Inzahlungnahme vom Auto: Darauf kommt es an

Autobesitzer haben beim Kauf eines neuen Kfz die Möglichkeit, ihr altes Fahrzeug beim Händler in Zahlung zu geben. Damit entfällt häufig eine Anzahlung für den Neuwagen. Zugleich müssen sich Verbraucher nicht selbst um den Verkauf des alten Autos kümmern.

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: March 20, 2024

Author Daniel Winterl

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Daniel Winterl verantwortet als gelernter Betriebswirt die Finanz- und Versicherungsthemen bei FinanceScout24, um Ihnen die wichtigsten Infos bei ihrer Suche zur Verfügung zu stellen und das richtige Angebot für Sie zu finden.

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Inhaltsverzeichnis
     

    Die Inzahlungnahme von Gebrauchtwagen ist äußerst beliebt. Laut einer Studie der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) nutzten rund 72 Prozent der Privatpersonen die Inzahlungnahme, wenn sie ihr Fahrzeug bei einem Markenhändler gekauft haben. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, wie die Inzahlungnahme eines Kfz abläuft und worauf Sie dabei achten sollten.

    Ablauf der Inzahlungnahme

    Wer sein Auto beim Neukauf eines PKW in Zahlung geben möchte, sollte zunächst den ungefähren Restwert seines Fahrzeugs kennen. Dann lässt sich besser abschätzen, ob das Angebot einer Inzahlungnahme auch tatsächlich von Vorteil ist. Um ein erstes Gefühl über den aktuellen Wert des Fahrzeuges zu erhalten, können Sie eine Gebrauchtwagenbewertung durchführen.

    Der gesamte Prozess der Inzahlungnahme läuft in den Grundzügen meist so ab:

    1. Sie entscheiden sich, einen Neuwagen zu kaufen oder zu finanzieren. Zu diesem Zweck ermitteln Sie unterschiedliche Angebote von Autohändlern.
    2. Sie ermitteln den Restwert Ihres Fahrzeugs. Auf dieser Basis können Sie später in Verhandlung mit dem Händler gehen. Für die Restwertermittlung stehen Ihnen verschiedene Optionen offen.
    3. Sie gehen zu einem Autohändler und fragen an, ob er Ihr Auto beim Neuwagenkauf in Zahlung nimmt.
    4. Ist er einverstanden, wird der Restwert Ihres Fahrzeugs durch den Händler ermittelt. Der Restwert des PKW kann dann ähnlich wie eine Anzahlung für den Neukauf oder eine Finanzierung verwendet werden.
    5. Sie wählen schließlich ein Neufahrzeug aus. Ihr alter PKW wird in Zahlung genommen und mit dem Kaufpreis des neuen Autos verrechnet oder als Anzahlung verwendet.
    6. Der Händler kümmert sich nach dem Kauf selbst um die Weiterverwertung Ihres alten PKW.

    Warum nehmen Autohändler Autos überhaupt in Zahlung?

    Für Autohändler gibt es verschiedene Gründe, die für eine Inzahlungnahme sprechen:

    • Quoten: Markenhändler sind von den Autokonzernen meist zum Erreichen bestimmter Verkaufsquoten verpflichtet. Davon hängen wiederum weitere Vorteile für den Händler ab wie günstigere Einkaufspreise oder höhere Gewinne. Wenn der Autohändler durch eine Inzahlungnahme einen Neuwagen verkauft, steigert er dadurch seine Neuwagenquote. Die Ausgaben für die Inzahlungnahme rechnet er in seiner Kalkulation gegen die Gewinne durch den Neuwagenverkauf. Wenn er ein Plus macht, hat sich die Übernahme Ihres PKW gelohnt.
    • Höherer Verkaufswert: Autohändler erkennen in der Regel sehr schnell das Verkaufspotential, das ein Gebrauchtwagen bietet. Durch ihr großes Netzwerk haben sie zudem die Möglichkeit, das Fahrzeug leichter zu verkaufen. In der eigenen Werkstatt können Motoren, der Innenraum oder das Exterieur wie der Lack nachgearbeitet werden. Auf diese Weise lässt sich der Verkaufserlös zusätzlich steigern. Häufig liegen die Verkaufspreise für in Zahlung genommene PKW deutlich über dem Ankaufspreis.
    • Kundenbindung: Wer sich für einen Neuwagen bei einem Markenhändler entscheidet, ist dadurch in der Regel stärker an das Autohaus gebunden. So kann der Autohändler durch die Inzahlungnahme später von Inspektionsarbeiten, Zubehörkauf, Reifenkauf oder anderen Serviceleistungen finanziell profitieren. Diese Einnahmen können auch einen hohen Ankaufspreis in Kombination mit dem Verkauf des gebrauchten PKW mehr als kompensieren.

    Preis aushandeln

    Verkäufer und Käufer sind bei der Inzahlungnahme frei, den Preisnachlass selbst zu bestimmen. Theoretisch können Sie als Verkäufer einen Preis für den Gebrauchtwagen frei vorschlagen. Akzeptiert der Händler Ihr Angebot, müssen keine Verhandlungen erfolgen.

    In der Praxis wird der Preis für Ihren Gebrauchtwagen jedoch überwiegend durch den Verkehrswert des Fahrzeugs bestimmt. Hierfür nutzen seriöse Autohändler Gutachter von technischen Prüforganisationen wie TÜV, DEKRA oder KÜS. Die Prüfer kontrollieren den Zustand des Fahrzeugs. Bei der Wertermittlung spielen zudem noch weitere Faktoren wie das Alter oder die Anzahl der Vorbesitzer eine Rolle.

    Als Verkäufer sollten Sie bei einer Inzahlungnahme immer darauf achten, dass der Händler eine faire Begutachtung Ihres PKW vorschlägt und Ihnen diese Begutachtung nicht in Rechnung stellt. Selbstverständlich kann der Händler Ihnen auch direkt einen Preis empfehlen. Allerdings ist diese Schätzung immer subjektiv und es besteht die Gefahr, dass der Verkehrswert Ihres Autos zu gering eingeschätzt wurde.

    Aber letztlich hängt es davon ab, ob Sie dem ermittelten Wert für die Inzahlungnahme zustimmen. Denn Sie schließen einen Vertrag mit dem Händler über den Ankauf ab, bei dem Sie gemeinsam die Konditionen vereinbaren können.

    Klauseln bei der Inzahlungnahme

    Klauseln in einem Vertrag über die Inzahlungnahme, die dem Händler einen sofortigen Rücktritt bei Vorliegen von Sachmängeln beim Tag der Übergabe erlauben, sind nach einem Urteil des Landgerichts Hannover aus dem Jahr 2010 unwirksam. So kann der Autohändler den Verkäufer lediglich zu einer Nacherfüllung der Vertragsbedingungen verpflichten.

    Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn das Fahrzeug geschätzt wurde und das Gutachten Teil des Kaufvertrags ist, ein technisches Detail aber nicht mehr dem Inhalt des Gutachtens entspricht.

    Unwirksam kann ein Vertrag zur Inzahlungnahme erst dann werden, wenn Sie der Pflicht zur Nacherfüllung nicht nachkommen. Ebenso kann der Händler den Vertrag stornieren, wenn Sie falsche Angaben zum Fahrzeug gemacht haben.

    Autoankauf per Visitenkarte kann unseriös sein

    Von der Inzahlungnahme eines PKW an die Käufer, die über Visitenkarten um einen Verkauf bitten, ist nach einer Reportage des RBB eher abzuraten. Der Beitrag zeigt, dass die Methoden der Autoankäufer häufig eher unseriös sind.

    Restwert ermitteln

    Den Restwert Ihres PKW können Sie auf unterschiedliche Weise ermitteln. Die gängigste und meist günstigste Methode ist die sogenannte „Schwacke-Liste“. Dort sind Gebrauchtwagenpreise seit den 1950er-Jahren aufgeführt. Um einen Wert aus der Liste zu erhalten, müssen Sie mit etwa zehn Euro rechnen.

    Alternativ können Sie Ihr Auto als Mitglied eines Automobilclubs wie dem ADAC von einem Gutachter günstig prüfen lassen. Dazu fragen Sie am besten in Ihrem Automobilclub nach. Als erste Orientierung können Sie auch die Gebrauchtwagenlisten des ADAC nutzen. Hierfür müssen Sie allerdings Mitglied sein.

    Sie haben auch die Möglichkeit, gegen eine Gebühr, den Preis für Ihren Gebrauchtwagen beim TÜV oder der DEKRA schätzen zu lassen. Für das Gutachten werden in der Regel ca. 100 Euro fällig. Die Investition kann sich lohnen, da Sie damit eine gute Verhandlungsbasis beim Autohändler haben.

    Wenn der Käufer zu wenig Nachlass für den Neuwagen bietet

    Wenn Ihnen ein Käufer einen zu geringen Preis für die Inzahlungnahme Ihres PKW anbietet, können Sie versuchen, zu handeln. Von Vorteil bei Preisverhandlungen kann Zubehör oder Sonderausstattung sein. Haben Sie ein neues Autoradio oder Navigationsgerät einbauen lassen, steigt der Verkehrswert. Gibt es Dachträger oder Fahrradträger, die Sie mit dem Auto verkaufen können, lässt sich der Preis ebenfalls steigern.

    Können Sie nachweisen, dass Ihr Auto regelmäßig und ohne Lücken bei der Inspektion war, sind ebenfalls höhere Preise möglich.

    Verhandlungsvorteile ergeben sich meist auch dann, wenn Sie eine höhere Ausstattung bei Ihrem Neuwagen wählen und der Händler dadurch mehr verdient.

    Bedenken Sie, dass der Autohändler nicht zu einer Inzahlungnahme verpflichtet ist. Letztlich wollen Sie jedoch beide einen Vorteil von einem Vertrag haben. Deshalb sollten Sie sich sowohl beim Autokauf als auch beim Preis für Ihr altes Fahrzeug entgegenkommen.

    Inzahlungnahme oder Auto verkaufen?

    Nicht immer lohnt es sich, einen Neuwagen gegen Inzahlungnahme des alten Fahrzeugs zu kaufen. Wichtig ist, dass Sie alle Optionen im Vorfeld prüfen. So kann es zum Beispiel möglich sein, dass Sie einen höheren Verkaufspreis mit einem Privatverkauf erzielen.

    Das eingenommene Geld können Sie anschließend für eine Anzahlung, zusätzliches Eigenkapital beim Autokredit oder einen Zuschuss für einen Barzahlerrabatt verwenden.

    Lohnt sich die Inzahlungnahme?

    Vorteile der Inzahlungnahme Nachteile der Inzahlungnahme
    Unkomplizierte Abwicklung und geringer Aufwand Händler bieten nicht immer den besten Preis für das Fahrzeug an
    Besitzer muss sich nicht um Verkauf des alten PKW kümmern Bei älteren Gebrauchtwagen meist nicht sinnvoll
    Meist Preisvorteile beim Neuwagenkauf  

    Grundsätzlich entscheidet der Autohändler, ob er bereit ist, Ihr altes Auto in Zahlung zu nehmen. Dabei müssen die Automarke Ihres Gebrauchtwagens und die Marke des Neuwagens nicht übereinstimmen. So kann zum Beispiel ein VW-Händler auch einen BMW ankaufen oder ein Mercedes-Händler einen Toyota. Es spielt auch prinzipiell keine Rolle, ob Sie einen Kleinwagen in Zahlung geben und eine Mittelklasse-Limousine kaufen wollen.

    Meist sind jedoch gerade Markenhändler eher bereit, beim Ankaufpreis entgegenzukommen, wenn Sie bereits Kunde beim Autohaus sind oder eine Marke der Markenfamilie fahren. Allerdings kann es auch sein, dass Sie mit einer Fremdmarke gerade als Neukunde interessant für einen Autohändler sind. Grundsätzlich gilt hier: Je höher der Preis des Neufahrzeugs, desto wahrscheinlicher ist ein guter Preis bei der Inzahlungnahme.

    Alternativen

    Eine mögliche Alternative zur Inzahlungnahme ist die Kommission. In diesem Fall stellen Sie das Fahrzeug auf dem Gelände des Händlers ab und er kümmert sich um einen Verkauf. Dafür bezahlen Sie eine Standmiete. Im Falle eines erfolgreichen Verkaufs erhält der Händler eine vorher vereinbarte Provision. Auf diese Weise müssen Sie sich nicht selbst um den Verkauf kümmern und können bei einem attraktiven Gebrauchtwagen auf einen schnelleren Absatz hoffen.

    Nachteilig kann jedoch die Standgebühr sein. Bleibt das Auto länger stehen, kann die Standmiete den Vorteil des geringeren Aufwands zu Nichte machen.

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