Sicheres Verhalten bei einem Unwetter

Seit Jahrhunderten halten sich hartnäckig zahlreiche Weisheiten rund um das Thema Gewitter. Doch welche davon sind wirklich hilfreich und welche einfach nur Mythos? Lesen Sie hier, welche Mythen überholt sind und informieren Sie sich über die richtigen Schutzmaßnahmen und das richtige Verhalten bei Unwetter.

Elisabeth Schwarzbauer

Autorin für Versicherungsthemen


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Zuletzt aktualisiert: April 27, 2023

Author Elisabeth Schwarzbauer

Elisabeth Schwarzbauer

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Elisabeth ist studierte Physikerin, verantwortet bei uns die Versicherungsthemen und hilft Ihnen Ihr bestes Angebot zu finden. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit Ihrer Familie oder mit einem Buch auf der Terrasse (wenn es das Wetter ermöglicht).

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Inhaltsverzeichnis
     

    Jeder kennt es und hat es schon einmal beobachten können – ein Sommergewitter. Was für die einen faszinierend ist, löst bei anderen Angstzustände aus. Generell ist ein Gewitter nicht ungefährlich. Unwetter überraschen Menschen in den unterschiedlichsten Situationen. Dabei spielt das richtige Verhalten bei Gewitter für die Sicherheit eine bedeutende Rolle. Je nachdem, wo man sich zur Zeit des Unwetters befindet, sollte man unterschiedliche Regeln befolgen, damit man ein Sommergewitter unbeschadet übersteht.

    Allgemeine Verhaltenstipps

    • Reagieren Sie rechtzeitig auf Unwetterwarnungen.
    • Bemühen Sie sich. drinnen Schutz zu suchen.
    • Sind Sie im Freien, begeben Sie sich in eine Senke.
    • Legen Sie die Arme um die Beine und ziehen Sie den Kopf ein.
    • Halten sie sich von Holz- und Metallobjekten fern.
    • Meiden Sie die Nähe zu Regenschirmen, Fahrrädern und Motorrädern.
    • Entfernen Sie sich vom Wasser.

    Schutz vor Gewitter im Haus

    Früher hieß es, man sei sicher, sobald man sich drinnen aufhält. Das stimmt nur bedingt. Wichtig ist hierbei das Objekt selbst. Befinden Sie sich in einem Haus mit Blitzableiter, kann Ihnen nichts passieren. Ist im Gebäude Metall verbaut, leitet es den Strom des Blitzes direkt in den Boden weiter. Halten Sie sich jedoch z. B. in einer Holzhütte auf, sollten Sie sich unverzüglich entfernen. Da der menschliche Körper besser Strom leitet als Holz, sind Sie hier besonders gefährdet.

    Befinden Sie sich zur Zeit des Gewitters in einem Haus oder in einer Wohnung ohne Blitzableiter, sollten Sie sich von Stromleitungen sowie Heizungen fernhalten. Ebenfalls sollten Sie während eines Gewitters darauf verzichten Geschirr von Hand zu spülen. Die Wahrscheinlichkeit über das Leitungswasser von einem Stromschlag getroffen zu werden, ist zwar ziemlich gering, jedoch nicht unmöglich.

    In der Regel ist die sicherste Stelle während eines Gewitters in der Mitte eines Raumes. Zudem sollte während eines Gewitters auf Baden oder Duschen verzichtet werden. Der Kontakt mit Wasserleitungen, Gasleitungen, Elektroinstallationen oder Antennenkabel sollte vermieden werden.

    Eine weitere beliebte Regel besagt, dass man bei einem Gewitter nicht mit dem Handy telefonieren sollte, da ansonsten die Funkwellen den Blitz anziehen. Heutzutage weiß man jedoch, dass dies ein veralteter Aberglaube ist. Die Strahlung des Geräts hat keinerlei Einfluss auf den Blitzeinschlag. Was allerdings gefährlich werden kann, sind elektronische Geräte, die am Strom hängen. Diese sollten aus der Steckdose entfernt werden, sofern kein innerer Blitzschutz im Gebäude vorhanden ist. Die wichtigsten Komponenten sind hierbei der Überspannungsschutz sowie der Potentialausgleich.

    Überspannungsschutz und Potentialausgleich

    Der Überspannungsschutz für Gebäude lässt sich in drei Kategorien einstufen:

    • Typ 1: Grobschutz (früher Klasse B): Dieser Schutz sorgt dafür, dass der Energieinhalt von Blitzen abgeleitet und die verbleibende Restspannung minimiert wird.
    • Typ 2: Mittelschutz (früher Klasse C): Dieser Schutz befindet sich gewöhnlich in den Etagenverteilern der Häuser und soll die verbleibende Spannung auf weniger als 600 bis 2000V reduzieren.
    • Typ 3: Feinschutz (früher Klasse D): Dieser Steckdosenschutz ist so konzipiert, dass die restliche Spannung gegen die Erde abgeleitet werden kann.

    Der Potentialausgleich lässt sich in zwei Arten unterteilen:

    • Hauptpotentialausgleich: Dient Sicherheitszwecken durch den Ausgleich elektrischer Potentiale.
    • Zusätzlicher Potentialausgleich: Dieser wird in Räumen mit z. B. Badewanne oder Dusche durchgeführt.

    Blitz über Häuserfront

    Foto: Lindrik / iStock

    Bei einem Unwetter sollten zudem die Fenster geschlossen bleiben. Die Gefahr, dass ein Blitz durch ein offenes Fenster einschlägt ist zwar ziemlich gering, ein Gewitter geht jedoch meist mit starken Sturm oder Hagel einher, was dazu führen kann, dass das Mobiliar beschädigt wird.

    Richtiges Verhalten bei Gewitter im Auto

    Sind Sie mit dem Auto unterwegs, achten Sie darauf, dass Sie nicht unter einem Baum Schutz suchen. Schlägt ein Blitz hier ein, kann der Baum aufs Auto stürzen. Haben Sie keine Möglichkeit anzuhalten, fahren Sie langsam und vorsichtig. Bedenken Sie beim Überholen, dass Sie durch den Windschatten von LKWs und Bussen auf Autobahnen, Schnell- sowie Landstraßen schnell ins Schleudern geraten können.

    Damit Ihr Auto als „Faraday’scher Käfig“ die Blitze von den Insassen fernhalten kann, müssen die Fenster des Wagens während eines Unwetters immer geschlossen bleiben. Dazu zählt auch das Schließen eines Cabrio Verdecks. Beim Ein- und Aussteigen aus Ihrem Fahrzeug sollten Sie die Türen vorsichtig öffnen, da die Windstärke diese aufreißen kann. Der Faraday’sche Käfig leitet die elektrische Entladung um die Insassen des Fahrzeugs herum. Im Innenraum sollten nach dem Blitzeinschlag keine Metallteile berührt werden, die mit dem Auto in Verbindung stehen

    Richtiges Verhalten bei Gewitter im Wasser

    Werden Sie von einem Gewitter überrascht, während Sie sich gerade im Wasser aufhalten, sollten Sie sich sofort ans Ufer begeben und möglichst viel Abstand zum Wasser suchen. Meiden Sie während eines aufkommenden Gewitters Meere, Seen, Flüsse sowie Freibäder. Da Wasser sehr gut leitet und Sie in Gewässern den höchsten Punkt bilden, kann ein Aufenthalt im oder am Wasser schnell lebensgefährlich werden. Besonders verhängnisvoll ist der Aufenthalt im Meer: Da Salzwasser besser leitet als Süßwasser, wirken die Blitze hier stärker als in Seen.

    Schutz vor Gewitter im Freien

    Sind Sie draußen unterwegs und haben keine Möglichkeit, drinnen Schutz vor einem Gewitter zu suchen, meiden Sie die Nähe zu Bäumen. Das Sprichwort „Buchen sollst du suchen, aber Eichen sollst du weichen“ ist ein alter Mythos, der nicht der Wahrheit entspricht. Bei einem Gewitter kann jede Baumart eine Lebensgefahr darstellen. Durch einen Blitzeinschlag kann es passieren, dass Äste herabstürzen oder sogar der Baum splittert.

    Werden Sie davon getroffen, kann es lebensbedrohlich werden. Daher wird immer empfohlen, mindestens zehn Meter Abstand zu Bäumen und anderen hohen Objekten einzuhalten. Gehen Sie stattdessen im sicheren Abstand in die Hocke, legen die Arme und Beine möglichst nah an den Körper und ziehen den Kopf ein. Die Füße sollten dabei eng aneinander stehen, damit der Boden den Körper nur an einer Stelle berührt. Diese Stellung soll im Falle eines Blitzeinschlages verhindern, dass die sogenannte Schrittspannung entsteht, welche durch den Blitzstrom im Boden hervorgerufen wird.

    Sie entsteht, wenn der Körper die Erde mit zwei Punkten berührt und sich somit eine elektrische Spannung zwischen diesen aufbauen kann. Gefahren der Schrittspannung sind schlimme Verletzungen, die lebensbedrohlich sein können.

    Legen Sie sich nicht flach auf den Boden.

    Verzichten Sie bei Gewittern immer auf den Tipp, sich flach auf den Boden zu legen. Damit bieten Sie dem Blitz eine viel größere Angriffsfläche. Außerdem sollten Sie immer darauf achten, nicht den höchsten Punkt darzustellen. Meiden Sie also auch offene Felder und Wiesen.

    Es wird geraten in die Hocke zu gehen und die Beine möglichst nah zusammenstellen. Sollten mehrere Personen zusammen auf ein Gewitter im Freien treffen, sollten diese möglichst Abstand voneinander halten.

    Sind Sie mit einem Fahrrad oder einem Motorrad unterwegs, halten Sie unverzüglich an und stellen Ihr Fahrzeug mindestens fünf Meter von Ihnen entfernt ab. Entgegen der Annahme von vielen Bevölkerungsgruppen, halten die Gummireifen einen Blitz nicht davon ab, einzuschlagen. Auch auf die Nutzung eines Regenschirmes während eines Gewitters sollte verzichtet werden. Achten Sie außerdem im Freien darauf, dass Sie nicht von herabstürzenden Gegenständen getroffen werden können. Bei einem starken Sturm können lose Dachziegel sowie hängende Blumenkübel mitgerissen werden und eine Lebensgefahr darstellen.  

    Gewitter auf dem Feld

    Foto: Balazs Kovacs / iStock

    Halten Sie sich im Freien auf und möchten wissen, wie weit das Gewitter entfernt ist, achten Sie auf das Zeitintervall zwischen Blitz und Donner. Beträgt dieser weniger als zehn Sekunden, ist das Unwetter in unmittelbarer Nähe und kann eine Gefahr darstellen. Entgegen einer weiteren alten Weisheit, kann der Blitz übrigens auch mehrmals in ein Objekt einschlagen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist zwar sehr gering, jedoch vorhanden.

    Ein Gewitter kann in Extremsituationen lebensgefährlich werden. Doch wenn Sie die vorangegangenen Hinweise beachten und sich von gefährlichen Orten und Objekten fernhalten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unwetter für Sie verhängnisvoll werden kann, sehr gering.

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