Schwacke-Liste: Grundlage für die Autobewertung

Wenn Sie ein gebrauchtes Auto verkaufen möchten, müssen Sie den Wert des Fahrzeugs ermitteln. Dabei kann die sogenannte „Schwacke-Liste“ helfen. In dieser Datei werden seit Ende der 1950er-Jahre die Restwerte von PKW gesammelt. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wissenswerte rund um die Schwacke-Liste und wie sie den Wert eines Fahrzeugs bestimmt.

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: December 12, 2023

Author Daniel Winterl

Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Die Schwacke-Liste wurde im Jahr 1957 erstmals als „Marktbericht für Gebrauchtwagen“ veröffentlicht. Der Herausgeber hieß Hanns W. Schwacke. Er war Autohändler und kannte sich somit gut mit Autopreisen aus. Seine Liste war sofort erfolgreich, sodass sich Autoverkäufer und -käufer in Deutschland fortan an dieser objektiven Restwertermittlung für Gebrauchtwagen orientierten. Schon in den 1960er-Jahren expandierte die Schwacke-Liste in die Niederlande, nach Österreich und in die Schweiz. Hierfür wurde mit Eurotax eine eigene Firma gegründet.

    In den folgenden Jahrzehnten baute das Unternehmen seinen Dienstleistungsbereich weiter aus und digitalisierte sein Angebot schon in den 1980er-Jahren. In den 1990er-Jahren wurden die Schwacke-Daten zum Industriestandard. Auch Verwaltungsbehörden in ganz Europa greifen für Fahrzeugregistrierungen auf die Datenbestände zurück.

    Schon 1996 konnte die Schwacke-Liste online abgerufen werden. Heute wird das Angebot von der EurotaxGlass’s geführt. Das Unternehmen stellt seine Daten für viele europäische Länder bereit und hat seinen Sitz mittlerweile in der Schweiz.

    Die große Leistung des Autohändlers aus den 1960er-Jahren war und ist bis heute, dass Privatkunden und Händler gleichermaßen auf eine möglichst objektive Basis zur Preisbildung beim Automobilkauf und -verkauf zugreifen können. Mehr als 700.000 Datensätze mit 80.000 Fahrzeugmodellen und mehr als 60.000 Ausstattungsvarianten stehen zum Abruf über das Internet bereit.

    So wird der Fahrzeugwert berechnet

    Der Restwert eines Autos ist der Betrag, den dieses im Falle eines Verkaufs noch einbringen kann. Nach einem Unfall kann der Restwert aufgrund einer Wertminderung sinken.

    Die Restwertermittlung für Gebrauchtwagen basiert bei der Schwacke-Liste auf vier Aspekten:

    1. Dem Fahrzeugtyp
    2. Dem Baujahr
    3. Der Ausstattung
    4. Der aktuellen Laufleistung

    Alle vier Werte können den Fahrzeugpreis beeinflussen und den Wert des Fahrzeugs verringern oder erhöhen.

    Damit in der Schwacke-Liste die Restwerte von gebrauchten Kfz möglichst objektiv dargestellt werden, erheben die Mitarbeiter von EurotaxGlass´s regelmäßig verschiedene Daten. Dabei stützen sie sich im Wesentlichen auf vier Größen, die sie mit den Basiswerten der Fahrzeuge verknüpfen:

    • Beobachtung des Marktes: Hierfür werden die Preise auf Onlineportalen und in Herstellerbörsen sondiert. So prüfen die Mitarbeiter die Daten von Portalen wie AutoScout24 oder sammeln Fahrzeugpreise aus Zeitungsanzeigen.
    • Befragung von Händlern: Im Rahmen von Besuchen bei Händlern werden diese gebeten, eine Markteinschätzung abzugeben. Diese Einschätzungen fließen in die Bewertung ein.
    • Telefonbefragung von Händlern und Fahrzeugverkäufern: Bei diesen Interviews werden die Akteure zum Beispiel nach möglichen Margen oder Preisnachlässen durch Hersteller gefragt.
    • Statistiken: Die EurotaxGlass´s stellt eigene Statistiken auf Basis von Zulassungsdaten sowie Bestandzahlen auf.

    Mit Hilfe der gesammelten Daten wird die sogenannte „Notierung“ berechnet. Dabei handelt es sich um einen Durchschnittswert für ein Baujahr. Da dabei immer nur ein ganzes Baujahr betrachtet wird, fließen regionale Besonderheiten oder Herstelleraktionen nicht in die Berechnung ein.

    Eine Fahrzeugbewertung durch die Schwacke-Liste kostet 7,90 Euro. Nach der Bewertung wird ein Zertifikat als PDF-Datei zum Herunterladen bereitgestellt. Das Zertifikat enthält eine Übersicht zu den Fahrzeugdaten, wie Kilometer, Hubraum und die Zylinder-Anzahl.

    Nicht nur PKW können bewertet werden

    Die Schwacke-Liste wurde ursprünglich für Gebrauchtwagen geschaffen. Heute können Verbraucher ebenso wie Händler auf Preise von gebrauchten Wohnmobilen, Motorrädern, Transportern, LKW, Anhängern oder Booten zurückgreifen. Die Datenbank wird kontinuierlich erweitert und stets aktuell gehalten.

    Ziel ist dabei die Beurteilung eines Kaufpreises, etwa um faire Preise und damit auch faire Kredithöhen beim Autokredit zu ermöglichen.

    Restwertermittlung mit Listen in anderen Ländern

    Bei unseren französischen Nachbarn gibt es die sogenannte „Argus“-Liste. So heißt dort die Eurotax-Liste. In den USA können Gebrauchtwagenpreise mit Hilfe des „Kelley Blue Book“ ermittelt werden.

    Wie funktioniert die Schwacke-Liste?

    Um die Daten zu erhalten, müssen Sie zunächst die Schwacke-Liste online abrufen.

    1. Kenndaten eingeben
      Um den Restwert Ihres Fahrzeugs zu ermitteln, können Sie entweder Herstellernummer und Typenschlüssel (HSN/TSN) manuell eingeben oder Ihr Fahrzeug aus verschiedenen Eingaben ermitteln. Durch die Eingabe der Nummer auf dem Fahrzeugschein kommen Sie schneller zum Ziel. Andernfalls werden Marke, Modell, Monat und Jahr der Erstzulassung, Anzahl der Türen, Kraftstoffart und Laufleistung einzeln abgefragt. Die Website schlägt Ihnen anschließend passende Fahrzeugtypen und entsprechende Motor- und Getriebearten sowie den Bauzeitraum vor. Sie wählen die Fahrzeugdaten aus, die Ihrem Kfz entsprechen.
    2. Sonderausstattung auswählen
      Verfügt Ihr Kfz über bestimmte Sonderausstattungen wie besondere Lackierungen, Felgen, Klimaanlage oder andere „Specials“, wählen Sie diese aus.
    3. Zahlart auswählen
      Um die Kosten für den Datenabruf in Höhe von 7,90 Euro zu begleichen, stehen Ihnen das Online-Bezahlsystem PayPal und Kreditkartenzahlung zur Auswahl. Es werden die gängigen Kreditkarten von Visa, Mastercard, Diners und American Express akzeptiert.
    4. Daten anzeigen lassen
      Haben Sie die Zahlungsart und Ihre Daten bestätigt, erhalten Sie das Ergebnis angezeigt. Zugleich wird ein Zertifikat übertragen, dass alle wichtigen Informationen zur Preisermittlung enthält. Dieses Zertifikat können Sie später als Nachweis für die Kaufpreishöhe beim Autoverkauf verwenden.

    Nur PKW mit 12 Baujahren

    In der Schwacke-Liste werden nur PKW aufgeführt, die maximal zwölf Baujahre alt sind. Für Motorräder gilt eine noch kürzere Spanne von zehn Jahren.

    Bei älteren Fahrzeugen ist es nicht mehr möglich den Wert neutral und genau zu ermitteln. Wird trotzdem eine Einschätzung für ein älteres Fahrzeug benötigt, kann dies über den TÜV durchgeführt werden.

    Kosten

    Der Online-Abruf der Schwacke-Liste für Privatpersonen liegt bei 7,90 Euro. Gewerbetreibende verwenden die Daten von EurotaxGlass´s in der Regel als Abo. Damit können sie mehrere Abrufe pro Monat durchführen, ohne dafür jedes Mal bezahlen zu müssen.

    Darüber hinaus bietet EurotaxGlass´s Geschäftskunden noch weitere kostenpflichtige Services an, die nicht von Privatkunden genutzt werden können.

    Der Schwacke Car Index: Kostenlos aber weniger umfangreich

    Wenn Sie sich lediglich annäherungsweise über Preise für ein bestimmtes Fahrzeugmodell oder die Kosten für Gebrauchtwagen eines Herstellers informieren wollen, bietet sich der Schwacke Car Index an.

    Dabei handelt es sich um einen Online-Katalog der EurotaxSchwacke, der Daten zu verschiedenen Fahrzeugarten und -modellen enthält. Er ist nach Fahrzeugmarken sortiert, sodass sich Verbraucher schnell zurechtfinden können. Neben Preistendenzen erhält der Schwacke Car Index zahlreiche Zusatzinformationen zu Herstellern von Audi bis Volkswagen.

    Im Gegensatz zur Schwacke-Liste ist der Datenabruf aus dem Schwacke Car Index kostenlos. Die Daten sind eher allgemeiner Natur, aber um Nutzer-Erfahrungsberichte sowie persönliche Einschätzungen angereichert.

    Die zentralen Daten des Schwacke Car Index sind technische Daten, die Typklasse der Kfz-Haftpflicht sowie die Kosten für die Serienausstattung und bestimmte Sonderausstattungen.

    Weitere Alternativen zur Schwacke-Liste

    Es gibt weitere Anbieter, mit deren Hilfe Sie ein Kfz bewerten können.

    DAT-Liste Dabei handelt es sich um eine seit den 1930er-Jahren von der Deutsche Automobil Treuhand GmbH geführte Liste, die Gebrauchtwagenpreise enthält. Der Abruf der Daten ist kostenlos. Ebenso wie die Schwacke-Liste wird auch die DAT-Liste permanent aktuell gehalten. Allerdings können Sie damit nur die Daten der letzten 12 Jahre abrufen. Ist Ihr Auto älter, nützt Ihnen diese Liste für die Restwertermittlung nichts.
    ADAC Beim Allgemeinen Deutschen Automobil Club können Sie ein Gebrauchtwagengutachten in Auftrag geben. Dafür müssen Sie kein Mitglied sein. Als Mitglied zahlen Sie jedoch weniger. 
    Als Mitglied kann das online über das ADAC-Benutzerkonto gemacht werden. Zunächst müssen die Eckdaten des Fahrzeugs in ein vorgefertigtes Formular eingegeben werden. Abgefragt werden hier unter anderem die Fahrzeugart, die Marke, das Modell sowie die Erstzulassung.
    TÜV/DEKRA Staatlich anerkannt Prüfstellen wie TÜV oder DEKRA können für Sie eine professionelle Fahrzeugbegutachtung vornehmen. Sie müssen dabei mit Kosten von etwa 120 Euro rechnen.
    Freie Kfz-Gutachter Möglich ist die Fahrzeugbewertung auch durch freie Gutachter. Hier liegen die Preise deutlich höher, dafür sind die Gutachten sehr genau. Sie müssen dafür mit Kosten ab 150 Euro rechnen. Lohnenswert kann ein solches Gutachten vor allem bei hochpreisigen Gebrauchtwagen oder Oldtimern sein.

    Verwendung in der Praxis

    Die Schwacke-Liste ist sowohl für professionelle Autoverkäufer und Händler wie auch für Privatnutzer sinnvoll. In diesen Fällen kann die Schwacke-Liste auch für Sie nützlich sein:

    • Sie möchten einen Gebrauchtwagen kaufen: Wenn Sie ein gebrauchtes Fahrzeug kaufen möchten, ist die Preisgestaltung gerade bei Privatverkäufen häufig unübersichtlich. Um nicht von vornerein zu viel zu bezahlen, können Sie einen Richtpreis für das gewünschte Fahrzeug über die Schwacke-Liste ermitteln. Auf dieser Basis können Sie dann in die Preisverhandlung starten.
    • Sie möchten Ihr Auto verkaufen: Wenn Verbraucher Ihren PKW privat verkaufen oder einem Händler anbieten wollen, wissen sie häufig nicht, wo sie den Preis ansetzen sollen. Die Schwacke-Liste kann dann einen ersten Annäherungswert geben.
    • Sie möchten den Restwert für Ihr Leasingfahrzeug ermitteln: Der Leasingvertrag läuft aus und Sie möchten keine böse Überraschung beim Restwert erleben. In diesem Fall können Sie anhand der Schwacke-Liste schon einmal prüfen, ob der Wert dem vertraglich vereinbarten Restwert entspricht.
    • Sie benötigen eine Preisorientierung: Sie möchten erfahren, wie viel Ihr Auto oder Motorrad aktuell noch wert ist. Auch dann hilft die Schwacke-Liste weiter.

    Näherungswerte

    Auch wenn die Preise der Schwacke-Liste kontinuierlich aktualisiert werden, handelt es sich immer nur um Näherungswerte. So werden Sonderausstattungen der Hersteller zwar berücksichtigt, individuelle Einbauten oder Lackbeschädigungen sowie andere Merkmale werden aber nicht im Preis abgebildet. Ein exaktes Ergebnis liefert am Ende nur eine Begutachtung vor Ort.

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