oder den Sollzins üblich. Es können zudem Zeitpunkte festgelegt werden, zu denen der Kreditnehmer die Rückzahlungen zu leisten hat. 

    Welche Sicherheiten sind bei einem Familiendarlehen vorzulegen?

    Sicherheiten sind bei Familiendarlehen nur vorzuweisen, sollte dies zuvor vertraglich vereinbart worden sein. Dabei können die Sicherheiten von Uhren bis hin über Gemälde auch Autos beinhalten. 

    Wann gilt ein privates Familiendarlehen als ungültig?

    Zwischen Familien geschlossene Darlehensverträge können ungültig sein, wenn Wucher nach Paragraph 138 vorliegen. Das bedeutet, dass der festgelegte Zinssatz über dem üblichen Bankzins liegt und diesen um mehr als das Doppelte übersteigt. 

    Kann jede Person ein Familiendarlehen beantragen?

    Innerhalb einer Familie gestaltet sich die Vergabe von Krediten völlig frei. Banken hingegen knüpfen an die Vergabe eines Kredites Bedingungen an und setzen beispielsweise voraus, dass die Kreditnehmer mindestens ein Kind haben. 

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