Die größten Wirtschaftscrashs der Geschichte

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Wenn die Handels- und Kapitalmärkte zusammenbrechen, hat das verheerende Folgen für die Wirtschaft. Das ist heutzutage nichts Neues mehr, denn eine Krise folgt auf die andere. Doch bereits vor mehreren hundert Jahren gab es Wirtschaftscrashs, die in einigen Ländern oder weltweit einen großen Schaden verursachten. Einige davon sind so skurril, dass sie kaum zu glauben sind. Wir haben Ihnen die größten Crashs der Geschichte zusammengestellt:

Inhaltsverzeichnis

    Tulpenkrise (1637)

    Tulpenkrise

    Foto: Couleur / Pixabay

    Die Niederlande sind vor allem für zwei Dinge bekannt: Käse und Tulpen. Und letztere waren im 17. Jahrhundert Auslöser für eine Krise, die als sogenannte Tulpenmanie in die Geschichte einging.

    Zu Beginn des 17. Jahrhunderts stand das Land, im wahrsten Sinne des Wortes, in voller Blüte. Der Handel florierte, reiche Familien protzen mit ihren Anwesen und Prachtgärten.

    Durch eine inflationäre Geldpolitik wuchs die Geldmenge und die Tulpe wurde zu einem echten Statussymbol. Säckeweise wurden Tulpenzwiebeln an die reiche Kundschaft verkauft.

    Das Problem dabei: Das Angebot wuchs deutlich langsamer als die Nachfrage. So wurden bald schon keine Zwiebeln, sondern nur noch die Rechte daran gehandelt. Das rief Zwischenhändler auf den Plan, und jeder versuchte, mit der Tulpe reich zu werden.

    Zum Einbruch kam der Handel schließlich in Haarlem, als sich bei einer Auktion plötzlich kein Käufer mehr finden ließ. So schnell wie möglich wollte nun jeder seine Tulpen loswerden, doch kaufen wollte keiner. Am Ende waren die Tulpen nicht einmal mehr ein Hundertstel des Höchstpreises wert.

    Hamburger Handelskrise (1799)

    Hamburger Handelskrise

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    Dass Hamburg einen Hafen hat, wird keine neue Information für Sie sein. Bedeutung erlangte er allerdings erst um das Jahr 1769. Im Welthandel spielte der Hamburger Hafen nämlich noch keine große Rolle, weil die Kolonialmächte Frankreich und Großbritannien Güter nach Hamburg und ins Hinterland brachten.

    Mit der Unabhängigkeit der USA nahm Hamburg den Handel und die Schifffahrt nach Übersee dann in die eigene Hand. Nun gab es keine Zwischenwege mehr über die Kolonialmächte, und das Handelsvolumen stieg enorm an.

    Durch die vermehrten Unruhen in Frankreich und den Niederlanden und den Bruch Frankreichs mit Großbritannien wurde ein Großteil des französischen und niederländischen Handels nach Hamburg verlagert. Hamburg schwelgte im Wohlstand – bis 1799 der Hamburger Hafen von England blockiert wurde, um die Rückkehr Napoleons zu verhindern.

    Der Handel endete abrupt, Handelsgeschäfte konnten nicht mehr erfüllt werden und den Händlern ging das Geld aus. Obwohl die Krise nur wenige Monate andauert, sorgte sie für den Konkurs von 82 Unternehmen. Nach Aufhebung der Blockade erholte sich Hamburg dennoch rasch.

    Erste Weltwirtschaftskrise (1857)

    Erste Weltwirtschaftskrise

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    Auslöser für die erste Weltwirtschaftskrise war ein einziger Mann, der Bankangestellte Edward Ludlow. Er arbeitete im New Yorker Büro der Ohio Life Insurance und Trust Company, die ordentlich am Eisenbahnboom verdiente.

    Auch Ludlow investierte ungehalten in Eisenbahnaktien, lieh sich bei anderen Banken immer mehr Geld und verlor am Ende alles. Zwei Millionen Dollar Kapital hatte die Bank, investierte allerdings fünf Millionen in ungenügend besicherte Eisenbahnkredite.

    Da 1856 der Zustrom neuer Pioniere in den Westen nachließ, fielen die Landpreise, und die Eisenbahnen transportierten immer weniger Fahrgäste und Güter – die Aktienkurse der Eisenbahngesellschaften fielen. Allerdings hatten fast alle Banken auf einen anhaltenden Aufschwung gehofft, wie auch die Ohio Life. Sie rief ihre Kredite zurück, andere Banken taten es ihr gleich, die Abwärtsspirale begann. Da die Weltfinanz auch damals schon eng verflochten war, betraf der Crash auch englische Banken.

    In Deutschland war die Krise vor allem in Hamburg zu spüren, wo reihenweise Handelswechsel platzten. Karl Marx musste seine Hoffnung auf eine Weltrevolution allerdings verschieben, denn die Krise war schon zum Ende des Jahrzehnts wieder überwunden.

    Gründerkrach (1873)

    Gründerkrach

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    An nur einem Tag gingen in Österreich-Ungarn 120 Firmen in Konkurs. Der 9. Mai 1873 ging als Gründerkrach in die Geschichte ein und sorgte für eine umfassende Krise in Europa.

    Nach Ende des preußisch-österreichischen Krieges kam es in Österreich zu einem schnellen Wirtschaftswachstum. Der vorherrschende Optimismus wurde zusätzlich von der Planung der Weltausstellung angeheizt.

    In der Zeit davor stiegen die Aktienkurse und Immobilienpreise in astronomische Höhen, Pfandbriefe, die mit halbfertigen Häusern besichert waren, wurden leichtfertig verteilt. Auch floss immer mehr deutsches Privatkapital nach Wien. Doch die Spekulationsblase platzte, als Gerüchte von einer in Paris bevorstehenden Börsenpanik den Umlauf machten. Die österreichische Kreditanstalt veräußerte daraufhin Wertpapiere im Wert von 20 Millionen Gulden, die Aktienkurse stürzten jäh ab und die Wiener Börse brach zusammen.

    Die Gründerkrise wird inzwischen weniger als Krise denn als eine Stagnation angesehen, denn in dieser Zeit wurden die zuvor überhöhten Wachstumsraten wieder ausgeglichen. Bereits Ende des Jahrzehnts war wieder ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen.

    Zweite Weltwirtschaftskrise (1929)

    Zweite Weltwirtschaftskrise

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    Als wäre die erste Weltwirtschaftskrise nicht schon schlimm genug gewesen, gab es rund 70 Jahre später die nächste. Als „Black Thursday“ ging der 24. Oktober 1929 in die Geschichte ein –  der Tag, der die jahrelang andauernde Great Depression in den USA auslöste.

    In den 1920er Jahren erlebten die USA eine Zeit des Wohlstands, die „eternal prosperity“ (dt. ewiger Aufschwung), die Groß- und Kleinanleger für Börsenspekulationen nutzen. Es wurden zahlreiche Kredite aufgenommen, um Aktien zu kaufen – in der Hoffnung auf den großen Gewinn. Selbst Experten waren der Meinung, dass der Höhenflug noch ewig andauern würde.

    Bis der Dow Jones im Oktober 1929 deutlich verlor und sich allgemein Angst unter den Spekulanten breitmachte. Kleinanleger erkannten, dass sie ihre Kredite wohl nicht mehr würden zurückzahlen können. Am 24. Oktober brachten massive Verkäufe die Aktienkurse in den Sturzflug, Panik brach aus, und Händler mussten nun zu jedem Preis verkaufen.

    Durch Stützungskäufe versuchten Banken, die Situation zu beruhigen. Das gelang sogar einige Tage, bis der Markt endgültig zusammenbrach und die Banken ihre Kredite zurückforderten. In Folge dessen mussten viele Firmen Bankrott anmelden, auch die europäischen Aktienmärkte brachen zusammen, es kam zu Massenentlassungen.

    Davon war das durch den Verlust des ersten Weltkrieges hochverschuldete Deutschland ebenfalls schwer betroffen. Die hohe Arbeitslosigkeit und Armut in der Bevölkerung begünstigte den Aufstieg der Nationalsozialisten. Mit der Machtergreifung Hitlers galt die Krise 1933 dann als überwunden.

    Ölkrise (1970er Jahre)

    Ölkrise

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    Zur ersten Ölkrise kam es 1973 infolge einer bis dahin noch nie dagewesenen Stagflation - einer Stagnation mit einhergehender Inflation. Aufgrund von politischen Spannungen im Nahen Osten drehte das Öl-Embargo der OPEC die Hähne so weit zu, dass sich der Ölpreis in nur zwei Jahren verdoppelte.

    Es kam zum Konjunktureinbruch, der nur durch eine gelockerte Geldpolitik der USA abgedämpft werden konnte. Der Leitzins wurde gesenkt und andere Länder gaben den angeschlagenen Staaten eine Finanzspritze.

    Ein Kaufkraftverlust der Konsumenten konnte dadurch dennoch nicht verhindert werden – die Inflation erhöhte sich, der Leitzins wurde wieder angehoben. Statt die Inflation abzuwürgen, brachte dies allerdings eine Rezession.

    Kaum war die erste Ölkrise überstanden, folgte Ende der 1970er Jahre die nächste. Ausgelöst wurde die drastische Steigerung des Ölpreises durch Förderungsausfälle und Verunsicherungen während des ersten Golfkrieges. Die Ölkrise sorgte für die bis dato schwerste Rezession in Deutschland und gilt als Auslöser für die Schuldenkrise von etlichen Entwicklungsländern.

    Asienkrise (1997)

    Asienkrise

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    Was in Thailand begann, griff bald schon auf etliche andere ostasiatischen Staaten über. Von der sogenannten Asienkrise waren neben Thailand vor allem Südkorea und Indonesien betroffen.

    Die Tigerstaaten verdankten ihr rasantes Wachstum nämlich schuldenfinanzierten Investitionen, die zum Großteil mit Fremdwährungskrediten in Ländern mit niedrigem Leitzins finanziert wurden. Das günstige Kapital aus dem Ausland wurde als Kredit weitergegeben, allerdings mit deutlich längeren Laufzeiten.

    Die Blase am Immobilien- und Aktienmarkt war damit vorprogrammiert und bald nicht mehr abzuwenden. Weil die eigenen Währungen fest an den Dollar gebunden waren, blieben die Wechselkurse konstant. Als diese Koppelung nicht mehr zu halten war und aufgegeben werden musste, wurden die Währungen deutlich abgewertet.

    Zahlreiche Unternehmen und Banken konnten damit ihren Verpflichtungen in Dollar nicht mehr nachkommen, und Thailand sowie die anderen Tigerstaaten stürzten in eine tiefe Rezession.

    Dotcom-Blase (2000)

    Dotcom-Blase

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    Ihren Ursprung hatte die Dotcom-Blase bereits 1995, geplatzt ist sie allerdings erst fünf Jahre später. Die Investition in junge, aufstrebende IT-Unternehmen versprach hohe Renditen. So wurde ungezwungen in Start-Ups investiert, es kam zu einem regelrechten Boom.

    Der Name „Dotcom“ bezieht sich übrigens auf die „.com“-Endung von Internetseiten und ist ein Kunstbegriff, der vor allem medial geprägt wurde. Es tummelten sich also bald schon endlos viele Start-Ups auf den Aktienmärkten, die deutsche Börse etablierte sogar ein völlig neues Segment für die wachsende Zahl an Technologieunternehmen.

    Für Anleger war eine Investition in die zukunftsträchtigen Unternehmen verlockend, und so wurde viel Geld in deren Aktien investiert. Jahresabschlüsse und Unternehmensbewertungen wurden bei all der Euphorie gekonnt ignoriert. Dem Großteil der Anleger wurde leider viel zu spät bewusst, dass die jungen Unternehmen ohne Kapital gar keine Gewinne erzielen konnten.

    Mit den ersten Insolvenzmeldungen wurden Zweifel laut, und erste Spekulanten verkauften. Im März 2000 kam es dann zum Kurssturz, als Anleger aus Panik Aktien um jeden Preis loswerden wollten. Viele Anleger und Investoren verloren infolgedessen ihr gesamtes investiertes Vermögen.

    Finanz- und Wirtschaftskrise (ab 2007)

    Finanz- und Wirtschaftskrise

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    Exemplarisch für die jüngste weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise steht die Lehman-Pleite. Vor rund 160 Jahren wurde das traditionsreiche Bankhaus von deutschen Einwanderern gegründet.

    Am 15. September 2008 meldet es am frühen Morgen in New York Insolvenz an. Zuvor wurden noch Verhandlungen mit dem Finanzminister Henry Paulson geführt, denn in der Vergangenheit wurde in ähnlichen Fällen gerne mit Steuergeldern ausgeholfen. Diesmal bleibt Paulson allerdings hart. Und auch andere Banken wollen nicht einspringen.

    So bricht Lehman Brothers unter einer Schuldenlast von 630 Millionen Dollar zusammen, und mit der Bank fällt der Dow Jones auf ein Rekordniveau, das es seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 nicht mehr gegeben hat.

    Die Folgen sind drastisch: Die Insolvenz löst eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise aus. Experten ahnten diesen Crash schon, da viele Banken von dem Immobilienboom in den USA profitierten – bis die Blase platzte. Kredite wurden günstig aufgenommen, durch die Erhöhung des Leitzinses 2004 konnten dann viele Hausbesitzer die Belastungen nicht mehr tragen. Innerhalb kürzester Zeit schrieben weltweit Banken rote Zahlen, und auch in Deutschland blieben viele Kreditinstitute auf „faulen Krediten“ sitzen.

    Die Konjunktur erlebte infolge dessen einen Tiefpunkt, wie es ihn seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gab. Die Finanzkrise mündete 2010 in eine vielschichtige Krise der Europäischen Währungsunion, die als Eurokrise bezeichnet wird. Diese ist bis heute nicht vollständig überwunden.

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