Schuldnerberatung

Hier ein neues Smartphone durch eine zwei-jährige Finanzierung, da neue Sommerreifen auf Raten und dann noch eine neue Waschmaschine, aber auf Rechnung und später bezahlen. Das Angebot mittlerweile nahezu alles auf Raten kaufen zu können, scheint sehr verlockend, doch schnell kann man so auch Opfer einer Schuldenfalle werden. Unerwartete Ausgaben oder gar eine Kündigung können dafür sorgen, dass der Zahlungsfluss nicht mehr gewährleistet ist und Mahnungen sowie Inkassoschreiben folgen. 

Serkan Demirel

Autor im Resort für Ratgeber und Wissen


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Zuletzt aktualisiert: May 18, 2023

Author Serkan Demirel

Serkan Demirel

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Serkan ist Autor im Bereich für Ratgeber und Wissen und möchte Ihnen helfen mit unseren Ratgebern Ihre offenen Fragestellungen zu beantworten. Serkan ist studierter Volkswirt und hat eine Passion für alle Themen rund um Geldanlage.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Ein kurzer Überblick

    • Eine Schuldnerberatung schafft Abhilfe, wenn der Überblick über bestehende Schulden verloren gegangen ist.

    • Hierbei helfen gemeinnützige Schuldnerberatungsstellen mit ihrem kostenfreien Service durch Tipps und Hilfsangebote.

    • Dabei entwerfen die Berater einen individuellen Plan und unterstützen bei den Verhandlungen mit Gläubigern.

    • Für dringliche Fragen verfügen viele Organisationen über eine Online-Beratung.

    Um Wartezeiten und somit auch höhere Mahn- oder Inkassokosten von Inkassounternehmem zu vermeiden, sollte möglichst schnell ein Termin vereinbart werden. Jegliche Unterlagen über Schulden sollten dabei mitgebracht werden. Die Regulierung der Schulden stellt den ersten Schritt dar, um diese zu tilgen. Sollte das nicht möglich sein, kann eine Verbraucherinsolvenz angemeldet werden. 

    Kostenlose Hilfestellen

    Mit den mehr als 1.400 in Deutschland vertretenen Beratungsstellen für Schuldner muss es jedoch gar nicht so weit kommen. Hier können sich Verbraucher, die betroffen sind, einer kostenlosen Beratung unterziehen. Zu den Trägern dieser gemeinnützigen Organisationen zählen unter anderem die Diakonie, die Caritas, die Arbeiterwohlfahrt oder das deutsche Rote Kreuz. Jedoch verfügen auch kommunale Stellen oder Verbraucherzentralen über Schuldnerberatungen. Auf den Websites der jeweiligen Organisationen finden sich die Adressen sowie Kontaktdaten der Beratungsstellen. Die dort tätigen Schuldnerberater haben eine professionelle Ausbildung durchlaufen und stammen aus Bereichen der Sozialarbeit, des Bankwesens oder der Rechtswissenschaften. Außerdem kooperieren die Beratenden häufig mit Anwälten, sollte es um komplexe Rechtsfragen gehen. 

    Schuldner haben ebenso die Möglichkeit sich sofort bei einem spezialisierten Anwalt Hilfe zu holen. Dies sind dann Fachanwälte für Insolvenzrecht, welche in komplizierten Fällen der Verschuldung infolge einer Selbstständigkeit oder auch bei strittigen Forderungen helfen können. Dies ist jedoch auch recht teuer. 

    Wann eine Beratung nötig ist

    Desto früher Hilfe beansprucht wird, umso schneller können die Schulden abgearbeitet werden. Verstreicht hingegen immer mehr Zeit, wächst der Schuldenberg durch Sollzinsen und weitere Mahngebühren und wichtige Fristen, um Einspruch einzulegen, können dabei verstreichen. Sollte das Geld mehrfach am Monatsende nicht ausreichen, sollte auf jeden Fall zeitnah ein Beratung in Anspruch genommen werden. 

    Oft wollen Schuldner aus Scham keine Hilfe aufsuchen und versuchen die Situation selbst zu lösen. Wollen Banken ihnen keine Kredite mehr gewähren, begeben sich die Schuldner auf die Suche nach gewissen Anbietern, die Darlehen ohne die Prüfung der Kreditwürdigkeit bei der Schufa anbieten. Hohe Zinsen, die solche Kredite jedoch mit sich bringen, lassen den Schuldenberg im Endeffekt nur weiter wachsen. 

    Andere versuchen durch das Leihen von Geld bei Freunden oder Verwandten über die Runden zu kommen. Das kann sich als sinnvoll herausstellen, wenn die Finanzspritze dabei hilft die Schulden auch tatsächlich zu bekämpfen. Sollten diese privaten Kredite jedoch nicht für den Abbau der Schulden genutzt werden, kann das auch die Freundschaften oder familiären Beziehungen negativ beeinflussen. Hier spielt ebenso das Schamgefühl eine zentrale Rolle, das dazu führen kann, dass sich die Person mit den Schulden immer mehr zurückzieht und sich somit zunehmend isoliert. Ein stabiles soziales Umfeld ist jedoch maßgeblich, um den Weg aus der Schuldenfalle zu finden. 

    Viele Organisationen, zu denen auch die Caritas oder die Arbeiterwohlfahrt zählen, bieten Betroffenen deshalb eine anonyme Online-Beratung an, um diesen die Kontaktaufnahme zu erleichtern. Beim Bedarf für langfristige Beratung führt allerdings kein Weg um ein persönliches Gespräch. Sicher ist jedoch, dass das Erzählte bei den Beratungsstellen vertraulich behandelt wird. 

    Die Termine hierfür können telefonisch oder online vereinbart werden. Es empfiehlt sich dies so frühzeitig wie möglich zu tun, da die Beratungsstellen in manchen Fällen Wartezeiten von mehreren Monaten haben. Sollte das Anliegen besonders dringlich sein, also zum Beispiel bei der vorliegenden Drohung eines Wohnungsverlustes, kann die Hilfe auch kurzfristig beansprucht werden. 

    Ablauf einer Schuldnerberatung

    Im Zuge des Ersttermins wird abgeklärt, in welcher Höhe die Schulden liegen und wie diese entstanden sind. Der Berater verschafft sich hierbei einen Überblick über die Finanzen des Schuldners, wie hoch dessen monatliche Einnahmen sowieso Ausgaben sind, an welchen Stellen Geld eingespart werden kann und ob mögliche Sozialleistungen bezogen werden. Außerdem können erste Sofortmaßnahmen, wie die Umwandlung des Bankkontos in ein P-Konto oder der Widerspruch gegen Mahnbescheide, eingeleitet werden. 

    Anschließend werden die Unterlagen des Schuldners gesichtet und Forderungen aller Gläubiger zusammengestellt. Ein wichtiger Schritt ist zudem die Prüfung der Berechtigung der Forderungen oder ob zu hohe Mahngebühren angesetzt wurden. Der Berater übernimmt dabei den vollständigen Schriftverkehr sowie die Verhandlungen mit den Gläubigern. Dabei können beispielsweise Aufschübe der Zahlungen erreicht werden. Die Post, die ursprünglich an den Schuldner geht, wird dann auf direktem Wege an die Beratungsstelle weitergeleitet, was zu einer psychischen Entlastung des Betroffenen führen soll. 

    Während Anwälte auch rechtliche sowie finanzielle Fragen spezialisiert sind, leisten Beratungsstellen eine soziale Betreuung, die umfassend sein soll. Dabei leisten die Beratenden nicht nur bei aktuellen Schulden Abhilfe, sondern geben auch Tipps, wie im Alltag eingespart werden kann und ein Überblick über das Haushaltsbuch bestehen bleibt. Aufgrund der Vernetzung der Beratungsstellen mit sozialen Einrichtungen können Schuldner auch Termine bei Familien- oder Suchtberatungen sowie bei Jobcentern oder Wohnungsämtern bekommen. Dabei ist das Ziel die Probleme, welche zu den Schulden geführt haben, zu bekämpfen und in Zukunft zu vermeiden. 

    Wege aus der Zahlunsunfähigkeit

    Sollten Verbraucher zahlungsunfähig sein, bestehen zwei Möglichkeiten, um sich aus der Schuldenfalle zu befreien.

     

    Regulierung der Schulden

    Als sinnvollste Option bietet sich eine außergerichtliche Schuldenregulierung an, bei der Schuldner mit Beratern, Anwälten oder auch Steuerberatern einen Plan zur Bereinigung der Schulden aufstellen. Hierbei wird beschlossen welche Forderungen in einem gewissen Zeitraum abbezahlt werden können. Erklären sich Gläubiger bereit einen Teil der Schulden zu erlassen, können diese im Zuge eines solchen Plans eine einmalige Zahlung oder festgelegte Raten erhalten. 

    Alle Gläubiger müssen diesem Plan zustimmen. Sollte nur ein Gläubiger nicht reagieren, kann der Deal nicht stattfinden. Einigen sich die Beteiligten hingegen, wird ein schriftlicher Vergleich aufgestellt und nach Umsetzung des Plans ist der Betroffene frei von seinen Schulden. 

    Verbraucherinsolvenz

    Finden Gläubiger und Schuldner keine gemeinsame Lösung kann nur noch eine Verbraucherinsolvenz angemeldet werden. Durch die über einen Zeitraum von drei Jahren stattfindende Rückzahlung des pfändbaren Anteils ihres Einkommens an einen Treuhänder können Betroffene auch durch die nicht vollständige Rückzahlung der Schulden diese loswerden. 

    Der dreijährige Zeitraum gilt für alle Schuldner, die seit dem 1. Oktober des Jahres 2020 eine private Insolvenz beantragt haben. Insolvenzen, die davor angemeldet wurden, beziehen sich auf die alte Regelung von sechs Jahren. Schuldner, die sich in diesem Verfahren befinden, müssen sich stets um Arbeit bemühen und dürfen keine neuen Schulden aufbauen. 

    Mit Hilfe der Schuldnerberater werden die Vor- und Nachteile des Insolvenzverfahrens abgewägt. Diese unterstützen die Betroffenen zudem bei den nötigen Formularen, sollten sich diese für eine private Insolvenz entscheiden. Außerdem bieten diese an, sollte es nötig sein, die Schuldner während des gesamten Verfahrens zu begleiten. 

    Seriöse Schuldnerberater

    In Deutschland gilt der Begriff des Schuldnerberaters nicht als gesetzlich geschützt, weshalb es diverse kommerzielle Anbieter gibt, welche gezielt den Kontakt mit Schuldnern suchen und Hilfe im Zuge einer Finanzsanierung anbieten. Da solche Anbieter hauptsächlich auf Profit aus sind, bedeutet dies für die Betroffenen nur mehr Probleme. 

    Das Aufsuchen einer anerkannten Beratungsstelle für Schulden, wie diese von der Diakonie oder der Caritas angeboten werden, stellt für die meisten Schuldner die beste Option dar. Sollte dennoch eine andere Beratungsstelle in Betracht gezogen werden, sollte auf jeden Fall der Beratungsvertrag genau überprüft werden. Wird Seitens des Anbieters eine rechtliche Beratung ausgeschlossen werden, sollte dies auf jeden Fall ein Ausschlusskriterium für den Abschluss einen Vertrages darstellen. Das kann dadurch begründet werden, dass Berater ohne eine Rechtsdienstleistungsbefugnis keine wirksame Beratung bezüglich der Schulden eines Betroffenen leisten können. Trotz der häufigen Zusammenarbeit mit Anwälten, durch die für Dienstleister und Anwälte doppelte kosten entstehen,  wird hiervon abgeraten. 

    Außerdem sollten Schuldner auf keinen Fall andere Verträge für beispielsweise neue Versicherungen oder Kredite unterschreiben. Zudem stellt eine Bescheinigung der Insolvenzordnung, welche Anwälte oder gemeinnützige Beratungsstellen berechtigt sind, eine maßgebliche Voraussetzung dafür dar, dass der Schuldner in das Insolvenzverfahren übergehen kann. Damit wird belegt, dass der Betroffene sich um eine Zusammenarbeit und Einigung mit den Gläubigern bemüht hat. 

    Hinzu kommt, dass die Wahl des passenden Beraters eine Frage der Sympathie ist, da das gegenseitige Vertrauen sowie die Offenheit für eine erfolgreiche Zusammenarbeit maßgeblich sind. Nur wenn der Betroffene ehrlich mit dem Berater über dessen Finanzen sprechen kann, wird eine Lösung gefunden. 

    Fazit

    Hinsichtlich der Beratung für Schuldner sollte auf jeden Fall auf eine seriöse Beratungsstelle geachtet werden. Zudem sollten die Maßnahmen gegen die Bekämpfung der ausstehenden Schulden sofort eingeleitet werden, u, die Vergrößerung dieser zu vermeiden. Diverse Beratungsstellen bieten hierfür Soforthilfe an, die zeitnah beansprucht werden kann.

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