Nachhaltiges Bauen: Das Bauen der Zukunft?

Nachhaltigkeit spielt auch beim Hausbau eine immer wichtigere Rolle. In diesem Zusammenhang wird häufig von „Grünem Gebäude“ oder „Green Building“ gesprochen.

Daniel Winterl

Redaktionsleitung FinanceScout24


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Zuletzt aktualisiert: April 27, 2023

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Inhaltsverzeichnis
     

    Dabei handelt es sich um Bauten, die - finanziert mit Eigenkapital und / oder einer Baufinanzierung - von der Planung bis zur Durchführung auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz ausgelegt sind. Das Gebäude besteht dabei aus umweltfreundlichen Baustoffen und zugleich aus einer energieeffizienten Bauweise.

    „Green Buildings“ werden in Deutschland zum Beispiel mit Solarhäusern oder Niedrigenergiehäusern gebaut. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige rund um nachhaltiges Bauen.

    Was ist nachhaltiges Bauen?

    Wenn von nachhaltigem Bauen gesprochen wird, handelt es sich um Gebäude, die auf der Basis von Nachhaltigkeit errichtet und betrieben werden. Bauen wird zunehmend nachhaltiger und der hierbei bevorzugte Baustoff ist immer häufiger Holz.

    Als nachhaltiges Bauen wird der Planungs- und Bauausführungsprozess sowie eine Nutzungsweise, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, bezeichnet. Die Wahrung des Ökosystems und der Umwelt, der Nutzen für Mensch und Gesellschaft und die Optimierung und Steigerung des ökonomischen Potenzials eines Gebäudes stehen hierbei im Vordergrund.

    Nachhaltigkeit setzt sich dabei aus den folgenden drei Komponenten zusammen:

    1. Ökologische Qualität
      Das Gebäude muss mit umweltfreundlichen Materialien errichtet werden, die sich auch umweltschonend entsorgen lassen. Zugleich muss die Bauweise den Umweltschutz fördern. Dies sind unter anderem Lehm, Ziegel, Naturstein, Kork oder Holz.
    2. Ökonomische Qualität
      Nachhaltiges Bauen umfasst die Vorstellung, dass wirtschaftliche Gesichtspunkte bei Planung, Konstruktion und Betrieb ebenso eine wichtige Rolle spielen.
    3. Sozio-kulturelle Qualität
      Durch nachhaltiges Bauen wird die soziale Leistungsfähigkeit der Bevölkerung gestärkt und ein friedliches Zusammenleben ermöglicht. Als Gemeinschaft wird etwas Gutes getan und somit wird auch das Miteinander gestärkt.

    Bei dieser Definition wird auch vom sogenannten „Drei-Säulen-Modell“ der Nachhaltigkeit gesprochen. Die einzelnen Aspekte werden dabei nicht isoliert betrachtet. Nachhaltigkeit entsteht erst durch das Zusammenspiel der jeweiligen Qualitäten.

    Tradition seit dem 18. Jahrhundert

    Von „Nachhaltigkeit“ wurde bereits im 18. Jahrhundert im Bereich der Forstwirtschaft gesprochen. Eine nachhaltige Forstwirtschaft bedeutete, dass nur so viele Bäume gerodet werden durften, wie im selben Zeitraum nachwachsen können.

    So wird bei Gebäuden die ökologische Qualität gesichert

    Wenn ein Gebäude nachhaltig gebaut wird, kann die ökologische Qualität durch die Verwendung umweltfreundlicher Materialien und Bauverfahren gesichert werden. Dabei wird nicht nur der Bau selbst, sondern auch der gesamte Lebenszyklus des Gebäudes berücksichtigt.

    In Deutschland fokussiert die ökologische Qualität vor allem den Klimaschutz durch den Verzicht von Treibhausgasen, die für Baumaterialien verwendet werden.

    Zertifizierungen für nachhaltige Gebäude

    Um die nachhaltige Qualität eines Gebäudes zu bestimmen, gibt es verschiedene Zertifizierungsverfahren für Gebäude. In der Bundesrepublik haben sich vier verschiedene Systeme zur Bewertung und Zertifizierung nachhaltiger Gebäude etabliert:

    1. Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)
    2. Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB)
    3. Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM)
    4. Leadership in Energy and Environmental Design (LEED)

    So bauen Sie ökologisch

    Wer ökologisch baut, sollte nur bestimmte Materialien zum Hausbau verwenden. Folgende ökologische Baustoffe bieten sich zum Beispiel an:

    • Naturbaustoffe wie Lehm, Ziegel oder Natursteine
    • Natürliche Dämmstoffe
    • Naturfarben sowie Klebstoffe auf Pflanzenbasis und ohne Lösungsmittel
    • Mehrfachisolierte Holzfenster

    Ökologische Baustoffe zeichnen sich nicht nur durch Umweltfreundlichkeit in der Anwendung, sondern auch deren umweltfreundliche Herstellung aus. Diese Baustoffe sind umweltschädlich und sollten vermieden werden:

    • Kunststoffe auf Rohölbasis
    • Lacke
    • Dämmwolle
    • Sand und Kies

    Wichtige Schritte, wenn Sie nachhaltig bauen wollen

    Wer nachhaltig bauen möchte, sollte sich im Vorfeld genaue Gedanken über den Aspekt der Nachhaltigkeit machen. Denn diese spielt nicht nur bei Planung, Konzeption und Ausführung eine Rolle. Ein nachhaltiges Gebäude zahlt sich auch durch seine Langlebigkeit aus.

    Es gibt keine einheitliche Vorgehensweise für nachhaltiges Bauen. Wichtig ist jedoch, dass Sie bei Ihrer Planung folgende Aspekte berücksichtigen:

    • Wie können natürliche Ressourcen beim Bau und später bei der Nutzung geschützt werden?
    • Wie kann der vorhandene Boden möglichst effizient genutzt werden?
    • Ist es möglich, ein bereits vorhandenes Gebäude nachhaltig umzugestalten?
    • Welche Materialien sind umweltfreundlich?
    • Welche regenerativen Energiequellen kann ich nutzen?
    • Wie kann das Ökosystem beim Bau geschützt werden?

    Leitfäden nachhaltiges Bauen

    Leitfäden für nachhaltiges Bauen finden Sie auf dem Informationsportal nachhaltigesbauen.de sowie auf der Homepage des Umweltministeriums.

    Reduzierter Energieverbrauch

    Laut Berechnungen lag der Primärenergieverbrauch im ersten Quartal des Jahres 2022 bei 935 TWh. Dies entspricht einem Rückgang um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Energieeffizientes Bauen bedeutet nach den aktuellen Vorgaben, dass ein Neubau zur Beheizung sowie Trinkwassererwärmung einen Bedarf von ungefähr 50-60 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr hat. Dies gleicht  dem Energieäquivalent von 5-6 Liter Heizöl.

    Um die Energieeffizienz beim nachhaltigen Bauen zu erhöhen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die von Bauherren getroffen werden können:

    • Ausrichtung des Hauses: Häuser lassen sich optimal zur Sonne ausrichten. Auf diese Weise kann der Heizbedarf sinken. Zudem wird weniger künstliches Licht benötigt.
    • Verzicht auf Kühlanlagen: Durch den Verzicht auf den Einbau von Klimaanlagen kann Energie gespart werden.
    • Wärmedämmung verwenden: Durch die Verwendung ökologischer Dämmstoffe wie Holz, Seegras oder Zellulose kann das Haus Energie speichern und zugleich vor Kälte schützen. Eine gute Wärmedämmung ist wichtig, damit nicht zu viel Energie beim Heizen verschwendet wird. Eine Wärmedämmung kann außerdem durch eine natürliche Dachbedeckung erzielt werden.
    • Verwendung von Solaranlagen: Solartechnik lässt sich zu Strom- oder Wärmegewinnung einsetzen.
    • Verwendung von Wärmepumpen oder Tiefenwärme: Durch Wärmepumpen kann Heizenergie eingespart werden.
    • Verwendung von Kleinwindkraftanlagen: Mit kleinen Windkraftanlagen lässt sich umweltfreundlich Strom erzeugen.
    • Mehrfachverglaste Fenster und Türen: Diese Ausstattung verringert den Wärmeverlust über das Glas.
    • Alternative Energieträger: Holz oder Holzpellets können den Bedarf an Wärmeenergie decken. Voraussetzung dafür ist, dass das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt.

    Fördermöglichkeiten beim nachhaltigen Bauen

    Wer nachhaltig baut und eine Zertifizierung benötigt, muss nicht zwingend mit höheren Kosten rechnen. Wichtig ist, dass das ökologische Haus sinnvoll geplant wird.

    Gutachter- und Expertenkosten

    Vor dem nachhaltigen Hausbau wird ein entsprechender Sachverständiger benötigt. Diese Gutachterkosten können sehr teuer werden.

    Versuchen Sie im Vorfeld deshalb, diese Kosten mit der Einsparung durch Fördermöglichkeiten zu verrechnen.

    Grüne Kredite der Banken

    Grüne oder ethische Banken basieren auf einem ökologischen oder nachhaltigen Geschäftsmodell. Diese Banken fördern in besonderem Maße die nachhaltige Bauwirtschaft. Voraussetzung für ein Darlehen bei einer „Grünen Bank“ ist meist, dass Sie die nachhaltige Bauweise durch eine Zertifizierung Ihres Bauvorhabens nachweisen können.

    Der Vorteil dieser Zuschüsse besteht darin, dass der Verwendungszweck nicht auf spezielle Maßnahmen, sondern allgemein auf die nachhaltige Bauweise beschränkt ist. Mögliche Anbieter in Deutschland sind:

    • Ethik Bank
    • GLS Bank
    • Triodos Bank
    • UmweltBank

    KfW Darlehen: Die staatliche Unterstützung grüner Bauvorhaben

    Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist ein staatliches Kreditinstitut und fördert nachhaltige Bauvorhaben oder Umbauten. Bauherren müssen jedoch vor dem Bau einen Antrag auf Förderung einreichen, damit dieser zunächst geprüft werden kann. Ein nachträglicher Antrag auf KfW-Förderung ist in der Regel nicht möglich.

    Die Fördersumme richtet sich nach dem sogenannten „Ökofaktor“ des Gebäudes. Hierfür wird der Energieeffizienz-Standard des Gebäudes gemessen.

    Verschiedene KfW-Effizienzhäuser

    Von der KfW werden verschiedene Effizienzhäuser gefördert. Die Standards sind 40 Plus, 40 und 55. Je kleiner dabei die Zahl, desto höher ist die Energieeffizienz des Gebäudes und desto höher fällt die KfW-Förderung aus.

    Für ein KfW-Effizienzhaus 55 ist ein Tilgungszuschuss von bis zu 5.000 Euro möglich, bei einem Effizienzhaus 40 Plus sind es 15.000 Euro.

    Rechenbeispiel

    Wenn eine Familie ein KfW-Haus 40 Plus baut, muss sie später bei der Kredittilgung 15.000 Euro weniger bezahlen.

    Bewertungsstandards und Leitfäden

    Für die Bewertung der Nachhaltigkeit gibt es verschiedene Standards, die sich etabliert haben. Die deutschen Banken orientieren sich bei der Kreditvergabe an den folgenden beiden Standards.

    Darüber hinaus gibt es noch zwei internationale Standards, die in manchen Fällen herangezogen werden, den LEED und den BREEAM.

    DGNB

    Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen - DGNB e.V. wurde 2007 gegründet und entwickelt Zertifizierungssysteme für nachhaltiges Bauen. Die Zertifizierungsgrade gibt es in den drei Abstufungen Bronze, Silber und Gold. Die Gesellschaft ist in Deutschland der Marktführer für Zertifizierungen nachhaltiger Gebäude.

    Für die Bewertung der Gebäude zieht die Gesellschaft sechs verschiedene Faktoren heran: Ökonomische Qualität, ökologische Qualität, sozio-kulturelle Qualität sowie technische Qualität, Prozessqualität und Standortqualität.

    Damit erweitert die DGNB den klassischen Nachhaltigkeitsbegriff beim Bauen um drei weitere Faktoren. Die ersten drei genannten Faktoren fließen mit 22,5 Prozent in die Wertung ein, ebenso die technische Qualität. Die Prozessqualität macht zehn Prozent der Bewertung aus, die Standortqualität findet nur Erwähnung.

    Die Bewertungen werden für einzelne Nutzungsprofile erstellt.

    BNB

    Das Bewertungssystem nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) wurde speziell für Bundesgebäude entwickelt.

    Es basiert auf folgenden Anforderungen:

    • Ökologische Qualität
    • Ökonomische Qualität
    • Soziokulturelle und funktionale Qualität
    • Technische Qualität
    • Prozessqualität

    Seit 2015 finden die Kriterien des BNB auch im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) in Berlin Anwendung. Privatanwender können sich darüber Ein- und Mehrfamilienhäuser zertifizieren lassen.

    Fragen und Antworten

    Welche verschiedenen Arten ökologischer Häuser gibt es?

    Es gibt verschiedene nachhaltige Gebäudearten, so zum Beispiel Null-Energiehäuser, Plus-Energie-Häuser oder Solarhäuser.

    Was ist ein Null-Energie-Haus? Wie wird diese Energiebilanz erreicht? Welche Anlagen sind dafür notwendig?

    Ein Null-Energie-Haus ist ein weiterentwickeltes Passivhaus. Die Energiebilanz zwischen verbrauchter Energie und genutzter Energie ist dabei ausgeglichen. Diese Bilanz wird durch die Verwendung von Solarzellen, einer effizienten Wärmedämmung sowie Lüftung, kombiniert mit alternativer Wärmegewinnung, erzielt.

    Was ist ein Plus-Energie-Haus?

    Ein Plus-Energie-Haus ist ein Gebäude, das pro Jahr mehr Energie erzeugt, als es tatsächlich verbraucht. Die Energiegewinnung ist umweltfreundlich und erfolgt über Photovoltaik- oder Solaranlagen.

    Welche Schwierigkeiten kommen auf den Bauherren beim Plus-Energie-Hausbau?

    Bei der Planung und Umsetzung von Plus-Energie-Häusern besteht die besondere Schwierigkeit darin, die Energie effizient zu nutzen und zu verteilen, ohne dass die Energiebilanz darunter leidet. Darüber hinaus lässt sich die Energiegewinnung über Sonnenkraft nicht so genau voraussagen.

    Welche Rolle spielt der Standort des Hauses?

    Für Plus-Energie-Häuser spielt der Standort eine sehr wichtige Rolle, denn die Effizienz dieser Gebäude hängt letztlich von der Sonneneinstrahlung ab.

    Wofür kann die überschüssige Energie verwendet werden?

    Die überschüssige Energie von Plus-Energie-Häusern wird wieder ins Stromnetz eingespeist.

    Was ist Primärenergie?

    Bei Primärenergie handelt es sich um Energie, die mit fossilen Energieträgern erzeugt wird. Plus-Energie-Häuser benötigen diese in der Regel nicht.

    Was ist „graue Energie“ und wieso wird sie nicht bei der Energiebilanz berücksichtigt?

    Die graue Energie ist die Energie, die für die Herstellung von Produkten oder deren Transport sowie Lagerung und Verkauf oder Entsorgung aufgebracht werden muss. Diese Energie wird beim Plus-Energie-Haus nicht einberechnet, da der Aufwand dafür zu groß wäre.

    Wie funktionieren Niedrigenergiehäuser?

    Niedrigenergiehäuser basieren auf einer umfangreichen Wärmedämmung sowie einer intelligenten Lüftungssteuerung. Zugleich wird der Energiebedarf möglichst mit alternativen Energieformen erzeugt.

    Gibt es noch weitere ökologische Hausarten?

    Verbraucher können Holzhäuser oder Lehmhäuser bauen. Diese gelten ebenfalls als nachhaltige Gebäude.

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