Cash-Flow: Kennzahl für die Ertrags- und Finanzkraft von Unternehmen

Wenn sich Anleger, Banken oder Geschäftspartner über die Finanzkraft eines Unternehmens informieren wollen, prüfen sie auch dessen Cash-Flow. Diese Kennzahl gibt genauen Aufschluss über das Verhältnis aus Einkünften sowie Ausgaben. In diesem Ratgeber erhalten Sie alle wichtigen Details zum Cash-Flow und erfahren, wie er ermittelt wird.

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: October 27, 2023

Author Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Als Cashflow (Geldfluss) wird der erzielte Zufluss bzw. Abfluss liquider Mittel eines Geschäftsjahres aus den gewöhnlichen Tätigkeiten eines Unternehmens bezeichnet. Im Gegensatz zum Gewinn dürfen hier fiktive Ausgaben wie Abschreibungen oder Rückstellungen, nicht zahlungswirksame Vorgänge, nicht im Cash Flow angegeben werden.

    Der Cash-Flow ist eine Kennzahl der Betriebswirtschaft und muss bei Konzernen auch in der Bilanz angegeben werden. Auf Deutsch wird diese Messgröße auch Kapitalfluss, Geldfluss oder Zahlungsstrom genannt. Er wird für eine bestimmte Abrechnungsperiode ermittelt bei der es sich in der Regel um ein Geschäftsjahr handelt. Dabei werden Mittelabfluss oder Mittelzufluss berechnet. Konkret werden dabei Einnahmen und Ausgaben oder Verpflichtungen miteinander verrechnet. 

    Positiver und negativer Cash-Flow

    In der Praxis liefert der Cash-Flow eine konkrete Antwort auf die Frage, wie viel Geld ein Unternehmen erwirtschaftet oder wie viel Verlust ein Unternehmen gemacht hat. Somit kann sich ein negativer oder positiver Cash-Flow ergeben.

    • Negativer Cash-Flow: Die englische Bezeichnung für einen negativen Cash-Flow lautet auch „cash loss“ oder „cash drain“.
      Bei der Berechnung des Cashflows werden alle Einzahlungen sowie Auszahlungen bezogen auf einen gewissen  Zeitraum miteinander verrechnet. Die sich daraus ergebende Differenz, ist der Cashflow. Daher kann der Cashflow sowohl positiv jedoch auch negativ sein.Ein negativer Cash-Flow muss nicht zwingend eine negative Bedeutung für Anleger oder Investoren haben. So wird der Cash-Flow zum Beispiel auch dann negativ, wenn das eingenommene Geld vom Unternehmen investiert oder für die Schuldentilgung verwendet wurde. Der negative Cash-Flow wird landläufig auch „Geldverbrennung“ genannt. Das Geld kann in diesem Fall nicht für sinnvolle Investitionen genutzt werden, sondern „verbrennt“ für Schuldentilgung oder andere Forderungen. In der Praxis wird auch die Zeit ermittelt, bis die Liquidität nicht mehr gewährleistet ist. Diese Phase wird auch Cash-Burn-Rate genannt.
    • Positiver Cash-Flow: Ein positiver Cash-Flow kann hingegen darauf hinweisen, dass ein Unternehmen gut mit seinem Geld wirtschaftet und voraussichtlich nicht auf einen Kredit angewiesen ist, um Investitionen zu tätigen.
      Die Einnahmen sind hier höher als die Ausgaben und es entsteht ein Überschuss. Mit den erwirtschafteten finanziellen Mitteln können so Investitionen getätigt oder Schulden getilgt werden.

    Wann ist der Cash-Flow von Interesse?

    Der Cash-Flow dient zum Beispiel Kapitalgebern zur Analyse einer Unternehmenssituation und gibt Auskunft darüber, wie viel Geld ein Unternehmen für Investitionstätigkeiten, Schuldentilgung oder Gewinnausschüttung zur Verfügung hat. Zudem gibt dieser Auskunft darüber, ob ein Unternehmen einer drohenden Insolvenz gegenübersteht. 

    Der Cash-Flow ist für Unternehmen wichtig, weil ihre Finanzplanung dadurch präziser wird und Investoren Aufschluss über die Liquidität des Unternehmens erhalten. Somit zeigt der interne Geldstrom an, wie es um die Finanzlage bestellt ist. Die Kennzahl beantwortet die konkrete Frage, wie viel Geld vom Unternehmen innerhalb eines bestimmten Zeitraums erwirtschaftet wurde. Diese Zahlen sind jedoch nicht mit dem Gewinn zu verwechseln. Der Cash-Flow ist sowohl Bestandteil der finanzwirtschaftlichen als auch der unternehmenswirtschaftlichen Unternehmensanalyse.

    Als Bestandteil der finanzwirtschaftlichen Unternehmensanalyse

    In der Praxis der finanzwirtschaftlichen Unternehmensanalyse liefert der Cash-Flow Informationen zu folgenden Aspekten:

    • Wettbewerbsfähigkeit: Ist das Unternehmen in der Lage, Investitionen aus eigener Kraft zu tätigen und kann es dadurch auf Kreditgeber verzichten? Können Unternehmen aus eigenen Mitteln in Erweiterungen oder Maschinen investieren, sind sie zum Beispiel wettbewerbsfähiger und für die Zukunft besser gerüstet. Dadurch werden sie für Investoren oder Geschäftspartner sowie Anleger attraktiver.
    • Barmittel: Der Cash-Flow zeigt an, wie viel Geld vorhanden ist, um Schulden zu tilgen oder Zinsen zu begleichen. Ebenfalls können die vorhandenen Barmittel für Gesellschafter relevant sein, an die sie ausgeschüttet werden.
    • Insolvenzgefahr: Der Cash-Flow kann als Indikator für eine mögliche Insolvenz dienen. Ist der Zahlungsfluss zum Beispiel über mehrere Jahre hinweg negativ, ist es möglich, dass das Unternehmen schlecht wirtschaftet und zahlungsunfähig werden kann.

    Im Rahmen der Analyse kommen unterschiedliche direkte Ermittlungsmethoden zum Einsatz:

    1. Gewinn- und Verlustrechnung: Dabei handelt es sich um den klassischen Cash-Flow. Hierbei werden Abschreibungen, Erhöhungen sowie Verluste berücksichtigt.
    2. Cash-Flow aus Geschäftstätigkeit: In diesem Fall werden Forderungen, Vorräte sowie Lieferverbindlichkeiten mit einbezogen.
    3. Cash-Flow aus Investitionstätigkeiten: Hier werden Auszahlungen und Einzahlungen in und für Geldanlagen gegengerechnet.
    4. Cash-Flow aus Finanzierungen: Einzahlungen von Eigenkapital werden mit Auszahlungen an Eigentümer und Gesellschafter verrechnet. Ebenso werden Einnahmen sowie Ausgaben in Bezug auf Verbindlichkeiten gegenübergestellt.
    5. Finanzmittelbestand zum Ende des Geschäftsjahrs

    Als Bestandteil der erfolgswirtschaftlichen Unternehmensanalyse

    Bei der erfolgswirtschaftlichen Analyse von Unternehmen wird der Cash-Flow als Indikator für den Ertrag des Unternehmens verwendet. Dabei wird die Kennzahl sowohl mit der direkten als auch mit der indirekten Ermittlungsmethode berechnet.

    Eine besonders einfache Form ist der sogenannte „Brutto-Cash-Flow“. Damit wird der gesamte Kapitalfluss des Unternehmens erfasst. Diese Berechnung erfolgt direkt und umfasst den Jahresüberschuss oder Jahresfehlbetrag, die Ab- und Zuschreibungen sowie die Zu- oder Abnahme langfristiger Rückstellungen.

    Weitere indirekte Ermittlungsmethoden für diese Form der Unternehmensanalyse sind:

    • Netto-Cashflow: Ausgangspunkt bildet hier der Brutto Cash-Flow. Von diesem werden Steuern sowie Entnahmen aus dem Firmenvermögen durch die Gesellschafter abgezogen. Welche Steuern vom Brutto Cash-Flow abgezogen werden, wird durch das jeweilige Bewertungsverfahren bestimmt. In Deutschland werden üblicherweise Steuern für das Unternehmen sowie die Einkommensteuer der Unternehmen verrechnet.
    • Freier Cash-Flow (Free Cash-Flow): Für diese Kennzahl wird der Netto Cash-Flow angesetzt. Davon werden anschließend die Kosten für Investitionen abgezogen. Hierzu zählen Investitionen in Ersatz- oder Betriebserweiterungen. Der Freie Cash-Flow ist demnach der Kapitalfluss, der vor Dividenden oder laufenden Investitionen ermittelt wird. Somit zeigt der Free Cash-Flow an, wie viel Geld für die Zahlung von Dividenden verfügbar ist. Für Kreditgeber ist diese Kennzahl besonders wichtig, denn sie zeigt an, in welcher Höhe das Unternehmen Schulden zurückzahlen kann.

    Bei der direkten Ermittlungsmethode werden vom Bruttoumsatz alle Ausgaben abgezogen. Darüber hinaus wird der Bestand von Produkten mit einbezogen. Mit Hilfe der direkten Methode wird der sogenannte „cash flow before interest and taxes“, kurz CFBIT, ermittelt. Dabei handelt es sich um den bereinigten Brutto Cash-Flow vor Ertragssteuern und Fremdzinsen. Nach Abzug dieser beiden Posten erhalten Unternehmen den Netto Cash-Flow.

    Cash-Flow und Kapitalflussrechnung in der Bilanz

    Wenn Konzerne einen Jahresabschluss veröffentlichen, enthält dieser auch Angaben zum Cash-Flow. Mit Hilfe der Kapitalflussrechnung kann die finanzielle Situation des Unternehmens im Jahresabschluss dargestellt werden. Laut Handelsgesetzbuch sind Konzerne zur Aufstellung des Cash-Flows im Jahresabschluss verpflichtet.

    Die Berechnung kann nach unterschiedlichen Standards erfolgen. In Deutschland gilt zum Beispiel der „Deutsche Rechnungslegungsstandard Nr. 21“ (DRS21).

    Der internationale Standard IAS7 sieht vor, dass der Cashflow sowohl aus der laufenden Geschäftstätigkeit, der Investitionstätigkeit als auch der Finanzierungstätigkeit bestimmt werden muss.

    297 Abs. 1 HGB

    (1) Der Konzernabschluss besteht aus der Konzernbilanz, der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung, dem Konzernanhang, der Kapitalflussrechnung und dem Eigenkapitalspiegel. Er kann um eine Segmentberichterstattung erweitert werden.

    Ermittlung

    Der Cash-Flow lässt sich direkt und indirekt ermitteln. Bei der direkten Ermittlung werden, vereinfacht dargestellt, alle Einnahmen den Ausgaben gegenübergestellt. Der Cashflow ist demnach der Saldo von Einzahlungen und Auszahlungen.

     

    Formel zur Berechnung des Cashflows – indirekte Methode

    Jahresüberschuss nach Steuern

    – zahlungsunwirksame Erträge

    + zahlungsunwirksame Aufwendungen 

    = Cashflow im engeren Sinne 

     

    Formel zur Berechnung des Cashflows – direkte Methode

    zahlungswirksame Erträge

    – zahlungswirksame Aufwendungen

    = Cashflow 

    Ein Beispiel: Direkte Ermittlung

    Ein Unternehmen hat im Jahr 2016 einen Umsatz in Höhe von 200.000 Euro erzielt. Zugleich mussten Gehälter in Höhe von 100.000 Euro bezahlt werden. Außerdem wurden Abschreibungen über 30.000 Euro in die Bilanz aufgenommen und Rückstellungen über 20.000 Euro gebucht. Der Cash-Flow beträgt in diesem Fall:

    200.000 Euro – 100.000 Euro – 30.000 Euro – 20.000 Euro = 50.000 Euro.

    Weil bei dieser Rechnung nicht berücksichtigt wird, dass alle gebuchten Aufwände mit Auszahlungen und nicht alle Erträge entsprechend mit Einzahlungen verknüpft sind, wird meist die indirekte Berechnungsmethode angewandt. Praktisch heißt das, dass in der Bilanz Posten gebucht sind, die nicht mit der direkten Methode für den Cash-Flow dargestellt werden können.

    Unternehmen verwenden aus diesem Grund meist die indirekte Methode zur Cash-Flow-Ermittlung, weil sie präziser ist.

    Ein Beispiel: Indirekte Ermittlung

    Wenn ein Unternehmen einen Jahresüberschuss nach Steuern von 20.000 Euro erzielt und Abschreibungen in Höhe von 30.000 Euro bucht sowie Garantierückstellungen in Höhe von 20.000 Euro gebucht hat, werden diese bei der indirekten Methode zum Cash-Flow addiert. In diesem Fall würde sich ein Cash-Flow von 70.000 Euro ergeben.

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