InsurTechs: Neue Technologien für die Versicherungsbranche

Die Digitalisierung ist mittlerweile auch in der Versicherungsbranche angekommen. Verbraucher können dabei nicht nur von digitalen Diensten herkömmlicher Versicherungen profitieren, sondern es entstehen mit InsurTechs zum Teil völlig neue Geschäftsbereiche und Versicherungsprodukte. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige rund um InsurTechs und worauf Sie bei der Auswahl einzelner Anbieter achten sollten.

Elisabeth Schwarzbauer

Autorin für Versicherungsthemen


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Zuletzt aktualisiert: April 27, 2023

Author Elisabeth Schwarzbauer

Elisabeth Schwarzbauer

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Elisabeth ist studierte Physikerin, verantwortet bei uns die Versicherungsthemen und hilft Ihnen Ihr bestes Angebot zu finden. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten mit Ihrer Familie oder mit einem Buch auf der Terrasse (wenn es das Wetter ermöglicht).

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Inhaltsverzeichnis
     

    Das Wichtigste in Kürze

    • Was sind InsurTechs?
      Der Begriff „InsurTech“, zusammengesetzt aus den englischen Wörtern Insurance und Technology, bezeichnet Versicherungsdienste, die mit digitale Technologien arbeiten. Meist wird der Begriff als Kurzform für InsurTech-Startups verwendet. Häufig gelten InsurTechs als Spezifizierung von FinTechs.
    • Welche Ziele haben InsurTechs?
      InsurTech-Startups möchten den Wettbewerb in der Versicherungsbrache fördern und zugleich kundenfreundlichere, günstigere sowie flexiblere Versicherungsprodukte anbieten.
    • Welche Kritik gibt es an InsurTechs?
      Vor allem die klassischen Versicherer bemängeln an InsurTechs, dass Kunden damit keine fachgerechte und kompetente Beratung erhalten. Darüber hinaus wird kritisiert, dass InsurTechs häufig ihrer Dokumentations- sowie Datenschutzpflicht nicht nachkommen.
    • Für wen sind InsurTechs interessant?
      Die Produkte von InsurTech-Startups sind sowohl für Makler als auch private Endkunden und den B2B-Bereich interessant. Private Konsumenten sowie B2B-Kunden können von günstigen Preisen und einer einfachen Verwaltung profitieren, während Maklern damit neue Vertriebswege zur Verfügung stehen.

    Ähnlich wie immer mehr disruptive FinTechs das Banken- und Dienstleistungssegment erobern, vollzieht sich auch in der Versicherungsbranche ein Wandel, der durch InsurTechs vorangetrieben wird. Dabei lassen sich sowohl unterschiedliche Segmente unterscheiden, in welchen InsurTechs aktiv sind, als auch unterschiedliche Unternehmensarten.

    Wie bei allen neuen Technologien finden InsurTechs heute sowohl Anhänger als auch entschiedene Gegner. Man wird sehen, wie sich der Markt für diese Unternehmen entwickelt.

    Typische Segmente für InsurTechs

    Health Insurance Diese Startups nutzen Daten aus neuen Quellen wie Smartphones oder smarten Wearables, um zum Beispiel Versicherungstarife auf der Basis der körperlichen Aktivität anzubieten.
    Peer-to-peer Insurance In diesem Segment schließen sich Versicherungsnehmer zusammen, um im Schadensfall gegenseitig finanzielle Unterstützung zu leisten. In diesem Segment gibt es inzwischen die meisten Anbieter.
    Contract Management/Brokerage Bei dieser Gruppe handelt es sich um Online-Anbieter, die im klassischen Maklersegement aktiv sind. Die Abwicklung des Maklermandats erfolgt überwiegend über das Internet.
    Spot Insurance Diese InsurTechs fokussieren vor allem Kurzzeitversicherungen für viele verschiedene Bereiche. So werden zum Beispiel spezielle Kfz-Versicherungen angeboten, die nur 24 Stunden gültig sind.
    E-Commerce Insurance In diesem Segment sind Anbieter präsent, die über Online-Händler zusätzliche Versicherungspolicen für elektronische Geräte oder andere Einkäufe bereitstellen.
    Usage Driven Insurance Diese InsurTechs richten Versicherungstarife auf das Nutzer- oder Fahrverhalten aus. Bei Kfz-Versicherungen ist die Usage Driven Insurance oder auch Pay-as-you-drive zum Beispiel als „Telematik-Tarif“ bekannt.

    Arten von InsurTechs

    1. Mit und ohne Maklermandat: InsurTechs können von ihren Kunden mit einem Maklermandat ausgestattet werden. Damit können diese Firmen agieren wie ein herkömmlicher Versicherungsmakler und Verträge im Namen des Kunden verwalten, abschließen oder kündigen. Andere Startups verzichten auf diese Option.
    2. Roboadvisor: Diese InsurTechs arbeiten mit Künstlicher Intelligenz sowie Algorithmen und Big Data. Computerprogramme werten viele Daten aus und geben dem Kunden auf dieser Basis Empfehlungen für neue Produkte oder die Optimierung bestehender Versicherungsprodukte.
    3. Digitale Vertragsmanager: Diese InsurTechs übernehmen die Verwaltung Ihrer Versicherungspolicen. Dabei können sie ohne oder mit Mandat arbeiten.
    4. Anbieter von eigenen Versicherungsprodukten: Diese Unternehmen entwickeln eigene Produkte, die sie auf den Markt bringen. Dabei arbeiten sie zum Teil mit bestehenden Versicherern zusammen oder agieren vollkommen selbständig.
    5. Schadenmanagement: In diese Gruppe fallen alle InsurTech-Firmen, die lediglich die Schadenregulierung im Versicherungsfall übernehmen.

    Die zehn größten InsurTechs in Deutschland

    1. AppSichern: Der Anbieter deckt zeitlich beschränkte Risiken, zum Beispiel bei einem Konzertbesuch.
    2. Europa Go: Das InsurTech gehört heute zum Continentale Versicherungsverbund und bietet eine reine Online-Versicherung an.
    3. Kasko: Der Anbieter ist auf Produkt- und Nischendeckungen spezialisiert.
    4. Friendsurance: Dabei handelt es sich um den ersten community-basierten Peer-to-Peer-Versicherer.
    5. Scan2Insurance: Dabei handelt es sich um eine App für digitale Produkt- und Nischenversicherungen.
    6. de: Das Startup vermittelt Finanzanlagen.
    7. Fibur: Der Anbieter vertreibt Altersvorsorgeprodukte, die ethisch und ökologisch unbedenklich sind.
    8. Covomo: Dieses Startup setzt auf den Online-Versicherungsvergleich im Reisesektor.
    9. GetSafe: Dabei handelt es sich um einen App-basierten Versicherungsmanager.
    10. Simplr: Das Startup ist vor allem für Makler interessant und bietet eine Plattform für die Optimierung von Abschlüssen.

    In den letzten Jahren hat sich die Zahl an InsurTechs in Deutschland deutlich vergrößert. Waren es zunächst nur eine Handvoll Anbieter auf dem Markt, gibt es heute schon mehr als 40 Startups im InsurTech-Bereich. Auch die großen Versicherer haben das Potential erkannt. Schließlich setzt die Versicherungsbranche in Deutschland mehrere Milliarden Euro jährlich um.

    Auch die Investitionen in InsurTech-Startups weisen auf einen neuen Trend hin. So wurden 2016 allein in den USA knapp 800 Millionen Dollar in InsurTech-Startups investiert.

    Ob sich diese Unternehmen langfristig gegen die etablierten Versicherer durchsetzen, ist offen. Fest steht, dass einige der Anbieter besonders in Nischen erfolgreich sind. Somit bleibt abzuwarten, wie sich die InsurTechs bei komplexeren Produkten weiterentwickeln, die bisher sehr beratungsintensiv waren, wie zum Beispiel Altersvorsorgeprodukte.

    Warum sind InsurTechs eine große Herausforderung für die Branche?

    Für die Versicherungsbranche ist die hohe Dynamik der InsurTech-Startups eine große Herausforderung, da sich viele dieser Unternehmen nicht im Bereich herkömmlicher Regulierung bewegen. Zugleich gab es manche Angebote in dieser Form noch nie, sodass es keine Vergleichswerte gibt, an welchen sich die herkömmlichen Versicherungsgesellschaften orientieren können. Letztlich wird es von den Konsumenten selbst abhängen, wie erfolgreich InsurTech-Startups sind und wie sie sich auf dem Markt behaupten können.

    Wichtig bei der Auswahl von InsurTechs

    Wie für alle Versicherungen gilt auch für InsurTechs, dass das erste Angebot nicht immer gleich das beste ist. Vergleichen und prüfen ist auch in diesem neuen Bereich Voraussetzung für ein gutes Produkt.

    • Seriosität: Die meisten InsurTechs oder entsprechende Produkte gibt es noch nicht lange auf dem Markt. Dementsprechend ist es oft schwer zu prüfen, wie seriös diese sind. Ein guter Anhaltspunkt können unabhängige Testergebnisse sein. Denkbar ist auch, sich Kundenmeinungen zum jeweiligen Anbieter anzuschauen. Sie können darüber hinaus auch Freunde und Bekannte fragen, ob diese mit ihrem InsurTech-Anbieter zufrieden sind und ihn weiterempfehlen würden.
    • Sicherheit: Da die Dienstleistungen von InsurTechs überwiegend digital angeboten und verwaltet werden, spielt die Datensicherheit eine große Rolle. Prüfen Sie zum Beispiel, welche Sicherheitszertifikate der Anbieter nutzt und ob Ihre Daten verschlüsselt werden. Interessant kann auch die Frage nach dem Serverstandort des InsurTech-Startups sein. Empfehlenswert sind Anbieter, die den deutschen Standards beim Datenschutz entsprechen.
    • Kundenservice: Wie schnell sind die Reaktionszeiten des Kundenservice? Wie kann ich einen Mitarbeiter erreichen? Gibt es überhaupt einen persönlichen Kontakt? Diese Fragen sollten Sie sich bei der Auswahl eines Anbieters beantworten.
    • Beitragszahlung: Wie bei herkömmlichen Versicherungen auch sollten Sie Wahlmöglichkeiten bei der Beitragszahlung nutzen können. So sind die Tarife zum Beispiel meist günstiger, wenn Sie sich für eine jährliche Zahlweise entscheiden. Prüfen Sie aber auch, wie lange die Vertragslaufzeit ist und welche Kündigungsbedingungen eingehalten werden müssen.
    • Vorteile & Nachteile prüfen: Prüfen Sie im Vorfeld, ob Sie mit einem InsurTech tatsächlich Vorteile gegenüber einem etablierten Anbieter nutzen können. Betrachten Sie auch die Nachteile, die ein solcher Anbieter mit sich bringt. Von Nachteil kann es zum Beispiel sein, dass es keine Filiale gibt, die Sie aufsuchen können.
    • Bedingungen genau lesen: Kontrollieren Sie Verträge vor dem Unterzeichnen ganz genau. Makler-InsurTechs können zum Beispiel mit Mandat Verträge im Namen ihrer Kunden ohne Rückfrage abschließen oder kündigen.

    Erlaubnispflicht

    Unternehmen mit Sitz in Deutschland benötigen die Erlaubnis der Aufsichtsbehörde. 

    Als Rechtsgrundlagen gelten hier insbesondere §§ 8 bis 11 sowie §§ 23 bis 33 VAG. Gemäß § 8 Abs. 2 VAG darf die Genehmigung zum Betrieb eines Versicherungsgeschäfts nur Aktiengesellschaften, Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit und Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts erteilt werden.

    Fragen und Antworten

    Was bedeutet InsurTech?

    Der Begriff InsurTech ist ein Akronym oder Kofferwort. Es setzt sich aus den Anfangssilben der englischen Begriffe „insurance“ für „Versicherung“ und „technology“ für „Technologie“ zusammen. Wortwörtlich lässt sich InsurTech nicht übersetzen. Ein möglicher Begriff ist jedoch „Versicherungstechnologie“, der jedoch nur die Technologie umfasst, nicht aber die Tatsache, dass unter InsurTech auch Produkte oder Segmente gefasst werden können.

    Wie erkenne ich seriöse InsurTechs?

    Einen seriösen InsurTech-Anbieter erkennen Sie zum Beispiel daran, dass eine transparente Kommunikation zu Preisen und Leistungen erfolgt. Bevor Sie einen Vertrag abschließen, müssen Sie umfassend informiert werden. Bei einem seriösen Anbieter haben Sie außerdem eine feste Kontaktmöglichkeit sowie Ansprechpartner, die Sie bei Rückfragen per Mail, Chat oder Telefon kontaktieren können. Ein ehrliches InsurTech-Startup wird Sie nicht zu einem Vertrag drängen.

    Solvability II – Sind InsurTechs betroffen und bieten diese Garantien für Altersvorsorgeprodukte?

    Wenn InsurTechs eigene Versicherungsprodukte anbieten, müssen diese auch den hiesigen Anforderungen entsprechen. Somit müssten auch bei Altersvorsorgeprodukten die gleichen Garantien gelten wie bei anderen Anbietern. Viele InsurTech-Startups arbeiten mit etablierten Versicherern zusammen, welche dann die Garantie für das Startup übernehmen.

    Sind meine Daten geschützt?

    Da InsurTechs digital aufgestellt sind, werden Daten in der Regel in besonderem Maße geschützt. Prüfen Sie im Vorfeld immer die entsprechenden Datenschutzbestimmungen des Anbieters.

    Wie investiere ich in InsurTechs? Auf was sollte ich achten?

    Die Investition in ein InsurTech-Startup unterscheidet sich nicht von der Investition in andere Unternehmen. Sie können sich bei manchen Firmen über Crowd-Investing beteiligen oder bei Aktiengängen Aktien erwerben. Prüfen sollten Sie zum einen das Eigenkapital der Firmen und zum anderen Wirtschaftspläne, Investitionspläne oder andere Daten, welche Ihnen einen möglichen Einblick in die Entwicklung des Unternehmens geben können. Bedenken Sie jedoch bei jeder Investition in Startups, dass Sie damit ein hohes Risiko bis zum Totalverlust eingehen.

    Werden meine Verträge staatlich gefördert?

    Wenn Sie sich für ein InsurTech-Startup entscheiden, das sich zum Beispiel im Bereich Riester-Rente etabliert, können auch diese Verträge staatlich gefördert werden. Denn auch wenn die Verträge digital verwaltet werden, handelt es sich letztlich um ein Produkt, das die gleiche Basis hat wie herkömmliche Riester-Verträge.

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