Ökologisch Dämmen – Ökologische Dämmstoffe im Vergleich

Ökologische Baustoffe nehmen in den letzten Jahren einen stetig wachsenden Marktanteil ein. Besonders dem ökologischen Dämmen kommt dabei eine wichtige Rolle zu, denn eine gute Dämmung ist nicht nur wichtig für die Gesundheit, sondern spart auch Heizkosten und kommt dem Umweltschutz zugute.

Serkan Demirel

Autor im Resort für Ratgeber und Wissen


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Zuletzt aktualisiert: April 28, 2023

Author Serkan Demirel

Serkan Demirel

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Serkan ist Autor im Bereich für Ratgeber und Wissen und möchte Ihnen helfen mit unseren Ratgebern Ihre offenen Fragestellungen zu beantworten. Serkan ist studierter Volkswirt und hat eine Passion für alle Themen rund um Geldanlage.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Die Auswahl an Naturdämmstoffen ist groß, wobei sich die Materialien in Dämmfähigkeit, Nachhaltigkeit, Herstellungsverfahren und Kosten unterscheiden. Unter dem Begriff Naturdämmstoffe werden Dämmstoffe aus Materialien pflanzlicher, tierischer sowie mineralischer Herkunft verstanden.

    Was sind ökologische Dämmstoffe?

    Ökologische Dämmstoffe zeichnen sich in erster Linie durch nachhaltig gewonnene Materialien aus. Diese stammen entweder aus nachwachsenden Rohstoffen (z. B. Hanf) oder werden durch Recyclingprozesse gewonnen (z. B. Zellulose aus Altpapier), wodurch sie eine geringe Umweltbelastung vorweisen.

    Weiterhin werden Naturdämmstoffe energiesparend hergestellt. Die fertigen Dämmprodukte können umweltschonend entsorgt oder im besten Fall sogar recycelt werden. Auf schadstoffhaltige Bindemittel oder Zusätze wird bei der ökologischen Dämmung im besten Falle komplett verzichtet.

    Ökologische Dämmstoffe bieten im Vergleich zu konventionellen Dämmprodukten einige entscheidende Vorteile. Zum einen sind die Naturprodukte gesundheitlich unbedenklich und stellen weder beim Einbau noch während der Nutzungsdauer oder beim Ausbau ein Gesundheitsrisiko für Mensch und Umwelt dar. Zum anderen nehmen viele Naturdämmstoffe einen hohen Anteil ihres Eigengewichts an Wasser auf, wodurch das Raumklima maßgeblich verbessert und Schimmelbildung vorgebeugt wird.

    Ökodämmstoffe weisen zudem typische Brandschutzklassen auf und sind somit nur schwer (B1) bzw. normal entflammbar (B2).

    Die meisten Bauherren verwenden hier in erster Linie Pflanzenfasern oder Schaf- und Baumwolle. Zudem gibt es auch Dämmmaterial aus ganzen Pflanzenteilen wie Schilf oder Stroh.

    Wärmeleitfähigkeit

    Die Wärmeleitfähigkeit ist eine Kenngröße, welche aussagt, wie schnell sich Wärmeenergie durch Wärmeleitung durch einen Stoff hindurch ausbreitet. Je geringer also die Wärmeleitfähigkeit, desto besser wirkt ein Dämmstoff. Die Wärmeleitfähigkeit wird in W/mk (Watt pro Meter mal Kelvin) angegeben. Als Faustregel gilt: Je niedriger der Wert, desto besser wird gedämmt.

    Zellulose Einblasdämmung aus recyceltem Zeitungspapier

    Foto: joannatkaczuk / iStock.com

    Herstellung und Transportwege

    Bei der Wahl eines ökologischen Dämmstoffs sollten Sie immer auch auf Herstellungsprozesse und Transportwege achten, da diese Aspekte maßgeblich die Ökologie und Nachhaltigkeit des Endproduktes beeinflussen.

    Bauherren lassen sich am besten von einem Energieberater bei der Auswahl des geeigneten Dämmstoffs helfen, denn sowohl die Lage der Baustelle als auch der Bedarf an Dämmprodukten und die Bauweise nehmen Einfluss auf die Wahl einer ökologischen Dämmlösung.

    Beispiel

    Holzfaserdämmplatten sind zwar in der Herstellung sehr energieaufwendig, das Holz jedoch ist in Deutschland regional verfügbar und die Transportwege meist kurz. Kork aus Portugal oder Kokosfaser aus Asien hingegen können energiearm gewonnen werden, müssen jedoch weite Transportwege nach Deutschland überbrücken, was sich negativ auf den ökologischen Fußabdruck auswirkt.

    Dieses Beispiel verdeutlicht, dass pauschale Angaben zur Nachhaltigkeit eines Dämmstoffs schwierig sind und der ideale Naturdämmstoff bei jedem Bauvorhaben individuell bestimmt werden sollte.

    Checkliste ökologische Dämmung

    • Die Dämmung wurde aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen oder ist ein Recyclingprodukt.
    • Der Herstellungsprozess ist energiesparend.
    • Die Produktion findet regional statt und die Transportwege sind kurz.
    • Die Dämmung enthält keine schadstoffhaltigen Bindemittel und Zusätze.
    • Gesundheitlich ist die Dämmung sowohl beim Einbau als auch im Unterhalt und beim Ausbau unbedenklich für Mensch und Umwelt.
    • Die Dämmstoffe weisen Brandschutzklasse B1 oder B2 auf.

    Naturdämmstoffe im Vergleich

    Die Auswahl an Naturdämmstoffen ist groß und die Materialien zahlreich. Um die beste Dämmlösung für Ihr ökologisches Bauvorhaben zu finden, ist es wichtig, neben dem Preis auch die Vor- und Nachteile der einzelnen Dämmstoffe abzuwägen.

    Holzfaserdämmplatten

    Holzfaserdämmplatten werden aus entrindetem Restholz hergestellt, welches zu Holzfasern zerrieben wird. Die Fasern werden kurz erhitzt und anschließend zusammengepresst, wobei die holzeigenen Harze meist als Bindemittel dienen. Holzfaserdämmplatten verfügen über einen guten Wärmeschutz, der durch die Faserplatten zusätzlich verstärkt wird. Zudem bietet das Dämmen mit Holzfaserplatten ein angenehmes Raumklima im Winter und vielen Vorteile im Sommer.

    Achten Sie beim Kauf darauf, dass keine weiteren Binde- oder Brandschutzmittel eingesetzt werden, da diese die Nachhaltigkeit und Wohngesundheit der Holzfaserplatten einschränken können. Neben guten wärmedämmenden Eigenschaften (Wärmeleitfähigkeit von 0,040 – 0,055 W/mK) überzeugt die Holzfaserdämmplatte durch ihre hohe Rohdichte.

    Diese verleiht ihr gute Schallschutzwerte und lässt sie feuchtigkeitsregulierend wirken. In der Produktion gelten Holzfaserdämmplatten als aufwendig – durch die regionale Produktion können die Transportwege jedoch kurzgehalten werden. Aufgrund ihrer hohen Dichte und Festigkeit können Holzfaserdämmplatten auch als Putzträger in Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) verwendet werden. In Kombination mit einem Mineralputz ergibt sich eine diffusionsoffene und gut gedämmte Wandkonstruktion.

    • Wärmeleitfähigkeit: 0,040 – 0,055 W/mK
    • Brandschutzklasse: B2
    • Einsatzgebiete: Zwischen- und Untersparrendämmung, Aufsparrendämmung, Dämmung von Außenwänden, Dachdämmung, Flachdachdämmung, Wanddämmung im Trockenbau, Wärmedämmung und Trittschalldämmung, Putzträger in WDVS
    • Preis: zwischen 3,50 und 45 Euro pro Quadratmeter

    Jutedämmung

    Dämmstoffe aus Jute werden aus ausrangierten Transportsäcken für Kaffee oder Kakao hergestellt. Die Jutesäcke werden zunächst zerkleinert und die Fasern anschließend mit Soda gereinigt, welches gleichzeitig für den Brandschutz sorgt.

    Im weiteren Produktionsprozess werden die Jutefasern mit Biokunststofffasern aus Pflanzenstärke zu einem Vlies verbunden und zu Matten oder Platten weiterverarbeitet. Die fertige Jutedämmung besticht mit hervorragenden Dämmwerten (Wärmeleitfähigkeit von 0,038 W/mK) und sorgt durch ihre feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften für ein gesundes Raumklima.

    Schimmel, Insekten und Nager interessieren sich nicht für Dämmstoffe aus Jute, was die Lebensdauer des Dämmstoffes verlängert. Oft werden Jutefasern auch mit Hanffasern vermischt, wobei die Anteile variieren können. Dies schlägt sich jedoch schnell im Preis nieder, wodurch die reine Jute die günstigere Alternative darstellt.

    • Wärmeleitfähigkeit: 0,038 W/mK
    • Brandschutzklasse: B2
    • Einsatzgebiete: Dachdämmung, Aufsparren-, Untersparren- oder Zwischensparrendämmung, Außen- und Innenwände in Holzbauweise, Außendämmung von Wänden mit Hinterlüftung
    • Preis: zwischen 2 und 20 Euro pro Quadratmeter

    Hanfdämmung

    Hanf ist eine der ältesten Nutzpflanzen und wurde schon immer vielseitig eingesetzt. Seit Mitte der 90er-Jahre dürfen THC-arme Varianten auch wieder in Deutschland angebaut werden, wodurch Hanf zum heimischen Rohstoff wurde. Um aus Hanf Dämmmatten herzustellen, werden die Stängel der Pflanze verwendet. Diese werden gebrochen und gewalzt und somit aufgefasert.

    Durch die Zugabe von Soda erreichen die Matten die Brandschutzklasse B2 und sind somit normal entflammbar. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,040 – 0,045 W/mK kann die Hanfdämmung mit der Holzfaserdämmplatte mithalten und dämmt damit etwas effizienter als die konventionellen Alternativen aus Glas- oder Steinwolle.

    Durch die offenen Poren der Hanffasern kann Wasser problemlos diffundieren, wodurch die Dämmung sehr schimmelresistent wird. Daher eignet sie sich besonders für Altbausanierungen und die Innendämmung von Außenwänden (z. B. bei der Sanierung denkmalgeschützter Bauten). Als Putzträger in Wärmedämmverbundsystemen sind die Hanfdämmplatten aufgrund ihrer zu geringen Materialfestigkeit nicht geeignet.

    Mit einer 10-mal längeren Haltbarkeit als Mineralwolle punktet der Naturdämmstoff mit seiner langen Lebensdauer.

    • Wärmeleitfähigkeit: 0,040 – 0,045 W/mK
    • Brandschutzklasse: B2
    • Einsatzgebiete: Dachdämmung, Fassadendämmung, Trittschalldämmung von Decken, Innendämmung von Außenwänden, Hohlraumdämmung (mit Stopfhanf), Wärme- und Schalldämmung von Wänden im Innenbereich
    • Preis: zwischen 3,50 und 30 Euro pro Quadratmeter

    Zellulosedämmung

    Die Zellulosedämmung nimmt unter den Ökodämmstoffen momentan Platz 1 ein, was sie nicht zuletzt ihren guten Dämmwerten bei vergleichsweise niedrigem Preis verdankt.

    Als Zellulose bezeichnet man den Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände. Sie stellt einen der wichtigsten Bestandteile für die Papierproduktion dar, welches wiederum als recyceltes Altpapier für die Produktion von Zellulosedämmung verwendet wird.

    Dieser Dämmstoff besteht zu 80 bis 90 Prozent aus Altpapier, welchem als Brand- und Fäulnisschutz noch Borsalze oder Ammoniumsalze sowie Naturharze beigemischt werden. Das Gemisch wird dann in einem Zerreiß- und Mahlverfahren zu fasrigen Flocken weiterverarbeitet.

    Diese Flocken werden anschließend entweder als Einblasdämmung verwendet oder unter der Einwirkung von Wasserdampf zu Dämmplatten gepresst. Bei der Verarbeitung als Platten werden zur Stabilisierung oft noch weitere natürliche Fasern (z. B. Jute) beigemischt. Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,04 – 0,045 W/mK dämmt Zellulose gut und bringt weiterhin überzeugende Schallschutzeigenschaften mit.

    Zelluloseflocken wirken feuchtigkeitsregulierend und sind diffusionsoffen.  Zudem schützt Zellulose das Haus stärker als diverse andere Dämmungen vor schnellem Aufheizen im Sommer.

    • Wärmeleitfähigkeit: 0,04 – 0,045 W/mK
    • Brandschutzklasse: B2 (B1 bei einigen neueren Produkten)
    • Einsatzgebiete: Dachdämmung, Zwischensparrendämmung, Decken- und Fußbodendämmung, Innendämmung von Außenwänden, Fassadendämmung, Wärmedämmung von Innenräumen, WDVS
    • Preis: ab 1 Euro pro Kilogramm

    Schilfrohrplatten

    Die Herstellung von Schilfdämmung ist im Vergleich zu den anderen Ökodämmstoffen sehr simpel. Die Rohrhalme werden in immer derselben Richtung verlegt, gepresst und mit verzinkten Drähten miteinander verbunden. Dabei entstehen keine Abfälle und die Produktion verläuft energieschonend.

    Schilf hat von Natur aus eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Nässe, Fäulnis und Schimmel. Die dämmende Wirkung des Schilfs ergibt sich aus den Lufteinschlüssen in den Halmen, welche ebenfalls für einen natürlichen Hitzeschutz im Sommer und eine zuverlässige Schallisolierung sorgen.

    Mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,038 – 0,065 W/mK dämmt Schilf etwas schlechter als andere ökologische Materialien. Schilf ist jedoch hochgradig diffusionsoffen und kapillaraktiv und eignet sich dadurch hervorragend für Bauvorhaben, bei denen es auf eine wirkungsvolle Feuchtigkeitsregulierung in der Dämmschicht ankommt.

    Schilfrohrplatten können als Putzträger eingesetzt werden, haben in Deutschland jedoch keine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung. Diese muss im Einzelfall erteilt werden.

    • Wärmeleitfähigkeit: 0,038 – 0,065 W/mK
    • Brandschutzklasse: B2 (keine bauaufsichtliche Zulassung)
    • Einsatzgebiete: Deckendämmung, Dachdämmung, Untersparren- und Aufsparrendämmung, Trittschalldämmung, Innendämmung (auch in Kombination mit Wandheizungen)
    • Preis: 10 bis 20 Euro pro Quadratmeter

    Tabelle: Vor- und Nachteile von ökologischen Dämmstoffen

    Dämmung Vorteile Nachteile Preisrahmen
    Holzfaser
    • feuchtigkeitsregulierend
    • zum Teil ohne Zusatzstoffe
    • kurze Transportwege
    • nachwachsender und heimischer Rohstoff
    • nicht geeignet für Perimiterdämmung
    • relativ kostenintensiv
    • hoher Energieaufwand zur Herstellung
      3.5 bis 45 Euro pro Quadratmeter
    Hanf
    • feuchtigkeitsregulierend
    • schimmel- und schädlingsresistent
    • angenehmens Raumklima
    • Anbau ohne Pestizide
    • kurze Transportwege
    • bindet im Wachstum mehr CO² als unsere Wälder
    • Brandschutzmitttel notwendig (z.B. Soda)
    • nicht geeignet für Perimiterdämmung
      3.5 bis 30 Euro pro Quadratmeter
    Jute
    • Recyclingprodukt
    • energiearm in der Herstellung
    • biologisch abbaubar
    • feuchtigkeitsregulierend
    • schimmel- und schädlingsresistent
    • kostengünstig
    • Brandschutzmitttel notwendig (z.B. Soda)
    • nicht geeignet für Perimiterdämmung
      2 bis 20 Euro pro Quadratmeter
    Zellulose
    • Recyclingprodukt
    • energiearm in der Herstellung
    • schimmel- und schädlingsresistent
    • feuchtigkeitsregulierend
    • kostengünstig (als Einlabsdämmung)
    • Brandschutzmitttel notwendig (z.B. Borsalze)
    • nicht für Perimiterdämmung geeignet
    • nicht kompostierbar
      Ab 1 Euro pro Kilogramm
    Schilf
    • besonders ökologisch
    • energiearm in der Herstellung
    • schimmel- und schädlingsresistent
    • resistent gegen Feuchtigkeit
    • feuchtigkeitsregulierend
    • kostengünstig
    • hohes Eigengewicht
    • nicht geeignet für Perimiterdämmung
      10 bis 20 Euro pro Quadratmeter

    Quelle: Naturanum

    Fazit

    Ökologisches Bauen liegt im Trend und die Tendenz zu nachhaltigen Materialien ist steigend. Das zeigt sich auch im Bereich der Dämmstoffe.

    Konventionelle Dämmstoffe wie Mineralwolle und Steinwolle beherrschen zwar noch immer den Markt, ökologische Alternativen rücken aber langsam auf – und das zurecht: Gute Dämmwerte, hervorragender Hitze- und Schallschutz und eine lange Lebensdauer zeichnen die Ökodämmstoffe aus und schonen dabei gleichzeitig die Umwelt.

    Preislich liegen viele Naturdämmstoffe etwas über den konventionellen Materialien, was sich jedoch durch die wachsende Nachfrage und die damit einhergehenden steigenden Produktionsmengen in den kommenden Jahren weiter angleichen dürfte.

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