Aktiensplit: Was Sie als Anleger wissen müssen

Börsennotierte Unternehmen haben die Möglichkeit, bei stark gestiegenen Aktienkursen zu reagieren. In diesem Fall wird ein Aktiensplit durchgeführt. Während diese Maßnahme für Aktiengesellschaften in der Regel Vorteile bringt, kann er für Anleger nachteilig sein. Dieser Ratgeber liefert Ihnen alle wichtigen Informationen zum Aktiensplit und auf welche Details es dabei ankommt.

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: February 23, 2024

Author Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Was ist ein Aktiensplit?

    Bei einem Aktiensplit handelt es sich um eine Maßnahme von Aktiengesellschaften, bei welcher die Aktien in einem bestimmten Verhältnis geteilt werden. So werden bereits bestehende Aktien in eine größere Anzahl neuer Aktien mit einem geringeren Nennwert umgewandelt.

    Die größere Zahl an Aktien ändert jedoch den Börsenwert des emittierenden Unternehmens nicht – es ändert sich nur die emittierte Stückzahl an Wertpapieren. Auf Englisch wird der Aktiensplit „forward stock split“ genannt.

    Gründe für den Aktiensplit

    Wenn ein Unternehmen an der Börse erfolgreich notiert ist, steigt sein Kurs. Zugleich wird der hohe Kurswert der Aktie zunehmend für eine breitere Anlegerschicht unattraktiver, da sie für die Investition in das Unternehmen deutlich mehr Kapital aufbringen müssen.

    Durch den Aktiensplit reduziert sich der Nennwert der Aktien und die Wertpapiere werden optisch für Anleger günstiger. Unternehmen versprechen sich durch diese Maßnahme eine größere Nachfrage nach ihren Aktien und damit verbunden einen steigenden Kurs sowie einen wachsenden Börsenwert.

    Mittel- bis langfristig kann ein Aktiensplit somit ein Mittel zur Steigerung des Aktienkurses eines Unternehmens sein, auch wenn sich der Nennwert zunächst reduziert.

    Voraussetzungen und Zeitpunkt

    Ob ein Aktiensplit durchgeführt werden darf, muss von der Hauptversammlung der Aktionäre mit einfacher Mehrheit entschieden werden. Ohne den Beschluss der Hauptversammlung ist ein Aktiensplit nicht möglich.

    Woran können Anleger einen Aktiensplit erkennen?

    In der Regel wird Aktionären spätestens in der Hauptversammlung verkündet, dass ein Aktiensplit geplant ist. Da die Aktiencharts sowie die historischen Kursdaten nach einem erfolgten Split sofort angepasst werden, ist der Split häufig nicht sofort erkennbar.

    Lediglich der deutlich gesunkene Nennwert zeigt, dass ein Split erfolgt ist. Wenn Anleger dann ihr Portfolio prüfen und feststellen, dass sich zwar der Nennwert, aber ihr Depotwert nicht verändert hat, wurde vermutlich ein Split durchgeführt.

    Unternehmen sind daran interessiert, ausführlich über einen Split ihrer Wertpapiere zu informieren. Andernfalls könnte das panische Verhalten von Anlegern zu Unternehmensverlusten führen. So könnten Anleger zum Beispiel ihre Wertpapiere sofort verkaufen, weil die Kurse in ihren Augen ohne ersichtlichen Grund rapide gesunken sind. Diese Verkäufe würden dann den Aktienkurs der gesplitteten Aktie deutlich zusetzen.

    Was ohne Aktiensplit passieren kann

    Wenn ein Unternehmen einen Aktiensplit vermeidet, kann es ohne Kapitalerhöhung dazu führen, dass die Aktie für eine breite Anlegerschicht zunehmend unattraktiver wird. Durch die sinkende Nachfrage würde der Aktienwert des Unternehmens langfristig sinken.

    Ein beeindruckendes Beispiel für eine solche Aktie, die niemals gesplittet wurde, ist das Wertpapier der Holding-Gesellschaft des amerikanischen Großinvestors Warren Buffet. Der Kurswert pro Aktie betrug zeitweise mehr als 200.000 Euro.

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    Durchführung des Aktiensplits

    Jeder Aktiensplit muss zunächst in der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft beschlossen werden. Hierfür reicht eine einfache Mehrheit. Nach dem Beschluss werden die alten Aktien gegen die neuen Aktien in einem bestimmten Verhältnis ausgetauscht.

    Bei Stückaktien wird für die Splittung eine Satzungsänderung vorgenommen, da jeder Aktionär einen festen Anteil am Unternehmen besitzt, ohne Nennwert. Bei Nennbetragsaktien erfolgt die Umsetzung des Aktiensplits durch Einziehen der alten Aktien und die Ausgabe der neuen Aktien mit gleicher WKN und ISIN.

    Durch die Verwendung von sogenannten „Globalaktien“, bei welchen viele Nennbetragsaktien gebündelt werden, ist die Veränderung bei einem Aktiensplit noch einfacher durchführbar und erfordert weniger Administration.

    Aktienwert ändert sich vorerst nicht

    Bei einem Aktiensplit ändert sich lediglich die Anzahl der Aktien, das Eigenkapital der AG sowie der Aktienwert des Anlegers verändern sich vorerst nicht. Aus diesem Grund wird bei einem Aktiensplit meist auch von einem „psychologischen“ Effekt gesprochen und nicht von einem direkten wirtschaftlichen.

    Verhältnis der Splittung

    In welchem Verhältnis die Aktien gesplittet werden, bleibt den Aktiengesellschaften selbst überlassen. Bei einem Split von 1:10 würde ein Aktionär zehn neue Aktien für eine alte Aktie erhalten.

    Automatische Löschung von Stop-Loss-Order

    Mit einer Stop-Loss-Order können sich Anleger für einen automatischen Verkauf von Aktien entscheiden, wenn diese einen bestimmten Kurswert unterschreiten. Da der Aktienkurs durch den Aktiensplit enorm sinkt, würde dadurch ein extremer Verkauf von Aktien erfolgen, welcher dramatische Kursverluste für das Unternehmen zur Folge hätte.

    Um ein solches Szenario zu verhindern, werden Stop-Loss-Order vor einem Aktiensplit automatisch gelöscht. Wie Broker oder Banken mit Stop-Loss-Order bei einem Aktiensplit umgehen, ist den jeweiligen Geschäftsbedingungen zu entnehmen.

    Auswirkungen auf Zertifikate

    Wenn ein Aktiensplit durchgeführt wird, wirkt sich dieser auch auf alle damit verbundenen Zertifikate aus. Dabei handelt es sich um Derivate wie Optionsscheine. Diese werden entsprechend dem Splitting-Verhältnis angepasst. Hierfür wird ein sogenannter „R-Wert“ berechnet. Dieser Faktor besteht aus der Division von der Anzahl der alten zur Anzahl der neuen Aktien. Bei einem Aktiensplit von 1:5 würde der R-Wert 0,2 betragen. Mit diesem R-Wert werden nun alle Basispreise der Zertifikate multipliziert, während das Bezugsverhältnis der Derivate durch den R-Faktor geteilt wird.

    Wichtig ist, dass der R-Wert auch bei Caps oder Obergrenzen angewandt wird.

    Beispiel für Aktiensplits

    Eines der bekanntesten Beispiele für einen Aktiensplit war der Google-Aktiensplit im Jahr 2014. Die Aktien des Unternehmens sind an der Börse kontinuierlich gestiegen, sodass die Wertpapiere für immer weniger Anleger attraktiv genug waren, um sich am Unternehmen zu beteiligen.

    Zeitweise lag der Kurswert der Aktien bei mehr als 1.200 US-Dollar. Schließlich entschied sich das US-Unternehmen zu einem Aktiensplit. Allerdings wurde dabei aus einer A-Aktie eine C-Aktie. Der deutsche Fiskus interpretierte diese Änderung der Aktien als Sachdividende und erhob auf die Aktien Kapitalertragssteuer.

    Manche Anleger verloren auf diese Weise fast 30 Prozent ihres Aktienwerts, ohne dass sie durch den Aktiensplit einen Ertrag erzielt hatten. Bis heute waren die Anleger auf eine Rückzahlung der unnötigerweise gezahlten Steuern.

    Aktiensplits 2016

    Unternehmen Verhältnis Datum
    Gesco 1:3 Jahreswechsel 2106/2017
    Church & Dwight 1:2 02. September 2016
    Jungheinrich 1:3 22. Juni 2016
    Sartorius 1:4 13. Juni 2016
    BB Biotech 1:5 29. März 2016

    Vor- und Nachteile für Anleger

    Bei einem Aktiensplit ergeben sich für den Anleger zunächst keine Vor- oder Nachteile. Er hat lediglich mehr Aktien eines Unternehmens als vorher, der Depotwert bleibt jedoch zunächst gleich. Danach hängt es davon ab, ob die Nachfrage an den Aktien zum günstigeren Nennwert zunimmt. Auf diese Weise kann der Kurs der gehaltenen Aktien und somit der Depotwert steigen.

    Entscheiden sich jedoch viele Anleger nach einem Split zum Verkauf, kann der Kurs kurzfristig sinken und den Depotwert des Anlegers verringern. Ein unbedacht durchgeführter Aktiensplit kann auch zu einem Kurseinbruch führen. In der Regel ist eine solche Entwicklung selten möglich, da die emittierende Aktiengesellschaft selbst daran interessiert ist, dass der Aktienkurs langfristig wieder steigt.

    Aktiensplit oder Kapitalerhöhung

    Um neue Investoren und Anleger zu locken, können Unternehmen anstelle eines Aktiensplits auch eine Kapitalerhöhung durchführen. In diesem Fall werden neue Anteile in Form von Aktien emittiert.

    Für das Unternehmen bedeuten sowohl der Aktiensplit als auch die Kapitalerhöhung frisches Kapital, mit welchem investiert werden kann. Bei einem Aktiensplit dauert es voraussichtlich länger, bis die günstigeren Kurse der Aktien für eine verstärkte Nachfrage sorgen.

    Für Anleger kann eine Kapitalerhöhung nachteilig sein, weil dadurch die eigenen Unternehmensanteile zunächst weniger werden. In der Regel bieten Aktiengesellschaften ihren Aktionären neue Wertpapiere vorzugsweise an, damit diese ihre Anteile durch den Neukauf beibehalten können.

    Im Jahr 2005 hat das Softwareunternehmen SAP zum Beispiel eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln vorgenommen, um zu vermeiden, dass sich die Unternehmensanteile für Anleger verwässern.

    Steuerliche Auswirkungen

    Ein Aktiensplit hat keine steuerlich steuerlichen Auswirkungen, da das angelegte Kapital sowie die Kapitalerträge daraus die gleichen bleiben. Es ändert sich lediglich die Anzahl der Aktien. Steuerlich müssen Anleger keine Konsequenzen befürchten, solange ISIN und WKN gleich bleiben.

    Aufpassen sollten Anleger jedoch, wenn der Aktiensplit eine Änderung der Aktie mit sich bringt. Ändern sich zum Beispiel die Wertpapierkennnummer und die ISIN, kann der Fiskus in dieser Änderung eine Sachdividende erkennen und Abgeltungssteuer auf die neuen Aktien erheben. Allerdings ist diese Praxis seit dem Fall des Google-Aktiensplits 2014 korrigiert worden. Theoretisch können die Anleger in diesem Fall die zu viel bezahlten Steuern zurückfordern. In der Praxis gab es jedoch noch keine Rückerstattung vom deutschen Fiskus.

    Reverse Split – das Gegenteil des Aktiensplits

    Bei einem sogenannten „Reverse Split“ vollzieht sich das genaue Gegenteil von einem Aktiensplit. Wird ein Reverse Split durchgeführt, legt das emittierende Unternehmen seine Aktien zusammen. Die Zusammenlegung erfolgt in einem zuvor festgelegten Verhältnis, zum Beispiel 10:1. In diesem Fall erhalten Aktionäre für zehn Aktien nur noch eine Aktie.

    Der Aktiensplit wird auch Aktienzusammenlegung oder Nennwerterhöhung sowie auf Englisch „stock splitdown“ genannt.

    Zweck der Nennwerterhöhung

    Indem Aktien zusammengelegt werden, erhöht sich der Nennwert der Aktien. Auf diese Weise kann ein Aktienkurs teurer wirken. Zugleich kann ein Unternehmen seine Aktien tatsächlich wertvoller machen, wenn der Kurs der Aktie an der Börse unter den Nennwert sinkt.

    In diesem Fall könnte das betreffende Unternehmen keine Kapitalerhöhung vornehmen. Das deutsche Aktiengesetz verbietet die Emission neuer Aktien, wenn der Kurs der bereits vorhandenen Wertpapiere unterhalb des Nennwerts liegt.

    Kann sich ein Unternehmen kein frisches Kapital über die Börse besorgen, kann es finanzielle Schwierigkeiten bekommen oder muss Investitionen zurückstellen. Der Reverse Split ist somit eine Hilfe für weiteren Kapitalerhalt über die Börse.

    So funktioniert ein Reverse Split

    Bei einem Reverse Split werden alle vorhandenen Aktien eingezogen. Danach werden diese Aktien durch die neuen Aktien mit erhöhtem Nennwert ersetzt. Die Wertpapierkennnummer (WKN) sowie die ISIN bleiben erhalten.

    Diese Methode wird angewendet, wenn der Börsenkurs eines Unternehmens erhöht werden soll. Die Anzahl der Aktien verringert sich hierbei, jedoch hat die Aktienzusammenlegung keinen Einfluss auf den Wert dieser Aktien. Das Grundkapital als auch das Gesamtkapital des Unternehmens bleiben gleich.

    Nach der Durchführung der Aktienzusammenlegung werden die Kurscharts dementsprechend automatisch angepasst. Auf diese Weise wird verhindert, dass Anleger durch den Anstieg des Nennwerts falsche Interpretationen anstellen.

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