Pilze sammeln im Herbst – Richtlinien und Tipps

Wenn der Sommer sich dem Ende zuneigt, dann beginnt die Hauptsaison für die Pilzsammler. Die kleinen Delikatessen wachsen versteckt zwischen dem fallenden Herbstlaub, deshalb benötigen Pilzfreunde ein gutes Auge und viel Übung bei der Bestimmung. Jedoch gibt es Begrenzungen wo, wann und wie viele Pilze Sie sammeln dürfen. Wir erklären Ihnen, welche Gesetze und Regelungen es gibt und geben Tipps, wie Ihnen das Pilzesammeln gut gelingt.

Elisabeth Schwarzbauer

Autorin für Versicherungsthemen


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Zuletzt aktualisiert: June 14, 2023

Author Elisabeth Schwarzbauer

Elisabeth Schwarzbauer

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Elisabeth ist studierte Physikerin, verantwortet bei uns die Versicherungsthemen und hilft Ihnen Ihr bestes Angebot zu finden. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit Ihrer Familie oder mit einem Buch auf der Terrasse (wenn es das Wetter ermöglicht).

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Inhaltsverzeichnis
     
    • Rechtliche Bestimmungen & Gesetze rund ums Pilzesammeln
    • Verhaltensregeln im Wald
    • Leitfaden für das Pilzesammeln
    • Pilzesammeln lernen – Anlaufstellen & Vereine
    • Erste Hilfe bei einer Pilzvergiftung

    Checkliste: Informationen & Tipps zum Pilzesammeln (PDF)

    Rechtliche Bestimmungen & Gesetze rund ums Pilzesammeln

    In Deutschland wachsen rund 4.400 Großpilzarten. Rund ein Drittel davon steht auf der Roten Liste und muss daher besonders geschützt werden, um die Art zu erhalten. Zu diesen gefährdeten Pilzarten gehören nicht nur Giftpilze, sondern auch Speisepilze, die gern und häufig verzehrt werden. Deshalb wurden in der Bundesartenschutzverordnung und dem Bundesnaturschutzgesetz einige Regelungen und Gesetze formuliert, die das Pilzesammeln einschränken und regulieren.

    Achten Sie auf bedrohte Pilzarten

    Steinpilz, Pfifferling, Schweinsohr, Brätling, Rotkappe, Birkenpilz und Morchel sind beliebte Speisepilze, die besonders bedroht sind. Achten Sie darauf, nur kleine Mengen dieser Arten im Wald einzusammeln und befolgen Sie die Regeln zum richtigen Pilzeschneiden.

    Generell gilt: Pilze dürfen in geringen Mengen für den Eigenbedarf gesammelt werden[i]. Je nach Region weichen hier die Grenzwerte für den „Eigenbedarf“ ab. Um ganz sicher zu sein, informieren Sie sich über die regionalen Bestimmungen.  Als Faustregel lässt sich jedoch festlegen, dass Sie Pilze für ein bis zwei Mahlzeiten sammeln dürfen. Das entspricht ungefähr einer Menge von 250 Gramm pro Person. Hier sollten Sie beachten, dass Sie wirklich nur für sich und enge Familienmitglieder Pilze sammeln dürfen. Als Geschenk für Freunde oder für große Feiern ist es nicht erlaubt, Pilze zu pflücken. Bei einem Verstoß gegen dieses Gesetz drohen empfindliche Geldstrafen von bis zu 10.000 Euro. Das Sammeln von besonders geschützten Pilzarten kann sogar mit einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro geahndet werden.

     

    [i] https://dejure.org/gesetze/BNatSchG/39.html

    Holen Sie eine Genehmigung ein

    Möchten Sie Pilze in größeren Mengen sammeln, die über den Eigenbedarf hinausgehen, benötigen Sie eine Genehmigung. Dafür können Sie bei der Naturschutzbehörde Ihres Landkreises einen Pilzsammelschein beantragen.

    Weiterhin gibt es einige Pilzarten, die nicht gesammelt werden dürfen. Dazu zählen:

    • Schaf-Porling, Semmel-Porlinge: alle heimischen Arten
    • Kaiserling
    • Weißer Bronze-Röhrling
    • Gelber Bronze-Röhrling
    • Sommer-Röhrling
    • Echter Königs-Röhrling
    • Blauender Königs-Röhrling
    • Erlen-Grübling
    • Saftlinge: alle heimischen Arten
    • März-Schneckling
    • Grünling
    • Trüffel: alle heimischen Arten

    Diese Arten sind besonders gefährdet und stehen daher unter strengem Artenschutz. Bei einer Zuwiderhandlung können Ihnen hohe Geldstrafen im mehrstelligen Bereich drohen.

    Verhaltensregeln im Wald

    Es existieren nicht nur Regeln und Gesetze darüber, welche Pilzarten und welche Mengen an Pilzen gesammelt werden dürfen, sondern auch Bestimmungen dazu, wo Sie Pilze schneiden dürfen. Hier gibt es einige Einschränkungen, die Sie beim Pilzesammeln beachten sollten.

    Wo dürfen Pilze gesammelt werden?

    Pilze dürfen in frei zugänglichen Wäldern und Gebieten gesammelt werden. Achten Sie hier besonders auf die Beschilderungen und die örtlichen Bestimmungen. Denn Pilze dürfen nicht überall gesammelt werden. An diesen Orten ist das Pilzesammeln nicht gestattet:

    • In Naturschutzgebieten
    • Auf eingezäunten Waldstücken, Schonungen, Dickungen, Verjüngungsflächen und Flächen, auf denen Holz verarbeitet wird
    • Auf Privateigentum und in privaten Wäldern
    • In öffentlichen Parks

    In diesen Gebieten ist aus Gründen des Naturschutzes und des Eigentumsrechtes das Pilzeschneiden untersagt.

    Ob Sie die Waldwege verlassen dürfen, um tiefer im Wald nach Pilzen zu suchen, hängt von den regionalen Waldgesetzen und saisonalen Waldbrandvorschriften ab. Informieren Sie sich daher vor einer Sammeltour bei den örtlichen Behörden.

    Gesetz

    Ab Waldbrandwarnstufe 3 dürfen Sie die vorgegebenen Waldwege nicht mehr verlassen. Ab der Stufe 4 können sogar ganze Gebiete des Waldes gesperrt werden. Achten Sie daher immer auf die aktuelle Situation in Ihrer Region, um einer Strafe zu entgehen.

    Pilze pflücken – Pilze wachsen gern unter Bäumen.

    Foto: Gundel Woite / Gundel Woite

    Wie sollten Sie sich im Wald verhalten?

    Im Wald sollten Sie sich ruhig und rücksichtsvoll verhalten. Bewegen Sie sich vorsichtig und achten Sie auf Pflanzen und Tiere. So stören Sie die Bewohner des Waldes nicht und entgehen einer Begegnung mit Wildtieren. Nehmen Sie Ihren Müll mit und halten Sie den Wald stets sauber. Durch achtlos weggeworfene Verpackungen wird die Umwelt verschmutzt und Tiere können sich zum Beispiel an scharfen Kanten schwer verletzen.

    Generell herrscht zwischen Anfang März bis Ende Oktober ein Rauchverbot in deutschen Wäldern. So soll die Waldbrandgefahr verringert werden. Entdecken Sie ein Feuer im Wald, alarmieren Sie umgehend die örtliche Feuerwehr und befolgen Sie die Anweisungen des Fachpersonals.

    Achten Sie auf eine eventuelle Leinenpflicht

    Wollen Sie Ihren Hund mit zum Pilzesammeln nehmen, dann beachten Sie, dass in einigen Bundesländern eine Leinenpflicht im Wald herrscht.

    Leitfaden für das Pilzesammeln

    An regnerischen, warmen Spätsommer- oder Herbsttagen wachsen Pilze besonders schnell. Sie mögen es warm und feucht. Das sind die ersten Zeichen, dass die Pilzsaison angebrochen ist.

    Was brauchen Sie zum Pilzesammeln?

    Gute Vorbereitung ist das A und O einer erfolgreichen Sammeltour. Nachdem Sie sich über Ihr Wunschgebiet und die aktuelle Waldbrandsituation informiert haben, sollten Sie folgendes Equipment mitnehmen:

    • Wetterfeste Schuhe und Kleidung
    • Sammelbehältnis (am besten ein luftdurchlässiger Weidenkorb)
    • Gutes Bestimmungsbuch/Pilzführer
    • Pilzbürstchen
    • Scharfes Messer

    Achten Sie auf qualitativ hochwertige Bilder

    Viele Pilzsammler verlassen sich auf Ihre alten Bestimmungsbücher, die meist schon mehrere Jahrzehnte im Familienbesitzt sind. Die Druckqualität der Bilder entspricht häufig nicht der heutigen und zudem vergilben und verblassen alte Bücher, wodurch die Farben der Abbildungen sich verändern. Investieren Sie daher vor Ihrer ersten Pilzsammeltour in ein neues Buch, in dem alle Pilzarten aufgelistet und abgebildet sind.

    Viele Pilzsammler verlassen sich auf Ihre alten Bestimmungsbücher, die meist schon mehrere Jahrzehnte im Familienbesitzt sind. Die Druckqualität der Bilder entspricht häufig nicht der heutigen und zudem vergilben und verblassen alte Bücher, wodurch die Farben der Abbildungen sich verändern. Investieren Sie daher vor Ihrer ersten Pilzsammeltour in ein neues Buch, in dem alle Pilzarten aufgelistet und abgebildet sind.

    Mit der Pilzbürste können Sie den gesammelten Pilz gleich an Ort und Stelle säubern. So gelangen keine großen Verschmutzungen in Ihren Pilzkorb.

    Wo können Sie Pilze finden?

    Mischwälder eignen sich gut, um Pilze zu suchen. Hier haben viele verschiedene Pilze einen Lebensraum und passende Symbiosepartner. Achten Sie daher nicht nur auf den Boden, sondern auch auf die Pflanzen und Bäume um Sie herum. Viele Pilze wachsen in der Nähe von ganz bestimmten Pflanzen. Einige Beispiele sind:

    • Laubbäume: Birkenpilz, Steinpilz
    • Nadelbäume: Maronen, Fichtensteinpilz
    • Moos: Pfifferlinge

    Im Laubwald ist es gerade zwischen den gefallenen Blättern nicht immer einfach, einen Pilz zu entdecken. Bewegen Sie sich daher bedacht und nehmen Sie sich Zeit für die Pilzsuche.

    Wie schneiden Sie Pilze richtig?

    Wenn Sie einen Pilz entdeckt haben, dann heißt es erstmal innehalten. Betrachten Sie sich den Pilz genau: Wie sieht der Pilz aus? Wie riecht er? Lässt er sich zweifelsfrei bestimmen? Wenn Sie sich sicher sind, um welchen Pilz es sich handelt, dann drehen Sie den Pilz mit dem gesamten Stielansatz sanft aus der Erde. Ziehen Sie den Pilz nicht einfach mit Gewalt heraus. Das verletzt das darunterliegende Pilzgeflecht.

    Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Pilz fachgerecht abzuschneiden. Dafür nehmen Sie ein scharfes Messer und schneiden den Pilz dicht über dem Boden ab. Achten Sie darauf, dass Sie den Pilz sauber abtrennen, damit sich am Stumpf keine Krankheitserreger bilden2. Legen Sie anschließend Ihren Pilz in Ihren luftdurchlässigen Korb und verarbeiten Sie ihn innerhalb von einem Tag.

    Achtung: Verwechslungsgefahr!

    Sind sich bei der Bestimmung des Pilzes nicht sicher, dann lassen Sie ihn lieber stehen. So entgehen Sie einer Verwechslungsgefahr und der Pilz kann weiterwachsen.

    Zu junge oder zu alte Pilze sollten Sie auch lieber an Ort und Stelle lassen. Auch angefressene oder teilweise zerstörte Pilze sollten Sie nicht entfernen. Diese werfen noch Sporen ab und sorgen so für weitere Pilze.

    Pilze schneiden – Trennen Sie den Pilz mit einem scharfen Messer kurz über dem Boden ab.

    Foto: miriam-doerr / iStock.com

    Pilzesammeln lernen: Anlaufstellen & Vereine

    Das Pilzesammeln will gelernt sein. Gerade die Bestimmung einiger Pilze bereitet Anfängern und in manchen Situationen auch erfahrenen Pilzfans Schwierigkeiten. Jedoch gibt es einige Anlaufstellen und Organisationen, die Ihnen im Lernprozess unter die Arme greifen können. Gerade als Anfänger sollten Sie nicht auf eigene Faust losziehen, sondern sich professionelle Unterstützung suchen.

    In vielen Regionen werden Pilzexkursionen und Pilzwanderungen von Volkshochschulen oder dem Naturschutzbund (NABU) angeboten. Bei diesen lernen Sie nicht nur am Praxisbeispiel, wie Sie Pilze bestimmen können, sondern auch welche Gebiete besonders ertragreich sind. Unter der Leitung einer pilzkundigen Führung lernen Sie so die besonderen Pilze in Ihrer Region kennen.

    Möchten Sie sich mit anderen gern regelmäßig über Ihre Erfahrungen in der Welt der Pilze austauschen, dann informieren Sie sich über Pilzvereine in Ihrer Nähe. Dort können Sie zusammen mit erfahrenen Mitgliedern Wanderungen und Pilzbestimmungsabende erleben. In manchen Vereinen werden auch zusammen Pilzgerichte gekocht.

    Auch mit einiger Erfahrung sollten Sie Ihre Pilze immer von einem geprüften Pilzsachverständigen kontrollieren lassen. So lernen Sie etwas dazu und können ohne Gefahr Ihre gesammelten Pilze genießen. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V. (DGFM) stellt eine Übersicht mit Pilzsachverständigen in Ihrer Region bereit.

    Erste Hilfe bei einer Pilzvergiftung

    Manche Speisepilze sehen Giftpilzen zum Verwechseln ähnlich. Haben Sie zu einem ungenießbaren Pilz gegriffen und Ihre Funde nicht von einem Pilzberater checken lassen, dann kann Ihnen eine Pilzvergiftung drohen.

    Typische Symptome einer Pilzvergiftung sind3:

    • Schweißausbrüche
    • Durchfall
    • Benommenheit
    • Erbrechen

    Weiterhin können auch auftreten:

    • Herz-Kreislauf-Beschwerden
    • Halluzinationen
    • Sehstörungen
    • Krampfanfälle
    • Muskelschmerzen

    Haben Sie Stunden zuvor eine Pilzmahlzeit zu sich genommen und Sie oder eines Ihrer Familienmitglieder zeigt diese Symptome, sollten Sie sofort handeln. Suchen Sie schnellstmöglich das nächste Krankenhaus oder einen Arzt auf.

    Nehmen Sie eventuelle Reste der Pilzspeise, Abfälle und/oder das Erbrochene des Patienten mit. Auch wenn dies erst einmal unangenehm klingt, nur so können die Ärzte schnell und mit Sicherheit das Gift bestimmen und ein Gegenmittel finden.

    Zudem sollten Sie oder der behandelnde Arzt den Giftnotruf (Tel.: 0228/19240 ) kontaktieren. Dieser hilft Ihnen, einen Pilzsachverständigen zu finden und kann die Erste-Hilfe-Maßnahmen mit den Ärzten koordinieren.

    Wenden Sie sich bei einer Pilzvergiftung immer an einen Arzt

    Halten Sie im Fall einer Pilzvergiftung Abstand von Hausmitteln. Diese können den Zustand des Patienten im schlimmsten Fall noch verschlechtern. Wenden Sie sich umgehend an einen Arzt und lassen Sie alle Personen, die ebenfalls von dem Pilzgericht gegessen haben, untersuchen.

    Fazit

    Das Pilzesammeln ist eine Kunst für sich. Anfänger sollten sich daher Unterstützung holen und von den Erfahrungen sachkundiger Sammler profitieren. Verhalten Sie sich beim Pilzesammeln im Wald ruhig und rücksichtvoll und beachten Sie die regionalen Gesetze und Bestimmungen.

    Beim Pilzeschneiden sollten Sie möglichst nah am Boden den Pilz abtrennen, um das Pilzgeflecht nicht zu verletzen. Sammeln Sie nur so viele Pilze, wie Sie für ein bis maximal zwei Mahlzeiten benötigen. Die wichtigsten Tipps & Hinweise rund um das Pilzesammeln haben wir in einer downloadbaren Checkliste für Sie zusammengefasst.

    1 https://dejure.org/gesetze/BNatSchG/39.html
    2 https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/pilze-flechten-moose/artenportraets/04010.html
    https://www.dgfm-ev.de/pilzesammeln-und-vergiftungen/vergiftungen/hilfe-bei-pilzvergiftungen

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